Univ. Prof. Dr. Christian Brünner (LIF)
Interview
 
KORSO: Vom Rechnungshofpräsidenten Fiedler wurde jüngst wiederum aus Einsparungsgründen eine Zusammenlegung der Bundesländer bzw. Landtage gefordert.
Brünner: Die Frage, ob es Landtage geben soll, darf nicht nur unter betriebswirtschaftlich-ökonomischen Gesichtspunkten gesehen werden, sondern muss auch unter demokratiepolitischen Aspekten betrachtet werden. Denn die österr. Landtage haben wichtige demokratiepolit. Funktionen wie etwa die legitimierende Vermittlung politischer Entscheidungen und die Kontrolle der Landesregierung und -verwaltung.
Die Idee eines Generallandtags ist ebenso sinnlos wie statt neun Bundesländern drei Regionen zu schaffen – denn die Mehrgleisigkeit bleibt dennoch bestehen.

KORSO: Welche Konsequenzen würde Ihrer Ansicht nach eine Abschaffung der Landtage haben?
Brünner: Wenn der Landtag abgeschafft wird, gibt es keinen Landeshauptman mehr, sonmdern nur mehr eine/n eingesetzte/n Beamtin/-en, das ist dann keine demokratisch legitimierte Person mehr. Zudem fehlen für Abschaffung der Landtage die Rahmenbedingungen denn dazu müßte ich die Bundesverfassung ändern, ich brauche dazu auch eine Verfassungsänderung. Bis es im Nationalrat aber zu einer 2/3-Mehrheit für die Abschaffung der Landtage kommt, das werden weder LR Hirschmann noch ich erleben.

KORSO: Für Landesrat Hirschmann sind die Landtage reine "Geldvernichtungsmaschinen", die etwa zur gleichen Materie unterschiedliche Landesgesetze beschliessen.
Brünner: Es muss eine fundierte Diskussion über die Aufgabenverteilugn der verschiedenen Ebenen geben. In der historischen Entwicklung wurde nie ein schlüssiges System entwickelt. Es wäre schon lange möglich, dass man nicht neun Baugesetze hat, aber die ÖVP mit ihren Bürgermeistern hat sich hier quergelegt. Ich bin für eine fundierte Diskussion, bei der auch Experten beigezogen und wo alle sechs Ebenen (also auch die Regionen) einbezogen werden sollten. Über der Länderstruktur könnte es zB auch ene grenzüberschreitende Regionenstruktur geben. Diese Themen müssen jedenfalls unter sachpolitischen Gesichtspunkten diskutiert werden, denn Politiker haben in dieser Diskussion immer Angst, Einfluss zu verlieren.

KORSO: Wo gibt es Ihrer Ansicht nach Einsparungspotentiale in den politischen Strukturen?
Brünner: Es könnten Schritte zur Verkleinerung der Landesregierung geben (was übrigens 1995 zwischen Schmid von der FPÖ und Schachner von der SPÖ bereits vereinbart war) – das könnte der steirische Landtag auch alleine beschließen. Fünf Mitglieder in der Landesregierung würden reichen und dadurch könnten hunderte Millionen Schilling eingespart werden. Ich bin auch bereit, über eine Verkleinerung des Landtages zu diskutieren – auch wenn dies den kleinen Parteien extrem schaden würde. Trotzdem frage ich mich, ob man diese Größe braucht, aber immer vor dem Hintergrund der legitmatorischen Vermittlung der Entscheidungen.
Ich habe mich zudem bemüht, den Landtag durch einige Anträge zur Verfassungsreform im Kontrollbereich aufzuwerten und auch, dass er Programme und Konzepte diskutieren muss – wie etwa für den Ausbau der Steiermark als Wirtschaftsstandort oder für den Ausbau der Infrastruktur. Aber das will die Regierung nicht und sie hält daher vieles absichtlich vieles von den Landtagsabgeordneten fern.