korso Kunst/Kultur
Das Informationsmagazin 
der Steiermark
 
06/2003
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„Wenig Bewusstsein für Tradition der Steirischen Moderne“ Bis zum 12. Oktober ist auf der Burg Rabenstein bei Frohnleiten eine der wohl wichtigsten Ausstellungen des Kulturhauptstadtjahres 2003 zu sehen. Emil Breisach und der Akademie Graz ist es zu verdanken, dass ein Stiefkind der 2003-Intendanz, die Meisterwerke der steirischen Moderne, seinen Weg aus den Depots finden konnte. Kuratiert wurde die umfassende Schau heimischer Kunst auf internationalem Niveau von Univ. Prof. Dr. Götz Pochat, Vorstand des Instituts für Kunstgeschichte an der Universität Graz. Mit Prof. Pochat sprach Wenzel Mracek.

 

Herr Prof. Pochat, vor zwei Jahren haben Peter Weibel, Günter Eisenhut und Günther Holler-Schuster die Ausstellung „Moderne in dunkler Zeit“ für die Neue Galerie organisiert. Jetzt finden wir die „Meisterwerke der steirischen Moderne“ auf Burg Rabenstein. Worin unterscheiden sich diese Ausstellungen?

Die „Moderne in dunkler Zeit“ war in erster Linie auf die 30er-Jahre und auf die Kriegszeit beschränkt, d.h. auf die Repression, das Berufsverbot, die Emigration vieler Künstler, auf das Arbeiten im Untergrund. Das betraf vor allem Künstler, die hier wenig rezipiert wurden oder kaum bekannt sind. Die „Moderne in dunkler Zeit“ hat eigentlich Neuland für ein großes Publikum erschlossen. In unserer Ausstellung ist diese Zeit eher ausgeklammert, es geht vielmehr um das Thema des Aufbruchs. Nach meinem Dafürhalten gibt es zwei Aufbrüche in der Steiermark: Der erste betrifft die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg. Mit der Gründung der Grazer Sezession 1923 hat man bewusst einen Akzent gesetzt und versucht, die Moderne in der Steiermark zu positionieren. Das ist dann in den 30er-Jahren aus den bekannten Gründen wieder unterdrückt worden und erst ab 1946 versuchten die Künstler den Kontakt zur internationalen Moderne wieder herzustellen. Darüber hinaus sind einige Künstler von außen wieder in die Steiermark zurückgekehrt, die entscheidende Kontakte vermitteln konnten. Vor allem Alfred Wickenburg, der ja schon in den 20er-Jahren sehr international orientiert war, hat sich hier maßgebend engagiert.

Götz Pochat > „Ich hoffe, dass durch diese Ausstellung der Bedarf einer permanenten Präsentation der steirischen Moderne offensichtlich wird.“

Wie weit reicht nun der Zeitrahmen der Ausstellung?

Ein kleinerer Bereich behandelt die Zeit der Grazer Sezession, der Schwerpunkt liegt auf den 50er- und 60er-Jahren mit Waldorf, der Jungen Gruppe und dem Forum Stadtpark. Das ist der Kern der Ausstellung. Es gibt danach aber auch eine zweite Generation mit der Neuen Malerei, wie Wilfried Skreiner sie in den 80er-Jahren bezeichnete, sodass hier auch eine etwas jüngere Garde berücksichtigt werden konnte. Unser Problem war, dass wir auf Grund der räumlichen Gegebenheiten auf Rabenstein die Ausstellung nicht so groß anlegen konnten, wie wir es ursprünglich geplant hatten. Wir mussten daher auf die Generation, die ab 1950 und später geboren wurde – mit wenigen Ausnahmen – verzichten. Und daher mussten wir auch Gattungen wie Grafik, Fotografie, Medien- und Konzeptkunst ausblenden. Bei den Neuen Medien zählt die Steiermark wirklich zur Avantgarde und in nächster Zeit müsste über eine diesbezügliche Ausstellung nachgedacht werden. Beispiele der Gattung Plastik werden allerdings am Frohnleitener Hauptplatz gezeigt.

Gerade das Thema „Steirische Moderne“ bietet sich ja für das Kulturhauptstadtjahr 2003 und für eine Präsentation in der Kulturhauptstadt Graz an. Man könnte nun den Eindruck gewinnen, mit Rabenstein sei die Ausstellung etwas an den Rand des Geschehens gedrängt worden.

Im ersten Konzept, das vor drei Jahren entstanden ist, gingen wir davon aus, dass es anlässlich des Kulturhauptstadtjahres natürlich nahe liegt zu zeigen, was in dieser Region geschaffen wurde. Da muss man auch klar aussprechen, dass dieses Konzept nicht den Vorstellungen der Zuständigen für die Kulturhauptstadt entsprach. Die haben eine ganz andere Vorstellung und wohl auch Einstellung zur Geschichte. Da also kein Budget bereitgestellt wurde, gelang es schließlich Emil Breisach und der Akademie Graz, die ESTAG, als Eigner der Burg Rabenstein, und die Gemeinde Frohnleiten als Sponsoren zu gewinnen.

Was waren die Auswahlkriterien für steirische Kunst, wann ist ein Künstler Steirer?

Der Versuch, Kunst geografisch einzuzementieren, ist von vornherein recht problematisch. Andererseits wird es nicht als Problem betrachtet, wenn ich sage, ich mache ein Museum für österreichische Kunst. Hier gilt genau dasselbe: Was ist österreichisch an der österreichischen Kunst? Letztendlich ist es nur eine Frage der Relation und ich kann natürlich sagen, pragmatisch gesehen gab und gibt es in der Steiermark sehr viele Künstler, die sehr individuell arbeiteten und arbeiten. Eine Schulbildung im engeren Sinn gibt es kaum. Man hat internationale Strömungen aufgegriffen und jeder hat sie nach seiner Art weitergeführt. Das Fazit dieser Ausstellung ist die auffallende Vielfalt der Ansätze. Die „Neuen Wirklichkeiten“ etwa waren keine Schule, sondern das Motto einer von Otto Breicha 1968 in Wien kuratierten Ausstellung.

So ist es wahrscheinlich auch schwierig, einen Vergleich der steirischen mit der österreichischen Moderne zu ziehen?

Die steirische ist ein Teil der österreichischen Moderne. Günter Brus ging nach Wien, aber es sind auch andere von Wien nach Graz gekommen. Wir haben etwa Hollegha, der sich dem Forum Stadtpark angeschlossen hat. Und viele wie Hollegha, Pongratz, Moswitzer sind in Wien an der Akademie tätig und einer internationalen Kunst verbunden. Einige der in Rabenstein gezeigten, wie Friederike Nestler-Rebeau und Norbert Nestler, sind in Japan wahrscheinlich bekannter als in Graz.

Vor allem Akademie-Graz-Präsident Emil Breisach macht sich ja schon seit längerer Zeit für ein Museum steirischer Moderne stark – glauben Sie auch, dass die steirische Moderne in der Öffentlichkeit unterrepräsentiert ist?

Ich bin der Meinung, es ist eigentlich eine Pflicht, die große Sammlung, die schon durch die Neue Galerie angelegt wurde, ergänzt durch beträchtliche Privatsammlungen, zu präsentieren und nicht nur im Depot zu lagern. Einer der Gründe für die Ausstellung in Rabenstein war auch das offensichtliche Schwinden des Bewusstseins um diese Tradition. Eine jüngere Generation – auch Studierende – kennen einfach Thöny, Wickenburg, Wagula nicht mehr. Auch Forum-Stadtpark-Künstler sind inzwischen Geschichte und da besteht ein enormes Defizit in der Wahrnehmung. Es ist merkwürdig, dass man angesichts einer solchen Vielfalt doch so geschichtslos im Raum steht. Ich hoffe, dass durch diese Ausstellung ein Anstoß gegeben werden kann, einem größeren Kreis von Rezipienten die Qualität der Exponate näher zu bringen und dass der Bedarf einer permanenten Präsentation offensichtlich wird.

Wie steht es um die internationale Rezeption steirischer Moderne?

Es gibt beispielsweise in Amerika viele Werke von Wilhelm Thöny in Privatsammlungen. Das müsste man überhaupt aufarbeiten, zumal Thöny ja in New York tätig war. Allerdings ist sehr vieles auch verloren gegangen. Auch Wickenburg, der mit Italien eng verbunden war, hat international Anklang gefunden. Wir haben Aduatz, Oviette, die aus dem Ausland zurückkamen und auch die Nähe zu Kroatien bestand. Das könnte man fast als ein Spezifikum bezeichnen. Die spätere Kunst mit Brus und Schmalix ist eigentlich schon globalisiert. Durch die Artothek in Wien haben wir Werke aus den Botschaften in Brüssel, Paris oder Berlin bekommen.

Wie beurteilen Sie die gegenwärtigen Bedingungen vor allem für junge Künstler in der Steiermark? Vor wenigen Jahren noch war eine Akademie für Bildende Kunst im Gespräch – inzwischen ist es darum wieder still geworden. Nach wie vor ziehen junge Künstler wegen der Ausbildungsmöglichkeiten vorwiegend nach Wien, aber auch nach Linz.

Heute ist es um die jungen Künstler ganz schlecht bestellt. Ich würde sagen, dass die Akademie ein Ziel sein muss, schon allein als notwendige und natürliche Ergänzung zur Musikuniversität. Zweitens gibt es keine Ausstellungslokale, geschweige denn Ateliers für junge Künstler in Graz. Wenn man groß denkt, könnte man sagen: Warum nicht die Brauereigründe Reininghaus? Emil Breisach hat den Gedanken ja schon einmal geäußert. Man könnte dort mit verhältnismäßig geringen Mitteln etwas Großes auf die Beine stellen.

Die „Meisterwerke der steirischen Moderne“ sind bis 12. Oktober täglich von 10:00 bis 19:00 im Ausstellungszentrum Burg Rabenstein, 8130 Frohnleiten, Adriach 41 zu sehen.

Infos: T 03126/2303 | www.meisterwerke.at

 

 

 

Weltkulturerbe à la Graz: Biedermeier-Haus soll weichen Geht’s nach einem Bescheid des Grazer Baurechtsamtes, soll das Biedermeierhaus Ecke Burggasse / Einspinnergasse abgerissen werden, obwohl es unter Denkmalschutz steht und das Gutachten eines prominenten Statikers vorliegt, das keine Gefährdung durch Bauschäden feststellen kann.

 

< (Foto) Hauberrisser-Haus Burggasse 15: Von der WEGRAZ dem Verfall preisgegeben

Einer der größten Architekten des Biedermeier hat dem Haus Burggasse 15 im Jahre 1839 seine äußere Gestalt gegeben: Georg Hauberrisser d. Ä., von dem im Graz auch das Palais Kees (das ehemalige Korpskommando am Glacis) und der St. Lambrechter Hof am Freiheitsplatz stammen.

Fortschreitende Abbruchtätigkeiten im Inneren des Hauses durch den bekannten Grazer Immobilien-Spekulanten Bernhard Lanz veranlassten das Bundesdenkmalamt, das Haus unter Denkmalschutz zu stellen, um zumindest die verbliebenen Teile – Fassade und Dachflächen – zu retten; diese Unterschutzstellung wurde vom nachmaligen Eigentümer, der Fa. WEGRAZ, rechtlich bekämpft, der Verwaltungsgerichtshof stellte damals fest, dass es sich beim gegenständlichen Gebäude um „Kulturgut handelt, dessen Verlust eine Beinträchtigung des österreichischen Kulturgutbestandes in seiner Gesamtsicht […] bedeuten würde.“

Ein Abbruchantrag, den die Fa. WEGRAZ daraufhin stellte, wurde vom Bundesdenkmalamt abgelehnt; dieses Verfahren ist noch anhängig. Mehr Erfolg war der WEGRAZ bei der Stadt Graz beschieden: Ein von ihr in Auftrag gegebenes statisches Gutachten, wonach „Gefahr in Verzug“ bestehe, reichte für einen Abbruchbescheid.

Nicht akzeptiert wurde hingegen ein Gutachten des Doyens der Grazer Statiker, des emeritierten Universitätprofessors Adalbert Koberg, das der Inhaber der im Hause befindlichen Lokale ,kommod‘ und ,Triangel‘, Helmut Pfundner, beibrachte und in welchem der Gutachter keine derartige Gefährdung feststellen kann: Pfundner habe keine Parteienstellung.

Dr. Klaus Engl vom Baurechtsamt: „Ich darf dieses Gutachten gar nicht kennen.“ Für ihn ist klar: „Denkmalschutz und Landesgesetzgebung sind zwei unterschiedliche Dinge, wir mussten uns an die Baugesetze halten.“

Landeskonservator HR Dr. Friedrich Bouvier findet es allerdings „bedauerlich, dass das Baurechtsamt einer Stadt, die Weltkulturerbe ist, in solchen Fragen nicht besser mit dem Denkmalamt kooperiert und einen Abbruchbescheid erlässt, ohne dessen Experten zu Rate zu ziehen.“ Ähnlich die Kritik von Pfundners Anwalt Dr. Friedrich Piffl-Percevic: „Es mutet doch eigenartig an, dass der bei der Stadt zuständige Referent offenbar nicht weiß, dass dieses Gebäude unter Denkmalschutz steht.“ Dennoch will sich der Anwalt um eine gütliche Einigung mit der WEGRAZ bemühen – unter der Bedingung, dass die Lokale seines Klienten im Haus bleiben können. Laut Bouvier ist der Denkmalschutz dem Eigentümer auch schon weitgehend entgegengekommen, nur mehr die straßenseitige Fassade und Dachflächen dürfen nicht verändert werden, der Rest könnte völlig neu errichtet werden.

Letztendlich offenbart sich im vorliegenden Fall eine grundlegende Schwäche des Denkmalschutzes: Verboten sind nur Aktivitäten, die den rascheren Verfall eines Gebäudes herbeiführen – es einfach dem Verfall preiszugeben ist hingegen erlaubt.

Christian Stenner

 

 

 

Oberlandler: Steirisch feiern – für einen guten Zweck

 

Schon der achte Grazer Oberlandler Kirtag findet am Samstag, dem 14. Juni 2003 von 10.00 bis 21.00 im Landhaushof statt – mit folgendem Programm:

10.00 Musikverein St. Veit – Andritz, Fuchsbartlbanda, Damenkapelle Aigei, Edelschrotter Lichtmessgeiger
12.00 Musikverein Graz-Eggenberg, Hinterleiten Klarinetten-Musi, Kriachnwurzler-Blos, D’Jogler
14.00 Musikverein Seiersberg, Heilbrunner-Blos, Altsteirermusi Kogler, Zwanzger-Musi
16.00 Musikverein Marktkapelle Wildon, Poschkoglmusi, Kainachtal-Echo, Kindberger Jungstreich
18.00 Ortsmusik Graz-Mariatrost, Steirischer Jägerchor, Die Hans’l Buam, Steirerblech, Bläserquintett MV Frauenthal
21.00 Oberschöckler Nachtwachter

Dazu werden steirische Schmankerln der allerfeinsten Güte geboten. Dass der Reinerlös (sämtliche Musikgruppen haben auf ihr Honorar verzichtet) und etwaige Spenden karitativen Zwecken zufließen, versteht sich bei den Oberlandlern von selbst. Ein wichtiges Ziel der Veranstaltung besteht aber auch darin, alte Volksbräuche zu erhalten und wieder in die Stadt zu holen.

Infos: www.oberlandler-graz.at

 

 

 

 

Interkatholischer Dialog über Politik und Religion

 

Auf unterschiedliche Weise tasteten sich jüngst bei einer Veranstaltung der KHG und der Theologischen Fakultät der Uni Graz der Theologe Johann Baptist Metz und der Philosoph und Europaabgeordnete Gianni Vattimo an das Verhältnis von Religion und Politik heran: Während Metz die Aufgabe einer auf religiöser Basis beruhenden Politik in der Integration der „leidenden Feinde“ sah, plädierte der Linksdemokrat und bekennendende Katholik Vattimo im Sinne des von ihm propagierten „schwachen Denkens“ für eine Schwächung politischer und kirchlicher Institutionen.

Diskutierten von Mainstream- zu Seitenarm-Katholik: Johann Baptist Metz > und Gianni Vattimo >

Dass Religion und Politik miteinander verwoben seien, das war wohl der einzige zentrale Punkt, in welchem Einigkeit zwischen den beiden Diskussionspartnern herrschte. Metz verwies in diesem Zusammenhang wenig originell auf den 11. September und den Irakkrieg: „Die westliche Welt hat das enge Verhältnis zwischen Religion und Politik unterschätzt“, so Metz. „Es gibt nur einen einzig richtigen Weg, um einen Weltfrieden herzustellen: Man muss bereit sein, die Leiden der bisherigen Feinde anzuschauen und in die eigene Politik mit einzubeziehen.“

Die Entgegnung Vattimos: „Auch das Leiden ist keine Letztlichkeit, keine Autorität der Wahrheit.“ Und mit einem Seitenhieb auf seinen Diskussionsgegner: „Die Kirche hat oft kulturelle Gegebenheiten als ,natürliche Wahrheit’ angenommen und daraus ihre Legitimation gezogen.“ Das von Metz propagierte „universale Ethos“ lehnt er ab: „Wer braucht das schon?“ Die verschiedenen Kulturen sollten sich entwickeln können, anzustreben sei nicht die Elimination, sondern die Minderung des Leidens. cw

 

 

 

Beim Essen kommen die Leut z’samm

 

Gelebte internationale Alltagskultur kulinarischer Art wird beim Bezirksprojekt GriesKochKultur im Rahmen von Graz 2003 geboten. Die Organisatoren der 17 Grazer Kulturbezirke, Hans Putzer und Peter Trumler, haben sich für den traditionell interkulturellen Bezirk Gries ein vierwöchiges Non-Stopp-Programm (4. bis 28. Juni, jeweils von Mittwoch bis Samstag) ausgedacht: Jeden Tag bieten KöchInnen der verschiedenen im Bezirk wohnhaften Nationalitäten von 17:00 bis 22:00 im Andrä-Park Speisen ihrer Herkunftsländer an – von Couscous bis Kebap, von Pilav bis Wurzelfleisch.

Und: Zum Essen gibt’s natürlich Ethno-Musik.

 

 


Rollende Surrogat-Gärtlein für Graz

 

Wenn Vorgärten im innerstädtischen Bereich zunehmend zu Parkplätzen mutieren; wenn Grünflächen – wie in den gesamten Außenbezirken von Graz – der Verbauung und dem Verkehr weichen müssen: Dann bieten bepflanzte Scheibtruhen Ersatzbefriedigung für die Grün-Sehnsüchte der StädterInnen. Die Grazer Gruppe GGG – ob sie’s ironisch meint oder nicht, wer weiß das heute schon? – kutschiert mit 8 solcher mobiler Surrogat-Gärtlein durch den urbanen Betondschungel; bis Ende Juni bleiben sie allerdings als „Oase in der Verkehrswüste“ fix am Dietrichsteinplatz stationiert. Diese soll auch die AnrainerInnen zum Verweilen und zur „Festigung des sozialen Kitts“ (O-Ton GGG) einladen.   

Infos: www.ggg.mur.at

 

 

 

 

Das Schweigen dauerte zu lang Vaya con dios – Theater des Abschieds und des Findens

 

Am Totenbett ihres Mannes beginnt die Frau, die viel zu lange geschwiegen hat, endlich zu reden. Sie redet und redet – und was sich in ihrer Erzählung als Panorama entwickelt, ist die Geschichte einer 20-jährigen Ehe im Spanien des vorigen Jahrhunderts, eingeklemmt zwischen Franco, Katholizismus und Ausweglosigkeit. Und unter dieser terroristischen Decke die versengende Erotik einer Generation, die nie zu sich gefunden hat. Miguel Delibes beschrieb in seinem 1975 erschienenen Roman „Cinco horas con Mario“ dieses Lebensgefühl der Verlorenen. Nun wurde der Text von Johannes Schrettle bearbeitet, von Reinhold Ulrych inszeniert – und die Hauptrolle der unendlich vor sich hin sprechenden und allen Schmerz offenbarenden Carmen trägt Romana Sustar (Foto).

Das Stück mit dem Titel „Vaya con Dios“ hat im Container vor der Uni am 12. Juni Premiere | 20.00
Weitere Termine: 13. – 15. und 25. – 28. Juni.

Infos: 0699/101 535 73

 

 

 

 

Internationale Tage der textilen Handarbeit
28. und 29. Juni 2003 im Österreichischen Freilichtmuseum Stübing bei Graz
< Alte textile Handarbeitstechniken leben im Freilichtmuseum Stübing wieder auf.

 

Seit mehreren Jahren finden Freunde der textilen Handarbeit Ende Juni nach Stübing, denn Gäste des Volksbildungsheimes Schloss St. Martin präsentieren über 25 historische, zum Teil schon vergessene Handarbeitstechniken aus allen Teilen Europas, wie etwa das Klöppeln aus Stroh oder Rosshaar. Aber auch moderne, bunte Kreationen von internationalen Preisträgern werden zu sehen sein. Am Sonntag 11 Uhr findet ein internationaler Gottesdienst statt. Arbeits-, Pflege- und Restaurationstipps sowie Arbeitsmaterialien, Literatur, Schnupperstunden und ein buntes Kinderprogramm machen den Tag zum Erlebnis für die ganze Familie.

Österreichisches Freiluftmuseum | 8114 Stübing bei Graz | 1. April - 31. Oktober | 9 – 17 Uhr
Infos: T (0)3124–53700 | www.freilichtmuseum.at

 

 

 

„Wirkliche Nirgendorte“ im Gries

 

Die Utopien haben es Graz offenbar angetan. Man wünscht sich also noch etwas oder stellt sich zumindest vor, wie es einmal sein könnte. Was im Joanneum vor nicht allzu langer Zeit unter dem Titel Latente Utopien einer Suche nach zeitgemäß gültigen Formen der Architektur galt, wird zurzeit im traditionsreichen Bezirk – zugleich latent urbanes Entwicklungsgebiet - Gries anhand von Kunst im öffentlichen Raum konkretisiert. Im Rahmen des 2003-Projektes Real Utopia wird der fünfte Grazer Bezirk zum Think Tank für Stadtteilentwicklung. Das Konzept stammt von Margarethe Makovec und Anton Lederer, 15 KünstlerInnen bzw. -gruppen haben Arbeiten vor Ort entwickelt und an neuralgischen Punkten platziert. Constantin Luser nimmt sich des Telekomhochhauses an und installiert eine Lichtschreibmaschine streng nach Low-Tech-Kriterien. Konsequent führt Luser seine solipsistisch anmutenden technoiden Systeme fort; geduldige Besucher können über ein Manual von Kippschaltern Leuchtbotschaften von der Fassade des Hochhauses in die Grazer Nacht senden.

Constantin Lusers Lichtschreibmaschine > Lichttechnologie am Telekomhaus

Peter Arlt, Benni Foerster-Baldenius und Wolfgang Grillitsch öffnen die Gestade des Mühlgangs für den Club der Nichtschwimmer. Mitgliedschaften und Zutrittsausweise sind für Oberflächentaucher und Strandläufer im Bürocontainer am Griesplatz Nord erhältlich. Ebendort werden auch Leihfahrräder der Gruppe Sàkart zur Verfügung gestellt und Projektführungen angeboten. Auf die architektonische und infrastrukturelle Neugestaltung im Bereich Entenplatz reagiert der aus Riga stammende Eriks Bozis mit einem Monument für den Stadtraum. Die überdimensionale Skulptur aus Computerhardware erinnert in ihrer so ironisch wie naiven Intention schon jetzt an vergangene Höhenflüge der IT-Branche.

Unter dem Motto Wir machen Leerstand zu Wohlstand versucht das Department für öffentliche Erscheinungen erst gar nicht, leer stehende Geschäftslokale wirtschaftlich zu beleben, vielmehr werden nur mehr die Fassaden als Werbeflächen für Einkaufszentren an der Peripherie angeboten.

Und das vielleicht radikalste Konzept stammt von Antal Lakner aus Budapest, der eine Baustellensituation für ein Olympisches Dorf simuliert, ohne sich vorweg um Bewerbungsformalitäten für die Olympischen Sommerspiele 2012 zu kümmern. Good News also, wie sie Mihael Milunovic vom Laufschrift-Display in der Karlauer Straße verkündet.

Wenzel Mracek

 

 

 

 

José Feliciano in Gleisdorf

 

Gleisdorf beweist Format: Einer der Größten der internationalen Guitarero-Szene, José Feliciano, erweist uns am 28. Juni um 21:00 am Gleisdorfer Hauptplatz die Open-Aire. Wer an diesem Samstag schon früher den Abstecher in die Sonnen-Metropole der Oststeiermark wagt, kann sich dort im Europahaus an drei Produktionen der Oststeirischen Theatertage erfreuen: „Diebstahl lohnt sich nicht“ von den Europakids (15:00), „Stimmen“ von Safinto (19:00) und „Wir“ (Europabühne Gleisdorf) (20:00). Die Theatertage beginnen bereits am 26. Juni. Schon am 23. Juni um 19.00 findet im forumKLOSTER in der Franz-Josef-Straße die JobOskar-Gala mit der Verleihung des JobOskar an die behindertenfreundlichsten Betriebe/Gemeinden der Oststeiermark statt.

Karten/Info: 03112–2601–400, –420  

 

 

 

Integratives Theater am Platz und im Schauspielhaus < „Warten auf Karli“ am Grazer Mariahilferplatz

 

Unter der Leitung des Grazer Mezzanin-Theaters (Hanni Westphal / Martina Kolbinger-Reiner) hat die Theatergruppe Kumeina (Jugend am Werk) das Stück „Warten auf Karli“ erarbeitet: der Grazer Mariahilferplatz wird dabei zur Bühne für ein Stück, in welchem jene, die sonst an den Rand der Gesellschaft gedrängt werden, auf einmal im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen … „Warten auf Karli“ erlebt seine Premiere am 13. Juni um 17:00 am Grazer Mariahilferplatz.
Weitere Vorstellungen: 14., 17. und 18. 6. jeweils 17:00 | an den beiden letzten Tagen auf Anfrage auch um 10:00

Das Stück wird schließlich auch am 27. Juni um 9:00 im Rahmen von „Okkupation“ – Internationaler Theatertag von KünstlerInnen mit einer Behinderung – aufgeführt. Dabei treten internationale Ensembles an verschiedenen Spielorten auf. Höhepunkt ist die Abschlussveranstaltung um 19:30 im Grazer Schauspielhaus, wo Ramba Zamba aus Berlin mit „Orpheus ohne Echo“ gastieren – ab 22:00 gibt’s ein Abschlussfest im Innenhof des Schauspielhauses.

KORSO verlost in Zusammenarbeit mit dem Mezzanin-Theater 2 x 2 Eintrittskarten für den Abschluss-Event!

Info: 0676/73 13 721 | www.mezzanintheater.at

 

 

 

 

  Vorankündigung: Gedenkstätte KZ Bretstein – Präsentation im Forum Stadtpark

 

Schülerinnen der HBLA Fohnsdorf haben in den letzten beiden Jahren im Bretsteingraben auf dem Gelände des ehemaligen Lagers eine Gedenkstätte eingerichtet, die am 11. und 12. 4. 2003 feierlich eröffnet worden ist.

Die Gedenkstätte für die Insassen des KZ Bretstein wurde in den letzten beiden Jahren von SchülerInnen der HBLA Fohnsdorf errichtet

Schon 2001 war es im Forum Stadtpark im Zuge des Projektes „Akte Erzberg“ zur Auseinandersetzung mit der Geschichte des Ortes Eisenerz während der Nazizeit und dem Todesmarsch der ungarischen Juden über den Präbichl nach Mauthausen gekommen. Im Rahmen dieses Projektes entstand die Komposition „Epitaph“ des Grazer Jazzers Berndt Luef.

Am 15. 7. 03 werden einige Protagonisten des Projektes „Gedenkstätte KZ Bretstein“ nach Graz kommen und über ihre Arbeit, ihren Zugang und ihre Erfahrung mit diesem Projekt berichten. Dabei wird auch ein Videofilm mit dem Interview gezeigt, das Franz Stuhlpfarrer Anfang April 2003 in Paris mit Eduardo Escot geführt hat, einem Überlebenden dieses Lagers. Danach wird das Jazztett Forum Graz nochmals die Komposition „Epitaph“ aufführen.

Dienstag, 15. 7. 2003 | Forum Stadtpark Graz | 19.00:
Vorstellung des Projektes „Gedenkstätte KZ Bretstein“
21.00: Konzert mit dem Jazztett Forum Graz u.a. mit einer Aufführung der Komposition „Epitaph“
Veranstaltet vom Forum Stadtpark in Zusammenarbeit mit der Grünen Akademie und dem Gemeinderatsklub der KPÖ Graz.

 

 

 

Folk & Kabarett in der „Brücke“


Nischenpolitik, wenn sie konsequent betrieben wird, zahlt sich auch im Kulturbereich aus: Die „Brücke“ hat sich am Folk festgekrallt wie weiland die Franzosen an der Maginot-Linie und fährt damit nicht schlecht – wie auch das Publikum, für das die Brücke-Mannschaft herausragende Acts dieser Sparte nach Graz holt: In der Reihe FOLK („Freitag Abend Lockere Kultur“ treten heuer im Juni / Anfang Juli auf:

Mit dabei bei FOLK in der „Brücke“ < Die Wiener Tschuschenkapelle (27. Juni)

Am 13. 6. Roland Neuwirth und seine Extremschrammeln mit ihrem Kulturauftrag „Lieber mit Haltung untergehn als Unterhaltung nur des Unterhalts wegen“, am 20. 6 die „Kürbismusiker“ von Totally Gourdgeous aus Australien (alle ihre Instrumente sind aus dem Halloween-Gemüse geschnitzt, die vier MusikerInnen singen nach Kürbisart), am 27. 6. die Wiener Tschuschenkapelle, die den austro-balkanesischen Bogen vom Wiener Lied über klassisch-südslawische Weisen bis zum Sinti-Jazz spannt und am 4. 7. Mandys Mischpoche – mit Musik aus dem jüdischen, dem bulgarischen, griechischen, türkischen und burgenländisch-kroatischen Kulturkreis.

Zum Drüberstreun gibt’s auch Kabarett: Am 2. 7. O. Lendl, den schnellsten Comedy-Kabarettisten Östererichs, und am 9. 7. Mike Supancic mit seinem neuen Programm „Das Geheimnis von Imst“ – einem surrealen Blick in die österreichische Seele.

Alle Veranstaltungen beginnen um 20.00 in der Brücke | Grabenstraße 39a | 8010 Graz | T 0316–67 22 48 | www.bruecke-graz.com

KORSO verlost in Kooperation mit der Brücke jeweils 2 x 2 Karten für die hier angekündigten Veranstaltungen!

 

 

 

Polaritäten

 

Das Kulturforum grenzgänge bietet im Lafnitztal mit dem Festival Polaritäten 2003 Ausstellungen, Workshops und Konzerte zeitgenössische Produktionen aus allen Sparten. Die Ausstellung „Die Lafnitz“ findet vom 7. 6. bis 4. 7. im Schloss Burgau statt (Vernissage: 6. 6. | 19.30 mit Obertonmusik), die Komposition „Flüssig – ein musikalischer Dialog mit der Lafnitz“ hat ihre Premiere am 19. 6. | 20.30 in der Maierhofermühle/St. Johann i.d.H. Gesamtprogramm und Karten: Tel. 033 38–3650  

 

 

 


Disneyfizierung leert die Innenstädte Am Internationalen Kongress für „Altstadt und Baukultur Form und Funktion der Altstadt“ (Graz 14. – 17. 5.), der vom Internationalen Städteforum Graz veranstaltet wurde, sprach die Kunsthistorikerin Karin Wilhelm über die „Disneyfizierung der Innenstädte“. Für KORSO führte Maria Hauser im Anschluss ein vertiefendes Gespräch mit der Referentin.

 

Zur Begriffsklärung für unsere LeserInnen: Was versteht man unter der „Disneyfizierung“ der Städte, was unter dem von Ihnen so genannten Las-Vegas-Prinzip?

Disneyfizierung bedeutet die Nutzbarmachung vor allem innenstädtischer Räume für den Markt durch die Errichtung kontrollierter Event-Zonen.
Für Europa müssen diese Konzepte aber umgeschrieben werden, weil das Disney-Vokabular hier nicht so recht angenommen wird. Das europäische Analogon zur Disneyfizierung folgt dem Las-Vegas-Prinzip: Historisch gewachsene Bausubstanz wird für die Zwecke der Kommerzialisierung nutzbar gemacht, historische Schönheit als Kulisse für marktwirtschaftliche Zwecke verwertet. In vielen deutschen Städten, die durch die Bombenangriffe des Zweiten Weltkrieges ihrer historischen Gebäude beraubt wurden, geht man dabei noch weiter, da verbindet sich die Sehnsucht der StadtbewohnerInnen nach Wiederherstellung der verloren gegangenen historischen Identität mit den neuen Stadtmarketing-Konzepten. So kommt es zu Projekten wie in der Bundeshauptstadt, wo das 1950 abgerissene Berliner Schloss im Zuge eines Investorenprojektes für eine Shopping Mall wieder errichtet werden soll. Wenn historische Räume als bloße Kulissen für marktwirtschaftliche Interessen dienen, dann folgt daraus, dass wie in Las Vegas ganze Stadtteile, aber auch einzelne Gebäude an beliebigen Orten für beliebige Zwecke neu errichtet werden können – wie z.B. Aldo Rossis Kopie des Palazzo Farnese in Berlin.

Karin Wilhelm >   „Über die Nutzung öffentlicher Räume muss demokratisch entschieden werden.“

Damit ist ein Leitgedanke des modernen Bauens, dass nämlich der architektonischen Form historische Authentizität und damit Einmaligkeit zukomme, sodass jede Zeit die ihr angemessene Formensprache zu entwickeln habe, belanglos geworden.

Gibt es andererseits nicht so etwas wie eine der Disneyfizierung eigene Formensprache?

Ja, die Entwicklung der Effektarchitektur ist in diesem Zusammenhang zu sehen. Architektur entsteht heute immer mehr nach hart kalkulierten, im Disneykonzern entwickelten Überlegungen. Städte werden durch filmische Mittel inszeniert, die als Attraktoren wirken, um wirtschaftliche Kraft in die Stadt zu bringen; das hat zwangsläufig auch Auswirkungen auf die Formensprache der Architektur und führt zur Errichtung von „künstlichen Paradiesen“. In deutschen Städten werden z.B. Mallkonzepte entwickelt, in welchen laut Aussagen der Betreiber ,der Boulevardgedanke mit dem Flair des Mediterranen spielt‘.

Welche Triebkräfte sehen Sie für diese Entwicklung verantwortlich?

Ganz einfach: Die Städte haben leere Kassen; um das Nötigste an Mitteln hereinzubringen, greifen sie zur Strategie der Privatisierung des öffentlichen Raumes.

Welche Auswirkungen hat diese Entwicklung für die StadtbewohnerInnen?

In den meisten Städten, in denen grundlegende städtebauliche Überlegungen von bloß marktwirtschaftlichen Kriterien bestimmt werden, geht die Zahl der Innenstadtbe-wohnerInnen drastisch zurück. Die sukzessive Vermarktung der Innenstadt bewirkt den Verlust von Lebensqualität. Lärm, hohe Mieten und der Verlust identifikationsfähiger Räume vertreiben immer mehr Bewohner. Die Folge ist eine innerstädtische Verödung, die sich bereits in vielen Städten nachweisen lässt. In Graz ist die Zahl der City-Bewohner seit dem Ende der 40er Jahre von 13000 auf 3000 gesunken – allein in den letzten fünf Jahren haben 400 – 500 Menschen die Innenstadt verlassen. Städte, die nur noch Raum für Events bieten, sind keine Wohnstädte mehr. Aufgrund der hohen Investitionen steigen die Mieten, was zur Folge hat, dass eine soziale Durchmischung unmöglich wird.

Welche Gegenstrategien schlagen Sie vor?

Um die Innenstadt als Wohnraum zu erhalten und das Bedürfnis der Menschen nach identifikationsfähigen Räumen zu befriedigen, muss der Trend zu Austauschbarkeit und Beliebigkeit, zur beliebigen Reproduzierbarkeit einstmals einmaliger Orte durchbrochen und Einzigartigkeit bewusst geschaffen werden. Letztendlich geht’s um einen Ausstieg aus der Vermarktungsstrategie; es muss wieder ein Konsens darüber hergestellt werden, dass die Stadt ein Raum ist, über dessen Nutzung wir uns demokratisch verständigen müssen. So wäre zum Beispiel die Privatisierung des Grazer Pfauengartens durch das Land Steiermark in der Schweiz nicht so leicht gewesen: Dort darf öffentlicher Raum nicht ohne Volksentscheid verkauft werden.

Prof. Karin Wilhelm war 1991–2001 Ordinaria an der Architektur-Fakultät der TU Graz und ist seit 2001 Professorin für Geschichte und Theorie der Architektur und Stadt an der TU Braunschweig.

 

 

 

Inuit-Saga im KIZ

 

Die Geschichte der „Legende vom schnellen Läufer“ ist archaisch-einfach: Ein Mann liebt eine Frau. Und sie liebt ihn. Nur: Die Frau ist bereits einem anderen versprochen – und der will sie nicht hergeben. „Die Geschichte ist uns Kindern von den Älteren erzählt und vorgespielt worden“, berichtet Regisseur Zacharias Kunuk, selbst Angehöriger des Inuit-Volkes. „Wir erzählen die Geschichte weiter, so wie sie uns erzählt worden ist.“

Nicht nur die dramatische Handlung fasziniert: Kunuks Werk ist gleichzeitig eine herausragende Schilderung der Lebensumstände der kanadischen Inuit und ein Versuch, die Traditionen des durch die christliche Mission unterdrücken Schamanismus wieder lebendig zu machen – „ein außergewöhnlicher Film voll visueller Schönheit und narrativer Dynamik“ (The New York Times).

Augartenkino KIZ | Friedrichgasse 24 | T 0316–82 11 86

 

 


Neu in Graz: Keramische Kunst

 

Wer zu Keramik und Kunst bloß das alternativ-unförmige kunsthandwerkliche blau glasierte tönerne Kaffeehäferl assoziiert, liegt mächtig falsch: Größen der Moderne wie Picasso oder Spoerri haben sich mit dem Werkstoff auseinander gesetzt. In Graz gibt’s nun mit Riki Koschers Galerie „Ceramic im Centrum“ in der Feuerbachgasse 24a (Parterre im Hof) schräg gegenüber dem Bad zur Sonne einen Ausstellungsraum für Keramik, die neue Maßstäbe setzt. Noch bis 15. Juni ist dort die Ausstellung „Von Innen nach Außen“ zu sehen, an der sich international bekannte Künstlerinnen – Rosi Rockenschaub, Oxana Petra Lutynk, Christine Wiese, Karin Pingnitter und die Galerieinhaberin Friederike Koscher selbst beteiligen.

Koscher will mit ihrer Initiative auch einen Aufholprozess in Gang setzen: Denn während in Österreich und ganz Mitteleuropa die Keramik als Form bildnerischen Ausdrucks meist völlig ignoriert wird, ist sie in England, Skandinavien und Südostasien zu neuer Hochblüte gelangt.

Infos: Tel. 0316–722 933 | 0699–10 66 50 88 | M friederike.koscher@aon.at

 

 

 

Guidelines fürs Zusammenleben Von 4. bis 10. Juli ist Graz Austragungsort einer internationalen interreligiösen Begegnungsveranstaltung, die praktische Vorschläge für ein toleranteres Zusammenleben in den Städten Europas erarbeiten soll.

 

„Ein Gegenmodell zum Kampf der Kulturen“ nennt Dr. Karl Kumpfmüller vom Grazer Büro für Frieden und Entwicklung die von seiner Institution im Rahmen der Kulturhauptstadt 2003 organisierte Veranstaltung „Miteinander leben – einander verstehen“, die auf Einladung der Städte Graz und Sarajevo stattfindet.

In verschiedenen Workshops werden Best-Practice-Modelle des interreligiösen und interkulturellen Zusammenlebens in europäischen Städten vorgestellt und diskutiert. Kumpfmüller: „Wenn das Zusammenleben gut funktioniert, wenn Grundrechte und religiöse Rechte auch im Alltag respektiert werden, dann gelangt das positive Feedback bis in die Herkunftsländer der MigrantInnen – das ist das beste Mittel gegen Radikalisierungen hier wie dort.“ Nicht der interreligiöse Dialog auf höchster Ebene stehe bei der Veranstaltung im Mittelpunkt, sondern der Versuch, Vertrauen durch Taten zu schaffen – das reiche vom Angebot von den jeweiligen religiösen Speisevorschriften entsprechenden Mahlzeiten in Kindergärten und Horten bis zur Errichtung von Begräbnisstätten. Zur Vielfalt gehöre aber auch die Akzeptanz gegenüber AgnostikerInnen und AtheistInnen, denen oftmals auch Ausgrenzung droht.

Ziel der Veranstaltung ist die Erstellung einer Liste von Vorschlägen für eine Verbesserung des interreligiösen Zusammenlebens in Europa, ihr Adressat ist das Europarlament: Dieses soll aufgefordert werden, Richtlinien für Standards des Zusammenlebens in den Ländern und Kommunen zu erarbeiten, auf die sich Betroffene berufen könnten.

Info: Friedensbüro der Stadt Graz | 0316–872 2180 | M heidi.bassin@nextra.at

 

 

 

Kulturtischler bitten zu Tisch

 

„Kultur zu Tisch“ heißt die jährliche, etwas andere Handwerksausstellung rund um den weinroten KulturTischlerTisch im Foyer des Schauspielhauses in Graz. Jeweils in der ersten Juli-Woche präsentieren die steirischen Kulturtischler ihre kreativen Werkstücke, eingebettet in einen ereignisreichen Veranstaltungsbogen. Dieser spannt sich heuer von handwerklichen Workshops über künstlerische, darstellende und musikalische Darbietungen bis zu kulinarischen Genüssen.

„Graz zweitausenddrei“, umgesetzt in „Korpus 2003“ > von Kulturtischlermeister Norbert Feldbaumer

„Kultur zu Tisch“ bietet vom 30. Juni bis 5. Juli bei freiem Eintritt Raum zur allumfassenden Kulturkommunikation zwischen Kulturtischlern und Gästen, zwischen Künstlern und Publikum und einfach von Mensch zu Mensch (siehe Programmteil). Unter dem Motto „Korpus 2003“ präsentieren heuer die Kulturtischler in der Kulturhauptstadt 2003 ihre besonderen Werkstücke. Sie haben es sich zur Aufgabe gestellt, in die Maße eines imaginären Korpus’ von 2003mm x 900mm x 500mm jeweils ein außergewöhnliches Möbel zu bauen.

Die 15 steirischen Kulturtischler erfassen den Kulturbegriff in seiner Ganzheit. Sie vernetzen ihre Werkstätten immer wieder mit Kunst- und Kultureinrichtungen. Für sie spiegelt sich Kultur in der Gesamtheit aller geistigen und künstlerischen Lebensäußerungen.

Im Möbelstück versuchen sie, Kulturerscheinungen miteinander zu verbinden und Kulturvielfalt statt Einfaltskultur zu fördern. „Wir stellen mit unserem maßgebenden Handwerk die Harmonie zwischen den Menschen, ihren Räumen, Möbeln und deren Funktion her“, lautet ihr Credo. Werkstücke von den Hobelbänken der Kulturtischler werden somit zum Mittelpunkt kulturellen Seins, machen das gewohnte Leben zu einem gelebten Wohnen.

Die steirischen Kulturtischler www.steirischekulturtischler.at
Die steirischen Kulturtischler heben ihr Handwerk immer wieder zu Kunst und Kultur.

Daniel Börner, Graz + Barbara Enderle, Graz + Norbert Feldbaumer, Graz + Erich Gross, Fehring + Heschl GmbH, Graz + Holzverbindung Fürstenfeld + Susanna Knittelfelder, Gleisdorf + Günther Koroschetz, Graz + August Kumpusch, Gleinstätten + Rudolf Pongratz, Groß St.Florian + Walter Schadler, Graz + Anton Ulrich, Bad Gleichenberg.

 

 

 

 

Kultur zu Tisch Im Foyer des Schauspielhauses Graz | freier Eintritt zu allen Veranstaltungen!

 

Montag, 30. Juni
Kultur zu Tisch wird aufgetragen
Die 15 steirischen Kulturtischler bitten wieder eine Woche im Grazer Schauspielhaus zu ihrer Möbelausstellung der besonderen Art. Heuer unter dem Motto: „Korpus 2003“. Durch die Vernissage swingen mit Jazz und Popstandards „The Cover Girls“ (Ulrike und Isabel Tropper, Eva Bacher). „Gutes vom Bauernhof“ verwöhnt den Gaumen | 20.00 Uhr

Dienstag, 1. Juli
Xang’l zu Tisch
„4Xang“ singen ihr Best-Of-Programm bei den Kulturtischlern im Grazer Schauspielhaus. Die besten Hits unter dem Arbeitstitel „Greatest Witz“ werden von einem Cuvée aus vier bekannten Früchtchen vorgetragen: Parodiebariton Eik Breit, Krawattltenor Heinz Jiras, Bassbaron Klaus E. Kofler und Reisnageltenor Wilfried Scheutz | 20.00 Uhr

Donnerstag, 3. Juli
Kabarett zu Tisch
Jörg-Martin Willnauer spielt Best Of Willnauer bei den Kulturtischlern im Grazer Schauspielhaus. Ein musikalisches Kleinkunstprogramm für Menschen, die das Lachen nicht verlernt und das Denken noch nicht aufgegeben haben | 20.00 Uhr

Freitag, 4. Juli
Afrika zu Tisch
Afrika sehen, hören, spüren und schmecken bei den Kulturtischlern im Grazer Schauspielhaus. Das Tanz- und Percussion-Ensemble „Akuaba“ verführt zu AFROMOODS unter der Leitung von Marianne Weninger-Felgitsch und Thomas Pfob. Afrikanische Speisen versprechen exotische Gaumenfreuden. 20.00 Uhr

Samstag, 5. Juli
Kultur zu Tisch wird abgetragen
Finissage. Die steirischen Kulturtischler schließen ihre Ausstellung im Grazer Schauspielhaus „Korpus 2003“ ganz „ARTig“ mit einer Komödie über drei kunstverständige Frauen. Das weibliche (nicht nur Kunst-) Gezanke spielen: Karin Gschiel, Susanne Lipinski und Nicole Lissy. Bearbeitung und Inszenierung: Thomas Sobotka | 20.00 Uhr

Workshops

Mittwoch, 2. 7. 2003 | 14.00 – 17.00 Uhr | „Altes erhalten“
Restauratoren der KulturtischlerWerkstätten geben wertvolle Tipps und zeigen wie man alte Möbel richtig pflegt und restauriert.

Donnerstag, 3. 7. 2003 | 14.00 – 17.00 Uhr | „Lehre mit Karriere“
Die einzigen österreichischen Teilnehmer an den heurigen Berufsweltmeisterschaften in St.Gallen/Schweiz kommen aus der Steiermark. Mit den Kulturtischlermeistern Ing. Barbara Enderle und Anton Ulrich zeigen sie und talentierte Lehrlinge ihr Können.

Freitag, 3. 7. 2003 | 14.00 – 17.00 Uhr | „Fremde Kultur in heimischer Werkstatt“
Kulturtischlermeister Daniel Börner führt in die Welt des Japanischen Möbelhandwerks. Er zeigt mit Japanpapier bespannte Schiebetüren (Shoji) und Paravents und lehrt den Umgang mit den vielfältigen japanischen Sägen in der Möbelkunst.

 

 

 

Steirischer Museumssommer: Alles andere als verstaubt! Der Dachverband der steirischen Museen MuSIS hat einen neuen Museumsführer herausgegeben.

 

Großes Engagement ohne Entgelt
240 öffentliche und private Museen und Sammlungen zählt die Steiermark. Neben Heimatmuseen mit engem Regionalbezug haben sich vor allem die sogenannten Monumentmuseen etablieren können, wie z.B. das Zeughaus oder die Schaubergwerke in Fohnsdorf, Oberzeiring oder Altaussee. Rund 70% der steirischen Museen werden derzeit rein ehrenamtlich geführt.

Brandneuer Museumsführer
Der Verein MuSIS, die Selbsthilfegruppe engagierter Museumsleute, versucht seit Anfang der 90er Jahre durch verstärkte Marketingaktivitäten, Publikationen und Fortbildungsveranstaltungen das wichtige Kulturpotenzial der steirischen Museenlandschaft zu zu fördern. Mag. Britta Schreinlechner-Venier präsentiert den brandneuen Museumsführer: „Wir sind sehr stolz auf dieses einzigartige Gratisprodukt. Der Museumsführer beschreibt 112 große und kleine Museen und informiert zusätzlich über Sonderausstellungen, Öffnungszeiten und Museumsfeste.“

Buntheit contra verstaubte Museumsideologie
Die Tendenz gehe eindeutig zu Spezialmuseen, man wendet sich z.B. an Spielzeugsammler, Weingourmets oder Foto- und Videoexperten. Das traditionelle Heimatmuseum hat jedoch mit einem Anteil von rund 37% einen sicheren Platz in der steirischen Kulturgutlandschaft. 1,5 Mio Menschen besuchen jährlich die steirischen Museen, MuSIS will vor allem den Anteil junger BesucherInnen heben und unterstützt bei der Entwicklung von Kinderprogrammen. cw

Der Museumsführer „Steirischer Museumssommer“ ist bei den steirischen Museen und Tourismusverbänden kostenlos erhältlich oder bei:
Verein MuSIS | Strauchergasse 16 | A–8020 Graz | T und Fax 0316–73 86 05| M musis@aon.at | http://homepage.sime.com/musis

 

 

 

Volkskundemuseum: „Wagt Neues“

 

„Ein wunderbares Einstandsgeschenk“ ist für Landesmuseum-Joanneum-Geschäftsführer Peter Pakesch die Neueröffnung des Volkskundemuseums, das am 17. Mai nach 17 Jahren seine Pforten wieder fürs Publikum geöffnet hat. Pakesch: „Der Begriff ,Museum‘ wird zumeist mit Hochkultur in Verbindung gebracht; Hoch- und Alltagskultur müssen aber im Dialog stehen, mit dem Volkskundemuseum lässt das Joanneum diese Breite erklingen.“ Insgesamt 2,9 Mio Euro wurden aufgewandt, jeweils die Hälfte davon für bauliche und Sanierungsmaßnahmen und für die Neugestaltung der Ausstellung.

Für diese stehen nun 1000 Quadratmeter Schaufläche zur Verfügung, die nach völlig neuen Prinzipien gestaltet wurde, „getreu dem Motto Viktor von Gerambs: "Hängt nicht sklavisch am Alten, wagt Neues“, betont Sammlungsleiterin Roswitha Orac-Stipperger. War es zu Gerambs Zeiten üblich, volkskundliche Sammlungen in einem kulissenhaft eine vergangene Welt imitierenden Ambiente zu präsentieren, so sprechen jetzt die Objekte für sich selbst, stehen isoliert in Vitrinen; der Kontext wird medial – durch erläuternde Texte, aber auch Filmsequenzen – hergestellt. Die Beschränkung auf die drei Bereiche „Haus und Wohnen“ „Kleidung als Tracht“ und „Ritual und Glaube“ hat zu Übersichtlichkeit und Klarheit in der Darstellung geführt, die durch eine aufklärerisch-nüchterne Form der Präsentation unterstützt wird.

Nicht zuletzt ist auch die bauliche Neugestaltung des Museums (BEHF Architekten, Wien) eine Besichtigung wert: Die klugen Eingriffe haben die Charakteristik des alten Klosterbaus unangetastet gelassen und gleichzeitig dem Neuen einen selbstbewussten Platz eingeräumt.

Landesmuseum Joanneum | Volkskunde | Paulustorgasse 11 – 13a | A–8010 Graz
Öffnungszeiten: DI bis SO | 10.00 bis 18.00 | DO 10.00 bis 20.00

Infos: T 0316–8017 98 99 | www.museum-joanneum.at

 

 

 

Ernesto Che Guevara: Photograph

 

Der Grazer Kulturverein Che zeigt fotografische Arbeiten aus dem Nachlass Che Guevaras. Die Ausstellung ist 4. Juli bis 27. September 2003 in der Galerie der Akademie für angewandte Photographie am Geidorfplatz 1 (Geidorfkino) Graz zusehen.
Öffnungszeiten: DI bis FR 14.00 – 20.00 Uhr | SA, SO 10.00 – 18.00 Uhr

 

 

 

Generalihof Jazz Konzerte

 

Am 25. Juni starten – zum elften Mal – die GENERALIHOF JAZZ KONZERTE: 25. Juni – 27. August 03
Jeden Mittwoch | Beginn jeweils 19.30 Uhr | Herrengasse 9/Graz | freier Eintritt | Info: 0316-82 08 88

Friedl Rosegger (M., ts) mit zwei Mannen von der RGJB

Konzerte in Juni und Juli:
25. 6. Royal Garden Jazz Band > 2. 7. Tribute to Joni Mitchell > 9. 7. K.H. Miklin Trio > 16. 7. Attack > 23. 7. Michael Kahr Quartett > 30. 7. Dragan Tabakovic Quartett

 

 

 

 

Das Eigentor
Ein Gespräch zwischen Jörg Nauer & Martin Will, aufgezeichnet von Jörg-Martin Willnauer

 

A: Mir fällt auf, dass du um die Tagespolitik einen Bogen machst. Eigentlich ungewöhnlich für einen Kabarettisten. Gerade du solltest doch die Missstände in diesem Lande aufzeigen. Das ist doch die Aufgabe des Kabaretts. Oder bist du zu feig?

B: Du meinst, ich soll mich in die Niederungen heimischer Tagespolitik begeben?

A: Natürlich. Das ist dein Job. Wenn nicht du, wer dann?

B: OK, fangen wir oben an. Bei Frau Landeshauptmann.

A: Bist du verrückt!? Die ist doch sakrosankt.

B: Genau das ist das Problem. Seit wann darf ein/e PolitikerIn nicht mehr kritisiert werden? Ich schätze den persönlichen Einsatz von Frau Klasnic sehr, aber das heißt doch nicht, dass ich in allen Punkten mit ihr übereinstimme.

A: Konkret?

B: Naja, ich halte es z.B. für sehr problematisch, wenn unsere Frau LH einem rechtskräftig verurteilten Bürgermeister die Strafe zahlt. Das untergräbt die Justiz und macht das Prinzip der Gewaltenteilung lächerlich.

A: Na und? Was ist schon dabei? Könnte ja auch ein Fehlurteil sein.

B: Die Gefahr eines Fehlurteils ist gegeben, aber weit geringer als in der VR China. Und die Gewaltenteilung ist ein hohes Gut. Wer daran dreht, macht den Staat kaputt. Das riecht nach Berlusconi.

A: Gewaltenteilung. Was ist das schon! Wenn du auf der Straße eine Umfrage machst, werden die meisten gar nicht wissen, was das bedeutet!

B: Das ist ja der Jammer! Für die meisten ist „Gewaltenteilung“, dieser urdeutsche Begriff, ein Fremdwort! Aber die Verteilung der Macht auf verschiedene Regelkreise ist ja der Grundpfeiler unseres Systems. Und wenn Frau LH einem rechtskräftig verurteilten Bürgermeister die Strafe zahlt, fragt sich der Normal-Steirer: „Wieso soll ich mich an Gesetze halten? Die da oben richten sich’s ja auch!“

A: Du meinst den Bürgermeister von Leibnitz?

B: Leibnitz ist ein Extra-Kapitel. Aber ein rechtskräftig verurteilter Bürgermeister hat nur eine Option: Rücktritt. Hier wird das einfach ausgesessen.

A: Vorsicht, Du bist gerade dabei, deiner Karriere zu schaden.

B: Weiß ich. Die gläserne Mauer wird wachsen. Aber du hast mich provoziert.

A: OK. Was noch?

B: Als in Lassing ein Bergarbeiter gerettet wurde, soll Frau LH gesagt haben: „Die heilige Barbara hat geholfen“. Das ist problematisch.

A: Wieso?

B: Religion und Staatsgeschäfte sind zu trennen. In der Steiermark leben auch gut 250.000 Nichtkatholen. Was die Verquickung von Religion und Staat anrichten kann, sieht man im Gottesstaat Iran. Die religiöse Überzeugung der PolitikerInnen hat im politischen Bereich nix verloren. Außerdem: wo war denn die heilige Barbara, als die anderen 10 Bergarbeiter gestorben sind? Kaffee trinken?

A: Naja, kann passieren.

B: Sollte aber nicht. Ein gefährliches Spiel mit religiösen Symbolen. Bringt Stimmen, sollte in der Politik aber trotzdem tabu sein.

A: Noch was?

B: Ja. Die skandalöse Trennung von Kultur und „Volkskultur“. Eine Erfindung der jetzigen Landesregierung. Da macht man den größten Wahlverlierer, den die Steiermark jemals gesehen hat, mit einem Geschäftsordnungstrick zum LHStv. (ein Posten, den man kurz zuvor abgeschafft hatte) und schiebt ihm „Volkskultur“ zu. Die Trennung in Kultur & „Volkskultur“ lässt sich sachlich überhaupt nicht rechtfertigen. Da geht’s nur um Tauschgeschäfte: „Du kriegst das, ich krieg das, du bist still und ich bin’s auch …“ Und Herr Schöggl verteilt die Steuermillionen an „seine“ Blasmusiker & Feuerwehrleute und sichert sich die Wiederwahl. Das hat mit Kulturpolitik nix zu tun, das ist reine Schacherei.

A: Aber das Image von Frau LH ist doch sensationell.

B: Kein Wunder. Die anderen Parteien sind so brustschwach, da hat die ÖVP als einzige Profipartei des Landes leichtes Spiel. Frau LH wird professionell beraten und gecoacht, die Gleichung: „ÖVP ist Klasnic und Klasnic ist Steiermark“ hat gegriffen, das Land wird demnächst Privateigentum einer Partei und die großen Medien nehmen ihre Kontrollfunktion nur partiell wahr, weil sie ihre eigenen Interessen verfolgen. Ergo wird zum ersten Mal in der Geschichte der Republik eine Politikerin schon zu Lebzeiten quasi heilig gesprochen.

A: Mein Lieber, du magst ja Recht haben, aber deine Worte werden nichts bewirken.

B: Oh doch. Ich habe soeben meiner Karriere schwer geschadet.