11 / 2000
  „Selber schwimmen“

Nicht mehr als 4% der Mittel für Kunst kommen im Schnitt aus privatem Sponsoring. Diesen Anteil etwas zu steigern hatten sich die KünstlerInnen des Vereins ARTOPHOBIA heuer im Rahmen ihres Projektes „Selber schwimmen“ zum Ziel gesetzt. Der Erfolg hielt sich in Grenzen.

ARTOPHOBIA wagte ein Experiment: Die an einem gemeinsamen Ausstellungsprojekt teilnehmenden KünstlerInnen sollten die Mittel für ihr Schaffen ausschließlich aus privaten Sponsor-Quellen beziehen. Von 1. bis 3. November wurden die Ergebnisse schließlich in der ehemaligen Postgarage in der Dreihackengasse präsentiert.
 

Jani Schwob: „Zusammenarbeit zwischen Kunst und Wirtschaft muss alltäglich werden.“
 

Achtungserfolge
Der Grafiker Jani Schwob, Mitbegründer des Vereins ARTOPHOBIA: „Wir haben den Aufbau von Beziehungen zu Unternehmen als wesentlichen Bestandteil des Projektes gesehen – und wir wollten dabei auch verifizieren, wie sehr sich KünstlerInnen gängigen Marktanforderungen anpassen müssen, um finanziell erfolgreich zu sein.“ Das Ergebnis fiel auf den ersten Blick ernüchternd aus. Schwob: „Das lag vielleicht auch daran, dass die KollegInnen wenig Erfahrung mitbringen, wie man/frau mit den VertreterInnen der Wirtschaft umgehen muss.“ Umgekehrt sei aber das Interesse gerade der lokalen Wirtschaft, avantgardistische oder experimentelle Kunst zu fördern, eher gering bis gar nicht vorhanden.
Dennoch gab’s zumindest Achtungserfolge: Der Videokünstler Michael Blank fand in der Ottakringer Brauerei einen Mäzen für sein Opus. Der „Preis“, den er dafür entrichtete: Mitten im Streifen explodiert eine Flasche Ottakringer …
 

ILA, gesponsertes Model: 
Ohne „Marktgängigkeit“ kein Sponsoring

Zwischen Autonomie und „Marktgängigkeit“
Michael Gumhold löste die gestellte Aufgabe durch optimales Product-Placement: Die Herstellung seiner Feuerlöscher-Imitate aus Billigstmaterial wurde fast zwangsläufig von einem Feuerlöscher-Hersteller gefördert.
Das Grazer Multitalent ILA konnte für seine groß geplante Installation (Pamela Anderson am Swimming-Pool) sogar zwei Sponsoren gewinnen: Nachdem die angesprochenen Pool-Hersteller abgewunken hatten, sprang die kleine Schwester des Künstlers in die Bresche und überließ ihm einen Barbie-Pool. Erfolgreicher waren die Verhandlungen ILAs mit der Firma Styria Art Transit Jöbstl: Es reichte zwar nicht für Pamela, aber doch für ein professionelles Model, das sich am Mini-Pool räkeln durfte. ILA: „Privates Sponsoring darf auf der einen Seite nicht dazu führen, dass sich die öffentliche Hand aus der Kunstförderung verabschiedet; ohne öffentliche Subventionen kann’s keine autonome und freie Kunst geben. Andererseits ist es für die Kunst natürlich notwendig, auch Marktgängiges zu produzieren, auch beim breiteren Publikum Interesse zu erzeugen.“
Schwobs Resümee des Projektes „Selber schwimmen“: „Für beide Seiten – Wirtschaft und Kunst – gilt’s noch viel persönlichen Einsatz aufzubringen, damit die Zusammenarbeit alltäglich wird. Gewinnen würden beide dabei.“  
cs

 

 
NOVEMBER-AUSGABE
KUNST / KULTUR / 2003