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            Stadtentwicklung | Das 
              Informationsmagazin der Steiermark
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              dez. 
              2002 |   
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          |  |  | Integrative 
            Stadtentwicklungvon DI Hansjörg Luser 
            > Österreich besitzt im Gegensatz zu den wichtigen Industriestaaten 
            Europas mit Ausnahme des Zentralraumes von Wien keine starke urbane 
            Struktur – weder, was die überwiegende Siedlungsform, die gesellschaftliche 
            Orientiertheit oder den überwiegenden Lebensstil anbelangt. Neben 
            den Agglomerationsräumen um die größeren Landeshauptstädte, dem zentralen 
            Inntal und dem Vorarlberger Rheintal gibt es kaum Siedlungsräume, 
            in denen über die Verwaltungsgrenzen hinausreichende städtische Problemstellungen 
            sichtbar werden. (Foto) DI Hansjörg Luser ist Leiter des Amtes 
            für Stadtentwicklung und Stadterhaltung und Koordinator der URBAN-Projekte 
            für Graz. |   
          |   Städtepolitik: In Österreich ein unbeschriebenes Blatt So ist es kaum verwunderlich, dass sich die österreichische Bundespolitik 
              traditionellerweise wenig mit dem allgemeinen Befinden der österreichischen 
              Städte befasste und Städtepolitik, wenn überhaupt, dann aus der 
              Sichtweise der Bundeshauptstadt wahrgenommen wird. Initiativen, 
              die sich auf Belange der Städte und auf die strukturellen Besonderheiten 
              von Stadtregionen orientieren, sind im Vergleich mit anderen europäischen 
              Staaten in Österreich selten. Spezielle Maßnahmen, wie etwa die 
              Einbindung des Nahverkehrs in die übergeordneten Fachkonzepte und 
              vor allem auch dessen aus zentralen Mitteln mitgetragene Finanzierung, 
              fehlen in Österreich im Gegensatz zu anderen EU-Staaten. Eine der 
              seltenen in diese Richtung gehenden Initiativen, die „Nahverkehrsmilliarde“, 
              wurde zum Großteil für den Bau der Wiener U-Bahn verbraucht.
  Standort-ManagementStädte stehen heute im permanenten Vergleich. Sie werden nach wirtschaftlicher 
              Produktivität, Lebensqualität, Unterhaltungs- und Freizeitwert, 
              Verkehrsgunst, Sicherheit und vielen anderen Faktoren gemessen und 
              miteinander verglichen. Dabei zeigt sich, dass die Strukturen internationaler 
              Urbanität einander immer stärker ähneln – die hochgezonten Skylines 
              der Büro- und Bankenviertel, die shopping-malls umlagert von riesigen 
              Parkplätzen, die Altstadtviertel als Vergnügungsmeilen sind wesentliche 
              Bestandteile des Repertoires. Durch besonderes Herausstreichen spezieller 
              Inszenierungen und mit Großereignissen versuchen Städte immer häufiger, 
              unverwechselbare Identität und Eigenständigkeit zu gewinnen. Städtekonkurrenz 
              mit der Tendenz zur „Eventisierung“ bindet aber vielfach wertvolle 
              Mittel, die für die permanente Strukturerneuerung benötigt werden. 
              Dies ist umso verhängnisvoller, je weniger Unterstützung die Städte 
              von übergeordneten Körperschaften und ausgleichenden Finanztöpfen 
              erhalten.
 Der neue FH-Campus >  Im Grazer Westen wird auch die Wissensproduktion angekurbelt.  Nachhaltige Stadtentwicklung Einen anderen Weg als die kurzatmige Tendenz zur Inszenierung umschreibt 
              der leider viel zu sehr strapazierte Begriff der Nachhaltigkeit. 
              Er kann im Hinblick auf Stadtentwicklung nur das umfassende Bestreben 
              bedeuten, kurzlebige, Ressourcen verschlingende Entwicklungen zu 
              vermeiden und solche Prozesse zu fördern, die längerfristig tragen, 
              auf Erneuerbarkeit ausgerichtet sind und insgesamt die Stadt als 
              zukunftsfähigen menschlichen Lebensraum manifestieren.
 
 Dazu vier Thesen:
 
               Die marktorientierte Gesellschaft produziert von sich aus laufend 
                Projekte, die Gewinn versprechen; die Definition von Ausmaß und 
                Qualität des möglichen Gewinns, aber auch seiner jeweiligen Grenzen, 
                gehört zu den wichtigsten übergeordneten Steuerungsaufgaben.
 
Marktorientierte Vorhaben sind eher punktuell orientiert und 
                kaum auf eine gesamtstädtische Zusammenschau ausgerichtet; berechnete 
                Amortisierungszeiten schließen den Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit 
                meist nicht mit ein. Solche Aspekte müssen von außen eingebracht 
                werden.
 
 Ein wirksames Mandat für die Begrenzung individueller Interessen 
                zu Gunsten der städtischen Gemeinschaft kann heute nicht mehr 
                aus bloßer fachlicher Voraussicht oder der Anwendung politischer 
                Entscheidungsmacht gezogen werden. Es erfordert den Rückhalt einer 
                breiten Öffentlichkeit.
 
 Die Zustimmung der Öffentlichkeit für übergeordnete Ziele kann 
                nur über einen transparenten Kommunikationsprozess zwischen den 
                verschiedenen Trägern von Interessen und der Suche nach dem gemeinsamen 
                Besten gewonnen werden. Kommunikation wird zur Vorraussetzung 
                für eine zukunftsfähige Stadtentwicklung.  Unter diesen Aspekten gewinnen grundlegende Fragen der objektiv 
              messbaren, vor allem aber der subjektiv empfundenen Lebensqualität, 
              aber auch die lokalen Unterschiede zwischen einzelnen Stadtgebieten, 
              stärker an Bedeutung. Aus ihnen kann für die jeweilige Stadt, für 
              den jeweiligen Stadtteil eine spezifische Wertschöpfung geschehen. 
              Stadtentwicklung hat sich daher mit dem planmäßigen Ausloten der 
              Möglichkeiten vorhandener und verfügbarer Potenziale zu befassen. 
              URBAN, eine Initiative der EU Die Europäische Union hat erkannt, dass sich die Städte immer mehr 
              zum eigentlichen menschlichen Lebensraum entwickeln, in dem sich 
              die Zukunft unserer Zivilisation entscheidet, sich ihre Vor- und 
              Nachteile, Chancen und Probleme zuerst und am deutlichsten zeigen. 
              Sie bietet daher mit der Gemeinschaftsinitiative URBAN ein Programm 
              des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung, das für große 
              städtische Entwicklungsinitiativen ein maßgeschneidertes Förderungsinstrument 
              darstellt. Urban II, die zweite Phase dieser Gemeinschaftsinitiative, 
              läuft von 2000 bis 2007. Sie zielt besonders auf die Entwicklung 
              und Umsetzung innovativer Entwicklungsmodelle zur zukunftsfähigen 
              wirtschaftlichen und sozialen Belebung von Stadtgebieten ab. Die 
              Leitlinie für die neue Förderungswelle finanziert Projekte zur Verbesserung 
              der städtischen Lebensbedingungen, zur Schaffung von Arbeitsplätzen 
              vor allem in den Bereichen Umwelt, Kultur und Dienstleistungen, 
              zur Integration Benachteiligter, zur Entwicklung umweltfreundlicher 
              Verkehrsmittel, zur Schaffung von effizienten Möglichkeiten der 
              Nutzung erneuerbarer Energie und zur Erschließung des Potenzials 
              der Informationsgesellschaft. Für die Zielgebiete einer solchen 
              Förderungsmaßnahme eröffnet sich dadurch die Chance, aus einer Situation 
              der Bedrängnis den Aufschwung zu einem zukunftsfähigen Stadtteil 
              mit besonderen Qualitäten zu schaffen. In Österreich werden zwei 
              Programme in jeweils gleicher Höhe von der EU unterstützt: „Urban 
              Wien Erdberg“ und „ Urban_link Graz_West“.
 Urban_Link Graz_West Die Veränderung der Arbeitsprozesse am Ende des 20. Jahrhunderts 
              und die Umstrukturierung der Industrie im Zuge der einsetzenden 
              Globalisierungstendenzen brachte für den Grazer Westen entscheidenden 
              Umbrüche. Die für die entstandenen Leerräume entwickelten unterschiedlichsten 
              Projektideen – überwiegend von privaten Initiatoren – blieben meist 
              ohne Chance auf Konkretisierung, verunsicherten aber Unternehmen 
              und BürgerInnen. Der Grazer Gemeinderat beschloss daher mit Beginn 
              des neuen Jahrtausends die „Initiative Stadtteilentwicklung Graz 
              West“ mit dem Auftrag einer zielgerichteten, mit den verschiedenen 
              Interessensträgern, aber auch mit den Anliegen des Gemeinwesens 
              abgestimmten Vorgangsweise. Als innovatives Abwicklungsmodell dieser 
              neuen Form der strategischen Planung wurde ein kommunikationsorientierter 
              Entwicklungsprozess in Gang gesetzt, dessen übergeordnetes Ziel 
              es ist, einen für alle attraktiven Standort zu entwickeln: „Graz-West, 
              Raum für Zukunft“.
 Die beinahe gleichzeitige erfolgreiche Bewerbung um Förderungsmittel 
              für das Programm Urban_link Graz_West, dessen Zielgebiet mit der 
              Entwicklungsinitiative identisch ist, macht es nun möglich, die 
              in einem intensiven Kommunikationsprozess erarbeiteten Strategien 
              der Entwicklungsinitiative durch konkrete Leitprojekte umzusetzen. 
              In diesem Sinne wurde daher, was die Erstellung und die Durchführung 
              des Programms Urban betrifft, Kommunikation zu einem zentralen Angelpunkt. 
              Als Grundlage für die Programmerstellung wurden vor allem die gemeinsam 
              selektierten Vorhaben und Projektideen von Institutionen und Privaten 
              herangezogen und zugleich Wünsche und Befindlichkeiten der Bevölkerung 
              berücksichtigt. Im Programmdokument selbst ist Kommunikation als 
              eigener Programmschwerpunkt festgehalten, werden entsprechende Maßnahmen 
              dazu beschrieben und Mittel dafür zugeteilt. Die Erfahrung von Urban 
              1 zeigte, dass die Zielsetzung, städtische Lebensqualität nachhaltig 
              zu verbessern, auch eine sehr subjektive Komponente hat. Selbst 
              Aktionen mit den besten objektiv messbaren Resultaten erreichen 
              nur dann ihr Ziel, wenn ihre positive Wirkung von den Adressaten 
              auch so empfunden wird.  Die Stadt Graz nimmt mit dem Programm Urban_link Graz_West die 
              Chance wahr, in diesem Labor für zukunftsfähige Stadtentwicklung 
              zu agieren und die Vorteile daraus zu ziehen. Die kommenden fünf 
              Jahre der Programmumsetzung sollen den Bewohnerinnen und Bewohnern 
              des Grazer Westens zeigen, wie integrative strategische Planung 
              durch gezieltes Handeln zur positiven Wirklichkeit werden kann.       |   
          |  |  | Tiefgarage 
            mit Ausblick auf die (Vor)GeschichteMitten 
            in Graz wird die Vorgeschichte lebendig: Die Ausgrabungen im Pfauengarten 
            anlässlich des bevorstehenden Baus einer Tiefgarage bringen neue Erkenntnisse 
            über das Leben der Ur-GrazerInnen. Und sie wecken die Hoffnung, dass 
            in Zukunft die Stadtarchäologie nicht primär als Feind von Bauvorhaben, 
            sondern als Partner und als unerlässlicher Bestandteil einer Kulturstadt 
            betrachtet wird. |   
          |   Was ist das Besondere an den Funden im Pfauengarten? „Wir haben 
              eine geschlossene Siedlung, einen Weiler aus dem 9. vorchristlichen 
              Jahrhundert vor uns“, erläutert Grabungsleiter Univ.-Doz. Dr. 
              Diether Kramer vom Landesmuseum Joanneum, der sich allerdings 
              nicht auf allzu präzise Datierungen einlassen will, „weil eine abschließende 
              Beurteilung erst nach eingehender Analyse aller Funde möglich ist.“ 
              Über die genaue Zuordnung zu Kultur-Epochen sind sich die Archäologen 
              noch uneins: Kramer sieht die Funde als „eindeutig der Hallstatt-Periode“ 
              zugehörig, andere ordnen sie eher einer Übergangsperiode zwischen 
              der früheren Urnenfelder- und Hallstattzeit zu.     
 (Mitte) Archäologin Mag. Christine Feichtenhofer vor den freigelegten 
              Grundmauern der Renaissance-Kurtine
 (re) EGT-Geschäftsführer DI Jörg Krasser fühlt sich der Geschichte 
              der Stadt verpflichtet
 Eine bedeutende SiedlungDie genaue Ausdehnung der Ortschaft wird weiterhin unbekannt bleiben; 
              die einzige zu Tage geförderte Begrenzung ist ein – wenig wehrhafter 
              – Holzzaun an ihrer Ostseite, der genau parallel zur Renaissance-Kurtine 
              verläuft. Beim Bau des Tiefenspeichers des Landearchivs vor einem 
              Jahrzehnt wurden bereits Funde gemacht, die auf eine Siedlung hindeuteten, 
              und Kramer vermutet, dass sich diese unter dem Bereich der Burg 
              fortsetzt. Im Gegensatz zu seinem Fachkollegen Univ.-Doz. Dr. 
              Bernhard Hebert vom Bundesdenkmalamt misst er ihr allerdings 
              keine „zentralörtliche Bedeutung“ zu: „Es war ein großes Weilerdorf, 
              wie es damals im Grazer Feld deren viele gab, man hat ja auch Siedlungsreste 
              beim Reinerhof, am Schlossberg und bei St. Johann und Paul gefunden.“ 
              Zwischen hundert und dreihundert Menschen dürften hier gelebt haben. 
              Der bislang spektakulärste Fund: Ein Haus aus Flechtmauerwerk, das 
              einem Brand zum Opfer fiel, dazu drei Gräber – vermutlich aus noch 
              älterer Zeit, die schon erwähnte Palisade und eine Vielzahl verschiedenster 
              Gebrauchs- und Schmuckgegenstände aus Ton und Bronze. Die Grabungen 
              haben aber auch noch wesentlich ältere Funde zutage gefördert: Ca. 
              5000 Jahre alte Scherben von jungsteinzeitlichen Gefäßen sind ein 
              deutlicher Hinweis darauf, dass das Grazer Feld auch schon damals 
              besiedelt war.
     Spätbronzezeitliche Funde aus dem Pfauengarten: Spule, Miniaturgefäß, 
              Bronzefibel > rechts: JungsteinzeitlicheSpuren: Furchenstich-Keramik
  Die Grundmauern der Festung bleiben sichtbarDass die Wiege der Stadt Graz im heutigen Sinne im Gebiet des heutigen 
              Pfauengartens gelegen sein könnte, wird durch die Funde widerlegt: 
              Zwischen den jungsteinzeitlichen Funden und der spät-bronzezeitlichen 
              Siedlung klafft eine Lücke von mehr als zwei Jahrtausenden, und 
              nach der Aufgabe der Siedlung dauerte es wiederum zweieinhalb Jahrtausende, 
              bis das Gebiet des Pfauengartens wieder zum Zentrum menschlicher 
              Aktivität wurde. „Während des Mittelalters lag das Gebiet ja außerhalb 
              der Stadtmauer“, erklärt die Archäologin Mag. Christine Feichtenhofer. 
              Alle späteren Funde stehen in Zusammenhang mit der Errichtung der 
              Festungsanlage im 16. Jahrhundert. Auch über diese wurden neue Erkenntnisse 
              gewonnen. Feichtenhofer: „Die Kurtine zwischen der Burg- und der 
              Karmeliterbastei ist in drei Phasen gebaut worden, sie verlief zunächst 
              gerade und hat erst später einen ,Knick‘ bekommen.“ Die Archäologen 
              haben an der Südseite des Pfauengartens Teile der alten Kurtine 
              ausgegraben und dabei auch zwei Kanonenscharten entdeckt. Diese 
              Stelle, wo die Stützmauern der Befestigungsanlage imposante 14 Meter 
              hoch sind, soll auch in Zukunft nach dem Bau der Tiefgarage sichtbar 
              bleiben, verlangt Landeskonservator HR Dr. Friedrich Bouvier. 
              Hier soll auch ein Ausgang entstehen, der in den Stadtpark führt.
 Tiefgarage mit Ausblick Alle Beteiligten äußern sich besonders lobend über die problemlose 
              Zusammenarbeit zwischen der Archäologie und dem bauausführenden 
              Unternehmen Pongratz/Mandlbauer. Dass die Stadtgeschichte nicht 
              unter die Bagger-Raupen gerät, dafür ist im Besonderen ein Mann 
              verantwortlich: Der Geschäftsführer der Ersten Grazer Tiefgaragen-Errichtungsgesellschaft, 
              DI Jörg Krasser, den wir bei unserer Fundstätten-Begehung 
              trotz miserablen Wetters bei der fachkundigen Freilegung von Gebäudespuren 
              antrafen. Krasser, früher Mitglied der Altstadt-Sachverständigenkommission, 
              hat sich im Lauf seiner Tätigkeit auf der Tiefgaragen-Baustelle 
              mit dem Virus der Archäologie infiziert und hilft in seiner Freizeit 
              bei den Ausgrabungen: „Ich fühle mich der Geschichte der Stadt gegenüber 
              verpflichtet und versuche, der Stadtarchäologie gute Bedingungen 
              zu bieten.“ Die Forderungen des Landeskonservators seien bereits 
              in die Planung eingeflossen, die Einfahrt in die Tiefgarage werde 
              durch ein Stützensystem transparent gestaltet und erlaube so den 
              Blick auf die Grundmauern der Kurtine; den prähistorischen Funden 
              werde eine große Schauvitrine in der Garage gewidmet sein. Der größte 
              Teil davon – wie etwa die Fundamentlöcher von Pfählen, Spuren von 
              Feuerstellen usw. – wird allerdings durch die Ausgrabung selbst 
              zerstört – hier ist eine Konservierung weder möglich noch sinnvoll, 
              wichtig ist die genaue Dokumentation. Die Schmuck- und Gebrauchsgegenstände 
              werden dem Landesmuseum zufallen. Eine erste Gelegenheit zur Betrachtung 
              der Kleinodien aus der Grazer Vorgeschichte werden Interessierte 
              bei der Ausstellung „Graz in Funden“ ab 9. Jänner im Landesarchiv 
              haben. Neben Fundstücken aus dem Pfauengarten werden auch solche 
              vom Hauptplatz-Umbau, vom Bau des Tiefenspeichers des Landesarchivs, 
              von der Restaurierung der Leechkirche und vom Schlossberg gezeigt.
  Christian Stenner  „Graz in Funden“ | Landesarchiv, Karmeliterplatz 3, 8010 
              Graz9. Jänner bis 14. März 2003 | Mo, Di, Do 9.00 bis 17.00 | Mi 9.00 
              bis 19.00 | Fr 09.00 is 13.00
 Anmeldung für Gruppenführungen/Schulklassen: 0316/8773004 
              | jeden Mittwoch um 18.00 finden ab 15. Jänner zudem Fachvorträge 
              statt
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          |  |  | Ein neues 
            Landeskrankenhaus für Graz |   
          |   Seit 2. Dezember arbeitet das Grazer „LKH West“ beim UKH Eggenberg 
              im Vollbetrieb. Den 261 Betten im neuen Landeskrankenhaus steht 
              eine Rücknahme von 411 Betten im alten LKH in Leonhard gegenüber. 
              Der rechnerischen Bettenreduktion von 150 Einheiten steht aber wiederum 
              eine geballte Ladung an innovativer Logistik im regionalen Gesundheits-Management 
              entgegen: Etwa eine neue Form der Anamnese-Modi, die lange Stationärzeiten 
              während Untersuchungsserien vermeidet oder die offensive Anbindung 
              an die niedergelassenen ÄrztInnen, die Kooperation /Komunikation 
              mit Pflegediensten, Altenheimen und dgl. Auch der verkehrstechnische 
              Vorteil der Erreichbarkeit für die rechts der Mur ansässigen PatientInnen 
              ist hier zu nennen. Die bauliche Gestaltung des neuen LKH soll die 
              Absicht der Proponenten bestätigen: Abschied von „hospitalisierender 
              Architektur“: Die PatientInnen müssen sich als Gäste fühlen, wenn 
              sie emanzipatorisch-aktiv am eigenen Gesundungsprozess teilnehmen. 
              Landesrat Günter Dörflinger freut sich, mit dem LKH-West eines der 
              modernsten Gesundheitseinrichtungen Europas der Öffentlichkeit übergeben 
              zu haben.  Info: www.lkh-grazwest.at       |   
          |  |  | „Wie eine 
            Hausfrau, die ihre Küche verkauft“ (Foto) Klubobmann Hermann Candussi: „Es 
            gibt Alternativen zum Verkauf“
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                Die Gemeinderatsmehrheit aus ÖVP, SPÖ und FPÖ hat kürzlich 
                einen Teil der Grazer Liegenschaften, Gebäude und Freizeiteinrichtungen 
                an die stadteigene GBG (Grazer Bau- und Grünlandsicherungsgesellschaft) 
                um 29,5 Mio Euro verkauft, um sie dann von der GBG zurückzumieten. 
                Die Grazer Grünen haben dagegen gestimmt – KORSO befragte dazu 
                Klubobmann Mag. Hermann Candussi:   
               
                Der Verkauf von öffentlichem Eigentum liegt im Trend der 
                  Zeit – warum stellen sich die Grünen dagegen?  
              Keiner Hausfrau – mit der sich Finanzstadtrat Nagl in Inseraten 
                vergleicht – würde es einfallen, die Küche zu verkaufen, sie dann 
                vom neuen Eigentümer zurückzumieten und die Raten mit dem Taschengeld 
                der Kinder abzudecken, indem man ihnen das Essen verrechnet. Und 
                wenn man wieder Geld braucht, verkauft man halt Bade- und Schlafzimmer. 
                Nichts anderes ist es aber, was die großen Stadtregierungsparteien 
                zurzeit tun – sie veräußern Stück für Stück die Vermögenswerte 
                der Stadt. Zuerst die Stadtwerke, jetzt Liegenschaften, Gebäude 
                und Bäder. Als nächster Schritt folgen – selbstverständlich erst 
                nach den Wahlen – Schulen, Kindergärten und städtische Wohnhäuser. 
                
              Sie haben auch die Befürchtung 
                geäußert, die Kosten für ehemals kommunale Leistungen könnten 
                steigen …   
              Klar ist, dass für die neuen Eigentümer, auch wenn es wie die 
                GBG 100-Prozent-Töchter der Stadt sind, andere Kriterien gelten 
                als für die Stadt selbst. Was Finanzstadtrat Nagl als großartiges 
                Einsparungspotenzial bezeichnet, ist die Differenz zwischen sozial- 
                und gemeinwirtschaftlich ausgerichteter Politik und gewinnorientierter 
                Maklertätigkeit. Alles, was schnelles Geld bringt, wird an Private 
                weiterverkauft, vieles, was Kosten verursacht, wird unter dem 
                Titel „Kostenwahrheit“ als kommunale Leistung in Frage gestellt 
                werden: Wer allerdings Gemeindewohnungen nur nach den Kriterien 
                der Wirtschaftlichkeit verwalten möchte, übersieht, dass kommunale 
                Wohnungspolitik in erster Linie Sozialarbeit ist.  
               Letztendlich wurde die Entscheidung 
                unter dem Diktat der leeren Stadtkassen getroffen – haben die 
                Grünen Alternativen zur Erhaltung von Budget-Spielräumen anzubieten? 
                   
              Gerade die Grünen haben hier einige Vorschläge gemacht: Die Möglichkeit 
                der Finanzierung großer öffentlicher Nahverkehrsprojekte durch 
                den Bund aus jenen Mitteln, die bisher für den Ausbau der Wiener 
                U-Bahn reserviert waren, die Einführung der Nahverkehrsabgabe 
                für Verkehrserreger wie Einkaufszentren an der Peripherie, die 
                Ökologisierung des Gebührensystems und – nicht zuletzt – der Verzicht 
                auf einzelne großmannsüchtige Prestigeprojekte zugunsten der Sicherung 
                dringend nötiger Infrastruktur. Hier geht’s um die Frage: Was 
                braucht die Stadt dringender: Straßenbahnausbau oder Schlossberglift? 
                Grünraumsicherung oder Tiefgaragenförderung? Sicherung der Sozialbudgets 
                oder Millionenbeträge für Sturm und GAK?       |   
          |  |  | Grazer Westen: Die Menschen im Mittelpunkt Bis 
              2007 soll das EU-Stadtteilprogramm Urban Graz-West „Raum für Zukunft“ 
              verwirklicht werden. Eine Finanzspritze von rund 20 Millionen Euro 
              garantiert eine Vielzahl nachhaltiger Leitprojekte. |   
          |   Als Zentralraum des Landes hat Graz nicht nur langjährige Erfahrung 
              bei der Abwicklung von EU-Projekten, sondern diese auch immer mit 
              einem positiven Ergebnis abgeschlossen. Stadtrat DI Franz 
              Josel unterzeichnete am 22. November 2001 den Vertrag über das 
              Urban II-Projekt, dessen Programm unter Einbezug der Grazer Bevölkerung 
              in zweijähriger Vorbereitung ausgearbeitet wurde.  DI Luser (links), Stadtrat DI Josel und der Grazer Westen  
              >  Programmleiter DI Hansjörg Luser, Leiter des Amtes für Stadtentwicklung 
              und Stadterhaltung, über das Projekt Urban Graz-West. „Es geht in 
              der Stadtentwicklung um die Aufwertung strukturschwacher Bereiche. 
              Der Grazer Westen ist solch ein Bereich, der aufgrund der wirtschaftlichen 
              Umstrukturierungen wie eine der Stadt zugefügte Wunde wirkt“, betont 
              Luser, der insbesondere auf die Erhaltung der Eigenständigkeit dieses 
              Stadtteiles Wert legt. Das Projektgebiet umfasst Teile der Bezirke 
              Gries, Lend, Wetzelsdorf und vor allem Eggenberg – rund 32.000 direkt 
              berührte GrazerInnen dürfen sich auf interessante Projekte freuen: 
              Die neue multifunktionelle Konzerthalle von AVL in der Waagner Biro-Straße, 
              die geplante und bereits beschlossene Unterführung der Eisenbahnkreuzung 
              Alte Poststraße/GKE, der „Start-up-Center Urban_Link“ für UnternehmensgründerInnen, 
              die „Wissensstadt“ als Sammelpunkt der ersten neuen Technologieunternehmen 
              der Stadt und die Realisierung des Fachhochschul-Campus u.v.m. werden 
              den Westen in ein neues Licht tauchen. Die Urban-Kommunikationsstrategie zeichnet sich durch die Integration 
              der Wünsche und Vorstellungen der Grazer BürgerInnen aus. So wurden 
              z.B. im Vorlauf auf kommunaler Ebene mehr als 200 Gespräche geführt 
              und dabei festgestellt, wo die GrazerInnen der Schuh drückt. „Es 
              wurden Kompromisse zwischen den Wünschen der Bevölkerung und den 
              institutionellen Interessen gesucht und gefunden“, so Luser. „Viele 
              Beschlüsse wurden durch Arbeitsgruppen mit der Bevölkerung ausgearbeitet.“ 
              In der Planungsphase befinden sich u.a. Fuß- und Radwege und ein 
              Gesamtverkehrskonzept Graz-West, ein StudentInnenheim, betriebsnahe 
              Qualifikationskurse und ein Datenterminal-Monitor. Die Stadtwunde 
              im Westen von Graz ist zwar noch nicht geheilt, die Operation hat 
              jedoch bereits begonnen und der Patient hat gute Heilungschancen.  Claudia Windisch       |   
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