korso Wissenschaft & Forschung
Das Informationsmagazin 
der Steiermark
 
11/2005
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    Kontakt mit den Eingeschlossenen


Unter dem Titel „Gedankenlesen und Gehirn: Möglichkeiten der modernen Neurowissenschaften“ stand ein Vortrag von Univ.-Prof. Niels Birbaumer, Leiter des Instituts für Medizinische Psychologie und Verhaltensneurobiologie der Universität Tübingen. Der öffentliche Vortrag am 6. Oktober bildete die Einleitung zum Symposium „Hirn-Computer-Kommunikation: Neue Wege in der Neurorehabilitation“. Organisiert wurden Vortrag und Symposium von der „Initiative Gehirnforschung Steiermark“ („inge.st“; initiiert von Landesrätin Kristina Edlinger Ploder und geleitet von der Psychologin Univ.-Prof. Christa Neuper). Der Vortrag geriet unter anderem zu einem naturwissenschaftlich fundierten Plädoyer gegen die Euthanasie.

Prof. Niels Birbaumer Universität Tübingen, propagiert Brain-Computer-Interface-Methoden als Lösung für gesellschaftliche Probleme

Eine Bresche in die kognitive Barriere
Forschungsergebnisse und mögliche zukünftige Anwendungen standen im Mittelpunkt von Birbaumers Referat, wobei der Vortragende einleitend etwaige durch den Titel hervorgerufene Erwartungen einbremste: Gedankenlesen könne er nicht, was jedoch möglich sei, sei der Kontakt mit Personen, die sich in einem vegetativen Zustand – auch als Zustand des Eingeschlossenseins bezeichnet – befinden. Diese Personen sind aus unterschiedlichen Gründen nicht mehr fähig zu sprechen bzw. überhaupt zu kommunizieren. Bis vor kurzem wusste man sehr wenig über ihren kognitiven Zustand. Dem Team von Bierbaumer gelang es einen Zugang zu einigen solcher PatientInnen zu finden.

Bessere Lebensqualität als Depressive
Mittels Computer und einer EEG-Kappe können die Betreffenden lernen sich so zu konzentrieren, dass sie auf einem Bildschirm dargestellte Buchstaben auswählen. In einer freilich recht langwierigen Prozedur können die PatientInnen so schreiben, also wieder kommunizieren. Birbaumer dazu: „Noch vor wenigen Jahren wäre ich bei Personen, die sich in vegetativem Zustand befinden, für Euthanasie eingetreten. Doch heute sehe ich das ganz anders. Diese Menschen leben ja, und sie haben gar keine schlechte Lebensqualität. Man muss sie nur danach fragen. Ich habe festgestellt, dass sie eine bessere Lebensqualität haben als depressive Menschen.“ Daraus ergebe sich, so Birbaumer, dass die Antwort auf die Frage, ob das Leben dieser Personen lebenswert und in weiterer Folge Euthanasie vertretbar sei, keine ethisch-philosophische, sondern eine wissenschaftlich lösbare Frage sei.

Problemlöser Brain-Computer-Interface?
Für den überzeugten Naturwissenschafter sind allerdings auch viele andere gesellschaftliche Probleme mit Hilfe der BCI-Methode lösbar, die auch dazu angewandt werden kann, die Aktivierung bestimmter Hirnbereiche zu trainieren. So erzählt er von Versuchen mit Gewaltverbrechern: Diese begingen Verbrechen, weil sie zu wenig Angst vor den Folgen hätten. „Wenn sie nun über Biofeedback lernen, ihr Angstzentrum im Hirn stärker zu durchbluten, passiert das irgendwann automatisch. Die Folge ist, dass sie mehr Angst haben und daher nicht rückfällig werden.“ Die Frage nach den ethischen Problemen solcher Versuche und den möglichen Folgen, die diese Programmierbarkeit des Menschen haben könnte, möchte sich Bierbaumer nicht stellen: Diese sei Aufgabe der Politik.

Als weiteres Beispiel bringt er aber eine viel erfreulichere Anwendungsmöglichkeit: So sei bei vielen hyperaktiven Kindern eine Unteraktivierung des Gehirns die Ursache. „Anstatt die Kinder mit Amphetaminen süchtig zu machen“ (die im oft verabreichten Ritalin enthalten sind, wie Birbaumer an anderer Stelle erklärt,) „wäre es doch viel besser, wenn sie mit wenig Übung lernen, die betroffenen Areale zu aktivieren. Das funktioniert gut und die Kinder erreichen normale Konzentrationsleistungen.“

In Graz wird an den Instituten für Psychologie der Karl-Franzens-Universität (Prof. Christa Neuper) und am Institut für Human-Computer Interfaces der TU (Prof. Gert Pfurtscheller) gemeinsam an ähnlichen Anwendungsmöglichkeiten gearbeitet.

Johanna Muckenhuber

Weitere Informationen über inge.st: www.gehirnforschung.at

 

 

  Europaakademie Bruck: Erfolgreiche Bildungsreihe wird fortgesetzt


Die Stadt Bruck an der Mur veranstaltet mit dem Europazentrum Graz und dem Europabüro in Bruck eine Europa-Akademie im Rathaus der Stadt Bruck an der Mur.

Die Veranstaltungen der diesjährigen Akademie beschäftigen sich mit den europäischen Institutionen (Mag. Stephan Keiler, Montag, 14. November 2005, 19.00), den Vorhaben zu Privatisierung von Rente und Gesundheitswesen – und der Kritik daran (N. Fischer, Büro Kommissar Spidla, Montag, 21. November 2005, 19.00), der Geschichte, Funktion und Aktualität des Rassismus (NAbg. Terezija Stoisits, Montag, 28.11.2005) und der Globalisierung der Finanzmärkte – einer Herausforderung für Europa (BM a.D. Dkfm. Ferdinand Lacina, Montag, 12.12.2005, 19.00).

Bei einer Teilnahme an vier Veranstaltungen erhält man ein Abschlusszertifikat.
Anmeldungen: Europazentrum Graz, Zinzendorfgasse 1/I, 8010 Graz | Fax 0316 / 38 48 38-14 | mail@europahaus-graz.at

 

 

  Stromleitungs-Vermessung über das Weltall


Satellitensignale für das Einmessen von Stromleitungen - das nutzen die Feistritzwerke-STEWEAG seit kurzem und sind somit mit dieser Art der Vermessung die Ersten in der Steiermark. Erscheint auch die Vorstellung einer terrestrischen Vermessung über die Satelliten, die in einer Höhe von ca. 20.000 Kilometern unseren Globus ständig umkreisen, kompliziert und schwierig, so ist dies in der praktischen Anwendung doch nicht so. Es werden dazu zwar komplexe und hoch technische Geräte benötigt, deren Handhabung aber recht einfach und sehr komfortabel ist.

Ing. Alexander Schloffer (3. von links) und Johann Wachmann (2. von links) von Feistritzwerke-STEWEAG präsentieren Ing. Gerhard Krenn (links) von STEWEAG-STEG den Ablauf einer Satellitenvermessung.

So wie beim herkömmlichen Navigieren mit GPS, wo die Satellitensignale eine laufende Positionierung ermöglichen, ist es auch beim Vermessen. Auf die Satelliten abgestimmte Antennen empfangen die Signale, die dann in einem Handheld-Personalcomputer, der an der Messstange dieser mobilen Satellitenantenne montiert ist, verarbeitet werden. Damit auch punktgenau vermessen wird, haben die Feistritzwerke-STEWEAG Referenzstationen in der Oststeiermark im Einsatz, die unter anderem die troposphärischen Störungen ausgleichen.

Mit dieser Vermessung über das „Weltall“ lassen sich Leitungen – Strom, Wasser, Gas, Kanal, Telefon, Straßenbeleuchtungskabel –, Naturobjekte und Gebäude zentimetergenau in Echtzeit einfach und rasch vermessen, aber auch das Auffinden dieser unterirdischen Einbauten ist mit dem GPS-Satellitensystem leicht möglich.

Die Feistritzwerke-STEWEAG setzen diese innovative Technik nicht nur für das Vermessen und das Suchen ihrer Strom- und Wasserleitungen ein, sondern verwenden es auch in Kombination mit einem Flottenmanagementsystem für die Einsatzoptimierung des Kunden- und Entstördienstes im Rahmen des firmeneigenen Mobilitätskonzeptes. Damit werden Kosten gespart, die Arbeit erleichtert und das Kundenservice gestärkt.

 

 

  Wasserstoff-Kongress:
Langfristiger Paradigmenwechsel im Energiesystem


Auf der Ersten Österreichischen Wasserstoff-Konferenz, veranstaltet von Joanneum Research in Kooperation mit dem Hydrogen Center Austria, präsentierten im Oktober Experten aus dem In- und Ausland im Grazer Messecenter den aktuellen Entwicklungsstand der neuen Technologien rund um den energetischen Hoffnungsträger Wasserstoff.

Die Verknappung der fossilen Rohstoffe, nicht zuletzt als Folge der weltweit rasant zunehmenden Mobilität, belebt die Suche nach alternativen Energieformen. Dazu kommen internationale Bestrebungen, die CO2-Emissionen und damit den Treibhauseffekt zu reduzieren, was die Bedeutung des Wasserstoffs in der globalen Energiewirtschaft und das Interesse an seiner Nutzung in Zukunft zweifellos steigern wird – wenn auch leider nicht in dem Tempo, wie es im Sinne einer intakten Umwelt wünschenswert wäre.

Dr. Anthony Eggert (Universtity of California Davis) , Univ.Prof. Dr Josef Spitzer (Joanneum Research), Dr. Manfred Klell (HyCentA) und Werner Wilhelm (Magna Steyr Fahrzeugtechnik) äußerten sich auf dem Kongress zum Zukunftspotenzial der Wasserstofftechnologie

Steigende Ölpreise als Ansporn
Schon einmal – während der 1. Ölkrise vor rund dreißig Jahren– wurden große Hoffnungen in den Wunderstoff H2 gesetzt: Der Wasserstoff wurde geradezu euphorisch als der ideale Energielieferant der nicht allzu fernen Zukunft gefeiert. Als Treibstoff der so genannten – übrigens in der Weltraumforschung in den sechziger Jahren entwickelten – Brennstoffzelle entsteht bei seiner Verbrennung als einziges „Abgas“ Wasser: dieses Aggregat treibt auch Autos geräuschlos an und ist nicht nur umweltfreundlich, sondern zumindest in der Theorie auch unbegrenzt verfügbar. Obwohl Anfang der neunziger Jahre von den Autoherstellern funktionstüchtige Prototypen vorgestellt wurden, wurden die Hoffnungen auf eine Revolution der Fahrzeugantriebe bislang enttäuscht. Denn zahlreiche Probleme sind noch unzureichend gelöst: Die saubere Herstellung von Wasserstoff ist energieintensiv und teuer, seine Lagerung und der Transport durch die hohe Flüchtigkeit des Elements gefährlich und technisch aufwändig.

Internationale Forschungsprogramme
Der Vision von einer sauberen Energiezukunft wurde durch die steigenden Rohölpreise neues Leben eingehaucht. Wasserstoff als Energieträger kann prinzipiell aus den unterschiedlichsten Quellen (z.B. Erdgas, Biomasse, Wasserkraft) erzeugt und vielseitig zur Erzeugung von Strom, Wärme und Kraft in stationären und mobilen Anwendungen genutzt werden. Ein Großteil der heutigen Wasserstoffproduktion erfolgt übrigens die katalytische Fragmentierung von Methan (Erdgas).

Hintergrund der zahlreichen Forschungsaktivitäten bildet die Vision einer globalen Wasserstoffwirtschaft. Die international verfolgten Energiestrategien schließen den Wasserstoff als einen mittel- bis langfristig wichtigen Energieträger in ihre Konzeption ein. So wurde in der EU High Level Group eine Wasserstoff-Roadmap entwickelt, die in den einzelnen Mitgliedsländern umgesetzt werden soll.

Eine wesentliche Voraussetzung ist die umweltschonende Erzeugung aus erneuerbaren Energieträgern („Öko-Wasserstoff“) und die ökonomische Integration in das bestehende Energiesystem. Univ.Prof. Dr. Josef Spitzer von der Joanneum Research sieht gerade hierin ein großes Potenzial für Österreich mit seinem hohen Anteil an Bioenergie, der „in den kommenden Jahren noch verstärkt ausgebaut werden muss“. Selbst die großen Automobilkonzerne investieren inzwischen Milliarden in die Entwicklung von Wasserstoffantriebssystemen, um für die Zukunft gerüstet zu sein.

Auch in Österreich gewinnt das Thema an Bedeutung: Der Rat für Forschung und Technologieentwicklung hat im Herbst 2004 des A3-Technologieprogrammes die Gründung der „Österreichischen Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Initiative“ beschlossen.

Wasserstoff-Forschungszentrum HyCentA
Im Zuge dieser Initiative wurde im Oktober auch das österreichweit erste Wasserstoff-Forschungszentrum HyCentA eröffnet. Grundlage dafür bildet die österreichweit erste Abgabestelle für gasförmigen und flüssigen Wasserstoff für Forschungszwecke, die auf dem Gelände der TU Graz in der Grazer Inffeldgasse errichtet wurde. Im vakuumisolierten Tank stehen über 17.000 Liter auf minus 253 Grad gekühlter und dadurch verflüssigter Wasserstoff für die verschiedenen Forschungsprojekte der Gesellschafter zur Verfügung.

Betreiber des Zentrums ist die TU Graz zusammen mit sieben Partnern aus der Wirtschaft (Magna, OMV und AVL, FVT und die steirische Gas & Wärme GmbH) sowie dem Joanneum Research und der „seibersdorf research“. Die Errichtung der Anlage wurde zu zwei Dritteln von den beteiligten Unternehmen finanziert, aber auch der Bund sowie der Zukunftsfonds des Landes Steiermark und die steirische Wirtschaftsförderung haben sich beteiligt, betont Geschäftsführer Dr. Manfred Klell.

Technologische Quantensprünge erforderlich
Die großen technischen Durchbrüche stehen zwar erst bevor, aber Schritte in die richtige Richtung wurden gemacht, darüber waren sich die in Graz versammelten Wissenschaftler einig. Die Brennstoffzellentechnologie hat bei der Verbesserung der Haltbarkeit und der Reichweite beachtliche Fortschritte erzielt, und auch die Kosten konnten drastisch reduziert werden, erklärt Dr. Anthony Eggert von der University of California Davis, der am Hydrogen Pathway Program der USA mitarbeitet. Ebenso setzt Werner Wilhelm von der Magna Steyr Fahrzeugtechnik auf die Zusammenarbeit von Wirtschaft und universitären Forschungseinrichtungen, „um so die Probleme der Zukunft in gemeinsamer Arbeit zu lösen.“ Derzeit werden bei Magna im Rahmen eines europäischen Forschungsprojekts spezielle Wasserstofftanks für Fahrzeuge auf kryogener (kältetechnischer) Basis entwickelt.

Dabei ist es noch weiter Weg in die Wasserstoffzukunft: Erst in ca. 15 bis 20 Jahren wird Wasserstoff – vorausgesetzt seine Erzeugung kann ökologisch und wirtschaftlich sinnvoll bewerkstelligt werden – in breitem Rahmen für den Antrieb von Fahrzeugen zum Einsatz kommen. In der Zwischenzeit soll ein Mix aus erneuerbaren Treibstoffen wie Biodiesel, Biogas und Elektroantrieben umweltschonende Verkehrsströme ermöglichen und die fossilen Energieträger schrittweise ablösen.

– js –

 

 

Ein Dr. Seltsam zog aus, uns das Fürchten zu lehren
Nobelpreis für Thomas C. Schelling
< Thomas C. Schelling bei der Verleihung des Ehrendoktorates der Erasmus-Universität Rotterdam


„Lassie (= der Fernsehhund, Anm.) starb eines Nachts. Millionen Amerikaner trauerten. Nicht alle davon waren Kinder.“ Mit drei kurzen Sätzen beginnt der diesjährige Nobelpreisträger für Ökonomie, Thomas C. Schelling, eine wissenschaftliche Arbeit über „Das Bewusstsein als Organ des Konsums“ („The mind as a consuming organ“). Der fulminanten Eröffnung folgt zunächst die Frage, weshalb ein offensichtlich nur virtuelles Ereignis tatsächlich Menschen bewegen kann und dann eine fundamentale Attacke gegen die herrschende Doktrin der Ökonomie, welche uns Konsumenten als naive, unersättliche Hamsterer von irgendwelchem nicht näher definiertem Nutzen behandelt.

Konsequent dann Schellings Klage über ein Erziehungssystem „das mir nicht beigebracht hat gute Tagträume zu entwickeln“. Sie könnten das Leben offensichtlich sehr viel angenehmer machen, als die Arbeits- und Konsumgesellschaft dazu je in der Lage wäre. Schelllings Bücher sind vergnüglich zu lesende, harte Gedankenarbeit. Sie behandeln die Dialektik des Verhältnisses einzelner Menschen, mit ihren Motiven und Handlungen, und der Gesellschaft und liefern meist überraschende Erkenntnisse.

Zwischen den Zeilen der brillanten Wissenschaftsprosa blitzt häufig ein Till Eulenspiegel durch, der die Welt mit Hilfe ihrer selbst zum Narren hält, nicht zuletzt die der Wissenschaft. Das ist die eine Seite des Spieltheoretikers und Ökonomen Thomas C. Schelling.

Die andere: Viele Jahre war er Mitglied jener geheimnisumwitterten Think-tanks der amerikanischen Politik, welche Militärs und Regierungen in Fragen der militärischen und nuklearen Strategie berieten. Spieltheoretische Kalküle, zu welchen er auch formallogisch entscheidend beigetragen hat, waren die Grammatik, mit welcher das „Gleichgewicht des Schreckens“ zwischen den Atommächten Sowjetunion und USA formuliert wurde.

Gerüchte besagen, dass Schelling ein Vorbild für jenen „Dr. Strangelove“ gewesen ist, der in der gleichnamigen, bösen Filmsatire von Stanley Kubrick makabren Schabernack mit dem Arsenal der Weltzerstörung treibt (Dr. Strangelove and how I Learned to Stop Worrying and Love the Bomb, mit Peter Sellers in der Hauptrolle). Der Ökonom, Gesellschaftswissenschafter und Autor Schelling wäre im heimischen Wissenschaftsbetrieb noch zu entdecken. Leider sind seine Bücher bislang nicht in deutschen Übersetzungen verfügbar.

Über den Strategen und Politikberater Schelling wird man wohl auch nach dieser Ehrung nicht viel erfahren. Seine „papers“ werden noch lange Zeit in den Tresoren der US-amerikanischen Militärbehörden eingeschlossen bleiben.

So mag jene unten abgedruckte Rede, die er 2003, als 80-Jähriger, anlässlich einer Ehrendoktoratsverleihung gehalten hat, einen Hinweis geben auf die Welt jener intellektuellen „eggheads“, die ihre Aufgabe darin sehen, den Schrecken des nuklearen Overkills im Gleichgewicht zuhalten. Es ist keineswegs beruhigend, dass seit damals die Lage noch unüberschaubarer geworden ist.

– gcn –

 

 

Ein spektakuläres Ereignis, das nicht stattfand.
(Thomas C. Schellings Rede anlässlich einer akademischen Ehrung, 2003)


Das spektakulärste Ereignis des vergangen halben Jahrhunderts ist eines, das nicht stattfand. Wir haben uns an 58 Jahren ohne Einsatz von Nuklearwaffen erfreut. Was für eine überwältigende Errungenschaft – oder, wenn es keine „Errungenschaft“ war – was für ein überwältigendes Glück.

1960 hat der britische Schriftsteller C. P. Snow auf der Titelseite der New York Times verkündet, falls die Grossmächte ihr nukleares Waffenarsenal nicht drastisch reduzierten, sei thermonuklearer Krieg „noch in dieser Dekade eine mathematische Gewissheit“. Niemand schien damals der Meinung zu sein, diese Behauptung wäre übertrieben.

Wir haben diese „mathematische Gewissheit“ mittlerweile um das Fünffache übertroffen – und noch immer keinen Atomkrieg. Werden wir das auch für das nächste halbe Dutzend Jahre schaffen?

Der erste mögliche Anlass für den Einsatz nuklearer Waffen war der Koreakrieg. Amerikanische und koreanische Truppen hatten sich auf einen kleinen Kreis um die Stadt Pusan im Süden zurückgezogen, und es war nicht abzusehen, ob sie sich entweder halten oder wenigstens sicher evakuiert werden könnten. Es stellte sich die Frage nach einer nuklearen Verteidigung.

Der britische Premierminister flog nach Washington mit dem erklärten Ziel, Präsident Truman von einem Einsatz von Atomwaffen abzubringen. Die erfolgreiche Landung (von US-Truppen, Anm.) in Inchon beseitigte diese Gefahr, aber wir können nicht wissen, was bei einem Misserfolg in Inchon passiert wäre. Jedenfalls blieben Nuklearwaffen unbenützt, trotz des verheerenden Angriffs der chinesischen Truppen in Nordkorea.

Trumans Nachfolger, Präsident Eisenhower, machte eine überwältigende militärische Gegnerschaft aus, welche angeblich der NATO gegenüberstand, und beförderte Atomwaffen vom letzten Mittel zum ersten. Kurz nach seiner Amtsübernahme sagte Staatsekretär John Foster Dulles vor dem Nationalen Sicherheitsrat (der USA, Anm.) „irgendwie muss es uns gelingen, das Tabu des Einsatzes dieser Waffen zu brechen.“ Wenige Wochen später bestätigte der Präsident: „Im Fall militärischer Auseinandersetzungen werden die Vereinigten Staaten Atomwaffen als genauso einsetzbar betrachten wie andere Munition.“ Sechs Monate später lautete die Festlegung der USA, dass Atomwaffen „ ab nun als konventionell“ betrachtet werden.

Die Regierung von Präsident Johnson zeigte dazu einen bemerkenswerten Gegensatz. Im September 1964 sagte Johnson öffentlich: „Machen wir keinen Fehler, so etwas wie konventionelle Atomwaffen gibt es nicht. In neunzehn angsterfüllten Jahren hat keine Nation Atomkraft gegen die andere freigesetzt. Das auch weiter so zu halten, ist eine politische Entscheidung von höchster Wichtigkeit.“

Ich beurteile das als Johnsons Überzeugung, dass neunzehn Jahre ohne Atomkrieg eine Investition waren, die bewahrt werden sollte.
Nixon setzte keine Atomwaffen in Vietnam ein. Die israelische Premierministerin Golda Meir genehmigte 1973, als ägyptische Verbände den Suezkanal überschritten hatten und perfekte Ziele für einen Atomangriff waren, den Einsatz von Atombomben nicht.

Margaret Thatcher zog den Einsatz von Atomwaffen in ihrem Krieg mit Argentinien (um die Falklands) nicht in Betracht.
Und, am erstaunlichsten, die Sowjetunion kämpfte einen langen, blutigen und schrecklichen Krieg in Afghanistan, ohne Rückgriff auf Atomwaffen. Sogar die Russen waren ganz offensichtlich beeindruckt von Johnsons neunzehn „angsterfüllten Jahren“, die sich zu diesem Zeitpunkt schon auf vier Jahrzehnte ausgedehnt hatten.

Diese neunzehn Jahre haben sich mittlerweile auf fast sechzig verlängert. Die unmittelbare Frage ist, ob wir erwarten können, dass die Führer von Indien und Pakistan die Atomwaffen, die sie beide besitzen, ebenso fürchten. Dafür gibt es zwei hilfreiche Argumente. Eines ist, dass sie das Tabu akzeptieren, über das ich gesprochen habe. Das andere, dass sie, wie die Vereinigten Staaten und die Sowjetunion, erkennen werden, dass die Aussicht auf nukleare Vergeltung einen atomaren Angriff nahezu undenkbar macht. Das Risiko besteht aber, dass einer von beiden irgendwann einer Form des militärischen Notfalls gegenübersteht, die zu begrenzten Versuchen mit diesen Waffen einlädt. Und es gibt keine Geschichtsschreibung, die uns oder ihnen sagen könnte, was dann als nächstes passiert.

Ich weiß kein eindrucksvolleres Argument für den Atomwaffensperrvertrag, den der US-Senat 1999 zurückgewiesen hat, als das Potenzial dieses Vertrages, die nahezu weltweite Abneigung gegen Atomwaffen zu verstärken. Der symbolische Effekt von 170 Nationen, die diesen Vertrag unterschrieben haben, der eigentlich nur das Testen von Atomwaffen betrifft, sollte enorm zu einer Übereinkunft beitragen, dass solche Waffen nicht eingesetzt werden dürfen, und dass jede Nation, die Atomwaffen einsetzt, als Verletzer eine hart erarbeiteten Tradition des Nichteinsatzes verurteilt wird. Wenn dieser Vertrag wieder vor den Senat kommt, wird, so hoffe ich, dieser riesige Vorteil nicht unerkannt bleiben. Das ist das Thema, an dem ich weiter arbeiten werde. (Anm.: Die Regierung der USA hat den Vertrag zwar unterschrieben, der Senat hat ihn aber bislang nicht ratifiziert.)

Übersetzung aus dem amerikanischen Englischen: gcn

Wichtige Publikationen von Thomas C. Schelling:
The Strategy of Conflict, 1960
Experimental Games and Bargaining Theory, 1960, World Politics
Arms and Influence, 1976
Micromotives and Macrobehavior, 1978
Thinking Through the Energy Problem, 1979
Incentives for Environmental Protection, 1983
Choice and Consequence, 1985
Strategy and Arms Control, 1986
Bargaining, Communication and Limited War, 1993

 

 

  Unis und Beratungsfirmen: Konkurrenten am Wissens-Markt


Im Rahmen des ScienceTalk, einer Veranstaltungsreihe der Neuen Galerie (Organisation: Dr. Christa Steinle und Mag. Christian Eigner), stellte sich am 21. Oktober der Schweizer Soziologe Michael Guggenheim, derzeit Stipendiat an der Akademie Schloss Solitude in Stuttgart, der Diskussion zu seinem neuen Buch. Der Vortrag trug den Titel „Undisziplinierte Experten“ oder: „Über die Wissenskultur von Beratungsfirmen“.

Michael Guggenheim: „Beratungsfirmen produzieren im Gegensatz zu Unis spezifisches, lokales, vergängliches Wissen.“

Die Produktion, Weiterverbreitung sowie Qualität von Wissen unterliegt und unterlag im Laufe der Zeit vielfältigen Veränderungen. Nachdem Universitäten über lange Zeit hinweg ein Monopol auf Wissensproduktion hatten, sehen sie sich schon seit ein paar Jahrzehnten mit außeruniversitären Forschungseinrichtungen und unternehmerischen Research-Abteilungen als Konkurrenz konfrontiert. Ein relativ neues Phänomen sind Beratungsfirmen unterschiedlichster Art. Diese produzieren Wissen am laufenden Band, schnelllebiges Wissen, welches in der tagtäglichen Praxis angewandt wird, aber auch Wissen, dass früher von Universitäten erarbeitet wurde. Zwischen Universitäten und Beratungsfirmen entsteht nun ein seltsamer Konkurrenzkampf um finanzielle Mittel. Die Art des produzierten Wissens, aber auch die Art der Wissensproduktion an sich unterscheiden sich jedoch grundlegend.

Lokales, vergängliches Wissen
Auf die Frage nach dem wichtigsten Unterscheidungspunkt zwischen Beratungsfirmen und Universitäten erklärt Guggenheim: „Die Struktur ist das Wichtigste. In den Firmen gibt es keine Disziplinen, sondern Teams. Die Projekte sind an Zeitrhythmen und weniger an Inhalte gebunden. Es ist auch so, dass ein und dieselbe Person meist parallel an mehreren Projekten arbeitet. Das Wissen der Personen wird punktuell eingesetzt.“ An den Universitäten dahingegen arbeitet meist eine Person jahrelang an einem Thema. Auch bei neueren universitären Projekten, in denen interdisziplinär gearbeitet wird, besteht dieser Unterschied.

Ein großer Unterschied in der Art des produzierten Wissens besteht auch in der Geschwindigkeit der Produktion desselben. So erzählt Guggenheim: „Die AkademikerInnen in den Beratungsfirmen behaupten sehr oft, sie würden dasselbe Projekt, für das ein Dissertant drei Jahre benötigt, in drei Monaten abwickeln. Das ist natürlich nicht so. Man kann einfach die Art der Arbeit nicht vergleichen.“ In den Beratungsfirmen, so Guggenheim weiter, werde spezifisches, sehr lokales Wissen produziert, welches auch sehr vergänglich sei. Niemand will von diesen Firmen, dass sie Behauptungen mit Zitaten belegen. Was zählt, sind die Ergebnisse der Studie.

Wirtschaftlicher Erfolg als Kriterium für Wissensproduktion
Ein weiterer sehr wichtiger Unterschied besteht in der Spezialisierung. Ein Professor an der Universität forscht sein berufliches Leben lang zu einem Fachgebiet oder zumindest innerhalb seiner Disziplin. In den Beratungsfirmen hingegen ändert sich das Gebiet der Arbeit sehr schnell. So kann ein Physiker plötzlich als Unternehmensberater tätig sein. Wichtig ist nur, dass er den Wünschen der Kunden entspricht. Das Kriterium ist hier also der wirtschaftliche Erfolg. An den Universitäten war das bis vor kurzem noch nicht so. Problematisch wird das Verhältnis zwischen Beratungsfirmen und Universitäten nun deshalb, weil sich die Unis im Kampf um geforderte Drittmittel plötzlich in direkter Konkurrenz mit eben diesen Firmen sehen. Guggenheim enthielt sich bei der Diskussion eines Urteils. „Man sollte die Institutionen nicht gegeneinander stellen und sagen, eine sei besser als die andere. Sie sind einfach anders.“

Johanna Muckenhuber

Guggenheims Thesen können auch nachgelesen werden:
Michael Guggenheim. Organisierte Umwelt. Umweltdienstleistungen zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Politik. [transcript] Verlag.
Bielefeld 2005, EUR 28,80

 


  JobOskar 2005
Am 4. November 2005 wurden in der Steinhalle in Lannach die für die berufliche Integration von Menschen mit Behinderung engagiertesten Unternehmen und Institutionen aus den Bezirken Voitsberg, Deutschlandsberg, Leibnitz und Radkersburg mit dem JobOskar 2005 ausgezeichnet. Der JobOskar wird in den Kategorien Kleinbetriebe, Mittelbetriebe und Öffentlichkeitsnahe Betriebe vergeben.


Die Veranstaltung wurde von Staatssekretär Sigisbert Dolinschek eröffnet, der das Projekt JobAllianz als eines der wichtigsten im Rahmen der Beschäftigungsoffensive der österreichischen Bundesregierung (Behindertenmilliarde) für Menschen mit Behinderungen bezeichnete.
Dr. Margareta Steiner wies in ihrem Begrüßungsstatement darauf hin, dass bei der Integration von Menschen mit Behinderung in die Arbeitswelt „es nicht nur wichtig, sondern unbedingt erforderlich sei an den Stärken von Menschen mit Behinderung anzusetzen“. Unternehmen, die sich mit der Integration beschäftigen, trainieren daher, sich an den individuellen Fähigkeiten und Stärken ihrer Mitarbeiter zu orientieren.

Freude über den JobOscar 2005: Margareta Steiner (BSB) mit den Gewinnern Bernhard Haas (Landespflegeheim Schwanberg), Franz Langmann (Eurospar Deutschlandsberg) Arnold Melcher (Weingut Melcher) sowie Staatssekretär Sigisbert Dolinschek, Johannes Schwarz (Sozialressort Land Steiermark) und Mag. Alfred Hausegger (Jugend am Werk)

Unter den prominenten Preisverleihern befand sich der Bezirkshauptmann von Deutschlandsberg HR Theobald Müller, der Leiter des Arbeitsmarktservice, Herbert Rumpf, der Geschäftsführer von „Jugend am Werk“, Mag. Alfred Hausegger und die Leiterin der Wirtschaftskammer Deutschlandsberg, Margarete Deix. Durch die Veranstaltung führte der bekannte Moderator Oliver Zeisberger, während das Rahmenprogramm von Musikgruppe „Hardworker“ von Jugend am Werk und der Theatergruppe „TheAter direkt“ bestritten wurde.

Vom Pilot- zum Leitprojekt
Gegen Ende der 90er Jahre zeichnete sich europaweit eine besorgniserregende Zunahme von Arbeitslosigkeit unter den Menschen mit Behinderung ab. Es stellte sich die dringliche Frage: „Was kann man tun, damit sich die Öffentlichkeit, vor allem aber die steirischen DienstgeberInnen, stärker mit dem Thema der Beschäftigung von Menschen mit Behinderung auseinandersetzen?“

Als Antwort auf diese Frage initiierte die Landesstellenleiterin des Bundessozialamtes (BSB) Drin. Margareta Steiner im Jahr 1999 die JobAllianz, die zunächst als Pilotprojekt in den Regionen Judenburg/Knittelfeld und Hartberg/Weiz anlief. Seit 2001 ist die JobAllianz steiermarkweit tätig und konnte durch zahlreiche Aktivitäten die Bereitschaft von Unternehmen, Menschen mit Behinderung zu integrieren, wesentlich steigern.

Die JobAllianz Steiermark verleiht in diesem Jahr bereits zum 6. Mal den JobOskar als besondere Auszeichnung für steirische Dienstgeber und Dienstgeberinnen, die sich in vorbildlicher Weise für die berufliche Integration von Menschen mit Behinderungen engagieren. Die Allianzpartner sind die Landesstelle Steiermark des Bundessozialamtes, die Wirtschaftskammer, das Land Steiermark und das Arbeitsmarktservice. Der JobOscar wird in sieben steirischen Regionen in jeweils drei Kategorien vergeben.

Roswitha Wagner Koordinatorin für die Süd- und Weststeiermark, dankte den Teilnehmern für die erfolgreiche Zusammenarbeit

JobAllianz für Integration in die Arbeitswelt
Die JobAllianz fungiert als Ansprechpartnerin und Informationsdrehscheibe rund um die Beschäftigung von Menschen mit Behinderung. Sie informiert DienstgeberInnen und koordiniert nachfolgende Beratungs- und Betreuungsdienste wie z.B. Arbeitsassistenz, Jobcoaching etc. Durch gezielte Information, Beratung und Aufklärung zeigt die JobAllianz die betrieblichen und gesellschaftlichen Nutzeffekte einer beruflichen Integration von Menschen mit Behinderung auf. Die JobAllianz Steiermark wird vom Bundesministerium für soziale Sicherheit, Generationen und Konsumentenschutz unterstützt und aus Mitteln der Beschäftigungsoffensive der österreichischen Bundesregierung (Behindertenmilliarde) für Menschen mit Behinderungen und des Europäischen Sozialfonds finanziert.

Lokale Netzwerke leisten konkrete Hilfe
Es wird besonderer Wert darauf gelegt, lokale Netzwerke aufzubauen, um den Betroffenen in ihrer unmittelbaren Lebensumgebung eine berufliche Integration zu ermöglichen. Die JobAllianz fungiert als Ansprechpartnerin und Informationsdrehscheibe rund um die Beschäftigung von Menschen mit Behinderung. Sie informiert DienstgeberInnen und koordiniert nachfolgende Beratungs- und Betreuungsdienste wie z.B. Arbeitsassistenz, Jobcoaching etc. Durch gezielte Information, Beratung und Aufklärung zeigt die JobAllianz die betrieblichen und gesellschaftlichen Nutzeffekte einer beruflichen Integration von Menschen mit Behinderung auf.

Auszeichnung für beispielhafte Unternehmen
Vor dem Hintergrund der Geschichte der JobAllianz entstand auch die Idee einer Auszeichnung für vorbildliche Unternehmen – dem JobOskar. Mit diesem Preis werden Unternehmen ausgezeichnet, die sich besonders für die berufliche Integration von Menschen mit Behinderung einsetzen. Durch die Verleihung des JobOskars in festlichem Rahmen mit prominenter politischer Beteiligung signalisiert die JobAllianz den DienstgeberInnen, dass ihr Einsatz für Menschen mit Behinderung wertgeschätzt wird. Diese Form der öffentlichen Anerkennung sollte aber auch ein Anreiz für jene DienstgeberInnen sein, die bisher einer Beschäftigung von Menschen mit Behinderung eher kritisch gegenüberstehen.

Anfangs ging es für die MitarbeiterInnen der JobAllianz vor allem darum, den JobOskar in den Regionen bekannt zu machen und DienstgeberInnen für eine Bewerbung zu gewinnen, was nicht immer leicht war. Oftmals konnten DienstgeberInnen, die sich in ihren Unternehmen sehr für eine berufliche Integration von Menschen mit Behinderung einsetzen, zunächst nicht davon überzeugt werden, dass sich ihr Engagement sehen lassen kann und ein Kennzeichen sozialer Unternehmenskultur darstellt, die das Firmenimage insgesamt aufwertet.

Aus bescheidenen Anfängen zur Erfolgsstory
Aufgrund dieser ersten Erfahrungen hätte sich damals wohl niemand gedacht, dass sich nur zwei Jahre später fast 250 steirische Unternehmen, vom kleinen Handwerksbetrieb bis zum internationalen Konzern quer durch alle Betriebsgrößen und Branchen um diesen Preis bewerben würden. Dass der Job­Oskar weitere zwei Jahre später nach dem steirischen Vorbild erstmals österreichweit vergeben wird und die ausgezeichneten DienstgeberInnen den JobOskar im Rahmen einer großen Gala im Schloss Schönbrunn aus der Hand eines Ministers entgegennehmen, hätte mit Sicherheit auch keiner für möglich gehalten.

Auch Menschen mit Behinderung können volle Leistung bringen!

Seit 1999 hat die JobAllianz 65 steirische DienstgeberInnen mit dem JobOskar ausgezeichnet. Der JobOskar wurde bisher immer als Regionalpreis vergeben, die ersten JobOskar-Gewinner waren die Firmen Wilhelm Fössl – Holzbau in Grafenberg bei Hartberg, die VOEST-Alpine Bergtechnik in Zeltweg sowie die Gemeinde St. Johann in der Haide und die Marktgemeinde Seckau. Österreichweiter JobOskar. Anlässlich des Europäischen Jahres der Menschen mit Behinderung 2003 wurde der JobOskar nach steirischem Vorbild zum ersten Mal österreichweit vergeben. Dies unterstreicht eindrucksvoll, welchen Stellenwert diese Auszeichnung mittlerweile erreicht hat.

Der ÖsterreichOskar wurde in den Kategorien „Kleinbetriebe“, „Mittelbetriebe“ und „Großbetriebe“ vergeben. Nominiert waren die Landessieger in den jeweiligen Kategorien.

Im Rahmen der großen Schlussgala zum Europäischen Jahr der Menschen mit Behinderung am 2. Dezember 2003 in der Orangerie Schönbrunn wurden die GewinnerInnen ausgezeichnet:

Neugestaltete JobOskar-Statue
Das Europäische Jahr für Menschen mit Behinderung 2003 und die Tatsache, dass sich der JobOskar in kurzer Zeit zu einem begehrten Preis mit einem großen Bekanntheitsgrad entwickelt hatte, waren für die JobAllianz Anlass, den Job­Oskar neu zu gestalten und ihm eine künstlerisch angemessene Form zu geben. In Zusammenarbeit mit der Meisterklasse an der Ortweinschule Graz wurde ein Designwettbewerb unter der Leitung des bekannten steirischen Künstlers Prof. Erwin Talker durchgeführt. Eine prominent besetzte Jury wählte die spannungsgeladene Skulptur „Offene Haltung“ der jungen Künstlerin Monika Hahnekamp, realisiert als Bronzeguss von der bekannten Kunstgießerei Loderer in Feldbach, als neue Gestalt für den Steirischen JobOskar aus.

Kriterien für die Auszeichnung
Der Steirische JobOskar wird in den steirischen Regionen in den Kategorien „Kleinbetriebe“ (bis 25 MA), „Mittelbetriebe“ (bis 100 MA) und „Öffentlichkeitsnahe Betriebe und Gemeinden“ vergeben.

Die ausgewählte Fachjury vergibt diese Auszeichnung nach den folgenden Kriterien:

• Prozentanteil der beschäftigten MitarbeiterInnen mit Behinderung
• Änderung der Arbeitsorganisation (bauliche und organisatorische Adaptierungen)
• Neueinstellung von Menschen mit Behinderung, Schaffung sowie Erhaltung von Arbeitsplätzen
• Besondere Bemühungen bei der Vorbereitung des sozialen Umfelds
• Kooperation mit Behinderteneinrichtungen und integrativen Betrieben

Die Gewinner des JobOskars 2005 in den Kategorien:

Kleinbetriebe: Weingut Melcher – Schloss Gamlitz
Das Weingut Melcher, Schloss Gamlitz, hat nach jahrelanger Beherbergung der Musikgruppe „Anklang“ von Jugend am Werk im vergangenen Jahr auch zwei Menschen mit Behinderung eingestellt. Die Firma wurde von zwei Arbeitsassistenten unabhängig voneinander zur Nominierung vorgeschlagen. Vor allem Arnold Melcher als Eigentümer und Geschäftsführer hat immer ein offenes Ohr für die Belange seiner behinderten Mitarbeiter. Entgegenkommen und Verständnis bei Problemen sind eine Selbstverständlichkeit. Melcher sieht sich als Mentor und sein persönlicher Einsatz ist auch der Grund dafür, warum die Integration in das Unternehmen von Anfang an gelungen ist. Besonders erfreulich ist, dass durch das Engagement der Firma ein junger Mensch wieder Freude an seiner beruflichen Tätigkeit fand. Originalzitat des behinderten jungen Mannes: „Herr Melcher ist total cool. Nach meiner Erfahrung an meinen letzten Arbeitsplatz wollte ich nicht mehr arbeiten gehen. Aber jetzt macht mir das Arbeiten wirklich Spaß!“

Mittelbetriebe: Eurosparmarkt Deutschlandsberg
Ausschlaggebend für die Verleihung des JobOskars an den Eurosparmarkt in Deutschlandsberg war der persönliche Einsatz des Marktleiters Franz Langmann. Nach langen Diskussionen über trug der Eurosparmarkt in dieser Kategorie einen knappen Sieg davon. Die Firma ist ein würdiger Gewinner, denn Langmann beschäftigt schon seit einigen Jahren Menschen mit Behinderung; zurzeit sind es drei MitarbeiterInnen. Der Geschäftsführer gibt immer wieder den jungen Menschen die Chance, nach ihrem Tempo und ihren Möglichkeiten das geforderte Arbeitspensum zu erfüllen. Originalzitat eines der behinderten Mitarbeiter: „Ich glaube nirgends auf der Welt ist das möglich, was hier möglich ist. Man hat viel Geduld mit mir, auch wenn ich etwas falsch mache. Ich tue was ich kann, und das wird geschätzt.“

Öffentlichkeitsnahe Betriebe: Landespflegeheim Schwanberg
Das Landespflegeheim Schwanberg (ein Unternehmen der Steiermärkischen Krankenanstalten GmbH unter der Leitung von Bernhard Haas) konnte mit der Neueinstellung von zwei Menschen mit Behinderung und der Erhaltung von weiteren drei Arbeitsplätzen für Menschen mit Behinderung punkten. Diesen drei MitarbeiterInnen wurde es ermöglicht, trotz ihrer aufgetretenen Einschränkung ihren Arbeitsplatz zu behalten, indem weitere drei MitarbeiterInnen mit 50% zu ihrer Unterstützung eingestellt wurden.

Es gibt eine im Unternehmen auch eine gewählte Behindertenvertrauensperson, die den anderen MitarbeiterInnen mit Rat und Tat zur Seite steht. Erst im letzten Jahr wurde eine Station mit 24 Betten behindertengerecht ausgestattet, was den MitarbeiterInnen ebenso wie den PatientInnen zugute kommt. Die Steiermärkischen Krankenanstalten GesmbH zeichnete sich auch in der Vergangenheit durch eine positive Einstellung zur Förderung und Aufnahme von Menschen mit Behinderung aus und wurde dafür bereits 2003 auf Landesebene ausgezeichnet.

Aussage eines behinderten Mitarbeiters: „Mit meinem Alter und meiner körperlichen Beeinträchtigung habe ich gar nicht mehr gehofft eine Anstellung zu finden. Umso glücklicher bin ich jetzt, dass es gelungen ist, noch dazu in der Nähe meines Wohnortes!“

Die Jury:
Margit Marchel / Arbeitsmarktservice Deutschlandsberg
Margarete Deix / Wirtschaftskammer Deutschlandsberg
Mag. Hannes Lechner / IFA Steiermark
Sabine Schlager-Veitlmeier / Jugend am Werk Steiermark GmbH
Mag. Andreas Gratz / Lebenshilfe Südsteiermark

 


 

Migration: Das Janusgesicht der Gewalt


Bei einer Diskussionsveranstaltung am 20. Oktober bei ISOP (Innovative Sozialprojekte) in Graz referierte Kenan Güngör, Geschäftsführer von baseconsult (Basel), zum Thema Das Janusgesicht der Gewalt: Zwischen Kultur und Struktur im Kontext der Migration. Seine These: Gewalt im MigrantInnenmilieu muss nicht Desintegration bedeuten, sondern kann durchaus auch Ausdruck einer mit starken Dissonanzen und Friktionen behafteten partiellen Integration sein. Ein Ansatz, unter dem auch die aktuellen Ereignisse in Frankreich betrachtet werden sollten.

Kenan Güngör Gewalt im MigrantInnenmilieu kann auch Ausdruck der Enttäuschung darüber sein, dass es trotz Übernahme der Normen des Gastlandes keine Chancengleichheit gibt

Kenan Güngör, hauptverantwortlich für die Entwicklung der Integrationsleitbilder von Dornbirn, Tirol und Oberösterreich, beleuchtete in seinem Beitrag das Phänomen der häuslichen Gewalt und der Jugendgewalt im Kontext von migrationsbedingten Transformationsprozessen und setzte sich mit der Frage auseinander, inwieweit Gewaltphänomene mit Kultur, Struktur und Transformation in Zusammenhang zu bringen sind. In einem kurzen, sozialhistorischen Rückblick verwies er darauf, dass Zivilisierungsschübe niemals linear verlaufen sind, wodurch sich die ausschließlich ächtende Wahrnehmung und Beurteilung von Gewalt in unserer Gesellschaft relativieren lassen müsse. „Gewalt“ zeigt sich demnach oftmals gerade an den Bruchstellen gesellschaftlicher Pazifizierungsentwicklung.

Deutlich ist, dass auch die historische wie aktuelle Migrationsgeschichte als gesellschaftliche Transformationsherausforderung zu betrachten ist, dass sich auch an diesen Schnittstellen Gewaltphänomene, Brüche also, zeigen. Interessant dabei ist natürlich, auf welche Weise diese in der/von der Öffentlichkeit gedeutet werden, wobei insbesondere zwei Ansätze maßgeblich zum Tragen kommen. Ein auf Kultur und Ethnizität fokussierter Diskurs attestiert MigrantInnen eine höhere Gewaltbereitschaft allein aufgrund der Zugehörigkeit zu einer bestimmten Ethnie. Dieser kulturessentielle Ansatz ist derzeit der gebräuchlichste. Als Reaktion auf diese Sichtweise entstanden deprivationsbezogene Ansätze, die den Blick auf prekäre Verhältnisse im Zuzugsland richten und den Bestand verdeutlichen, dass die Aufnahmegesellschaft keine gleichberechtigte Teilhabe zulässt. Gewalt erscheint aus dieser Optik somit weniger als ein kulturelles denn als ein soziales Problem.

Verlust erlernter Wertesysteme kann zu innerfamiliären Konflikten führen
Güngör ging im Folgenden der Frage nach, wie beide Ansätze miteinander zu verbinden wären, auf welche Weise also ein Zusammenhang zwischen „Kultur“ und „Struktur“ herzustellen ist, da aus seiner Sicht die Beseitigung einer Gewaltursache allein – also entweder Kultur oder Struktur – zu gering sei, nicht zuletzt bedingt durch das Faktum und die Kraft kollektiver Erinnerung.

In diesem Zusammenhang verwies er darauf, dass MigrantInnen zumeist aus ländlichen Regionen in urbane Zonen zuwandern und dies besonders auch die Migration in anonymisierte Kontexte bedeutet, die zu einem Verlust bislang erlernter und erworbener Wertesysteme, wie z.B. dem Aufbrechen geschlechtsspezifischer Rollenverhältnisse, bedeutet. An dieser Schnittstelle der Bewältigung individueller Urbanisierung kommt es jedoch zur Konfrontation mit Kultureinheiten, die sich im Kollektiv der Dorfgemeinschaft entwickelt haben und die für das sich in der „Transformation“ befindende Individuum einen Stabilisierungsfaktor darstellen. Güngör demonstriert dies am Beispiel des „Ehrkonzeptes“, das in nahezu allen mediterranen Ländern eine Rolle spielt und bei dem es sich keineswegs um ein einer bestimmten Religion zuordenbares Konzept handelt. Es ist als Form traditioneller sozialer Kontrolle zu verstehen und steht der Konzeption urbaner Lebenswelten diametral gegenüber. Dieses Aufeinanderprallen grundverschiedener Werte und Normen birgt soziale wie identitäre Diskrepanzen und innerfamiliäre Konflikte. Sie finden ihren zentralen Austragungsort in den Familien der Zugewanderten selbst.

Gewalt als Ausdruck enttäuschter Erwartungen
Jugendgewalt hingegen spielt sich vorzugsweise im öffentlichen Raum ab, hier geht es also auch um die Demonstration von Präsenz. Zu berücksichtigen ist hierbei der Befund, dass Migrantenjugendliche ihre Kindheit und schulische Sozialisation größtenteils im Zuzugsland durchlebt haben, ihnen die Aufnahmegesellschaft mit ihren Gleichheitsprinzipien, Verheißungen und Verlockungen nicht fremd ist, sie jedoch mit Formen der Abgrenzung, Minderbewertung und Diskriminierung konfrontiert sind. Die Erwartungsenttäuschung der zweiten und dritten Generation, welche die Gleichheits- und Gerechtigkeitspostulate der Mehrheitsgesellschaft verinnerlicht hat, ist demnach deutlich höher als bei der Elterngeneration. Die Diagnose lautet also, dass eine Kränkung passiert, wenn das Normativ einer Gesellschaft zwar angenommen wurde, jedoch der/die Betroffene immer wieder erleben muss, dass er/sie im Endeffekt über geringere Chancen verfügt. Dies bedeutet, dass sich an den Normen der Aufnahmegesellschaft orientierte Erwartungen nicht erfüllen, insofern die Enttäuschung darüber entsprechend groß ist und diese nach Ausdrucksformen sucht. Gewalt ist eine davon. Sie ist dann allerdings nicht nur als Phänomen der Desintegration zu werten, sondern auch als Teil einer mit starken Dissonanzen und Friktionen behafteten partiellen Integration. Zu bewältigen sind diese Prozesse durch eine potenzialorientierte und befähigende Integrationspolitik.

Silvia Göhring

Der Vortrag von Kenan Güngör und die anschließende Diskussion wurden in Kooperation von ISOP mit der EQUAL Entwicklungspartnerschaft IKAP organisiert. IKAP wird in drei österreichischen Modellregionen (Steyr, Wien 20, Graz) „Interkulturelle Kommunale Aktionspläne“ entwickeln, die das Ziel verfolgen, Chancengleichheitsbedingungen für MigrantInnen in den jeweiligen Kommunen zu verbessern | www.ikap.at

 

 

  Tag der offenen Tür und Bundespräsidenten-Besuch im VinziDorf


Überraschend gut besucht war das VinziDorf in Graz an den „Tagen der offenen Tür“. Das Containerdorf bietet seit dem Jahr 1993 obdachlosen Männern, die sonst aufgrund ihrer schweren Alkoholprobleme auf der Straße schlafen müssten, ein Zuhause.

Stolz blickt der gerade frisch gekürte „Österreicher des Jahres“, Pfarrer Wolfgang Pucher, auf sein VinziDorf. Anfänglich sehr umstritten hat sich die „Herbergensiedlung“ am Leonhardplatz 900 nicht zuletzt aufgrund des unermüdlichen Engagements in Sachen Bewussteinsbildung des Armenpfarrers etablieren können und schenkt derzeit 36 Obdachlosen ein Dach über dem Kopf.

Menschliches Klima
Am 30. und 31. 10. 2005 öffneten die VinziDorf-Bewohner ihre Containertüren für die „Außenwelt“. Die Möglichkeit in jenes Dorf zu schnuppern, wo alkoholkranke Menschen, betroffen durch verschiedenste tragische Schicksalsschläge, in einer erstaunlich friedlichen Atmosphäre auf relativ engem Raum zusammenleben, haben sehr viele SteirerInnen genutzt und waren insbesondere vom „menschlichen Klima“ innerhalb des Dorfes beeindruckt. Eine einfache Situation ist alles in allem trotzdem nicht, denn laut Dorfleiter Gerald Gruber kommen auf die vielen ehrenamtlichen BetreuerInnen einige Probleme zu. „Die Leute im Dorf werden insgesamt älter und das bedeutet in Folge einen erhöhten und intensiveren Pflegeaufwand“, so Gruber, „Solange wir die Pflege unserer Dorfbewohner verantworten können, machen wir alles selber. Derzeit ist das gerade noch zu schaffen.“ Ehrenamtliche BetreuerInnen werden künftig verstärkt gesucht.

Das VinziDorf ermöglicht seinen BewohnerInnen ein Leben in Würde

Bescheidenheit macht glücklich
„Mein Eindruck ist, dass die GrazerInnen draufgekommen sind, dass die ursprünglichen „Sandler“ ihre Lebensgestaltung derart geändert haben, dass sie von einem „normalen Bürger“ nicht zu unterscheiden sind“, so Pucher und betont: „Viele GrazerInnen trinken weit über ihren Durst und auch der überhöhte Alkoholkonsum von einigen AutofahrerInnen wird noch von vielen Menschen als Kavaliersdelikt betrachtet. Wir haben im VinziDorf niemanden mit drei Promille im Blut – ich denke, die Diskussion über den Alkohol im VinziDorf sollte inzwischen abgeklärt sein!“ Bei den Gesprächen mit einigen Dorfbewohnern ist der rote Faden klar zu erkennen: „Ich fühl‘ mich hier wohl!“ meint nicht nur Ernst Roittner, welcher nunmehr das fünfte Jahr im VinziDorf lebt und eigentlich außer Bett, Essen und im Krankheitsfall medizinische Versorgung nichts hat. Sämtliche Dorfinsassen sind laut eigenen Aussagen mit ihrem höchst bescheidenen Leben im Dorf vollauf zufrieden und sehen den „Zusammenhalt“ untereinander als einen wesentlichen Faktor für ihre Zufriedenheit. Pucher weist auf den aktuellen Bestseller „Die weiße Massai“ hin und meint in diesem Zusammenhang: „Hier kann man lesen, wie die weiße Massai nach einem Leben in äußerster Bescheidenheit begriffen hat, wie viel man nicht zum Leben braucht!“

Bundespräsident Heinz Fischer will die Realisierung eines „österreichweiten Tages der Obdachlosen“ vorantreiben
Foto: Palme

Bundepräsident Heinz Fischer im Vinzidorf
Am 7. November öffneten sich die Pforten des VinziDorfes erneut – diesmal nicht für die Masse interessierter BürgerInnen, sondern für hohen Besuch. Bundespräsident Dr. Heinz Fischer beehrte das VinziDorf mit seiner Anwesenheit. „Durch den Besuch des Bundespräsidenten wurde den VinziDorfbewohnern sehr viel Anerkennung und Akzeptanz entgegengebracht“, sagt Vinzi-Koordinator DI Michael Bachler. Pfarrer Pucher meinte, das sei der schönste Tag „für das VinziDorf und für ganz Österreich, weil eine Gesellschaft so viel wert ist wie sie sich ihrer Schwächsten annimmt.“ Fischer versprach, er werde die Realisierung der Idee eines österreichweiten Tags der Obdachlosen mit aller Kraft unterstützen.

– cw –

Spendenkonto: Die Steiermärkische, BLZ 20815, Kto 2200 406 888, Kennwort: Armendienst
www.vinzi.at

 

 

  Philosophieren in der Schule ist kein Orchideenfach


Anlässlich des 20. Geburtstags der Österreichischen Gesellschaft für Kinderphilosophie und gleichzeitig des österreichischen Instituts für Kinderphilosophie mit Sitz in Graz fand vom 20. bis 22. Oktober 2005 in Graz ein internationaler Kongress zum Thema „Philosophische Grundlagen innovativen Lernens“ – „Philosophical Foundations of Innovative Learning“ statt.

Die Erforschung von kognitiven Phänomenen hat eine lange philosophische Tradition und ist ein höchst aktuelles Thema für die moderne Wissenschaft, wenn es um Fragen nach dem Bewusstsein, der Willensfreiheit, der personalen Entfaltung und dem Menschenbild der Gegenwart geht. Ein Hauptziel des Kongresses war es, den Lernvorgang auf Basis der wissenschaftlichen Erkenntnisse zu verstehen um Möglichkeiten einer Verbesserung der Lern- und der Lehrpraxis auszuloten. Der Forschungsansatz der Kinderphilosophie ist an der Schnittstelle zwischen Philosophie, Neuropsychologie, Soziodynamik und Pädagogik positioniert. Die Kinderphilosophie erweitert den inhaltlichen und methodischen Zugang zur Erforschung einer integralen Persönlichkeitsentwicklung. Philosophieren als elementare Kulturtechnik bietet die Möglichkeit, kognitive, soziale, emotionale und kommunikative Grundfertigkeiten aufzubauen, um die Kreativität zu fördern.

Philosophieren als elementare Kulturtechnik bietet die Möglichkeit, kognitive, soziale, emotionale und kommunikative Grundfertigkeiten aufzubauen

Die Themen des Kongresses umfassten unter anderem die Rolle des Philosophierens, des kritischen, vernetzten Denkens und die Relevanz für aktuelle Probleme unserer Zeit. Die u.a. aus Irland, den USA, Portugal, Lettland und Japan angereisten ReferentInnen behandelten Fragen wie: Kann die Wissenschaft uns einen neuen Weg des Zusammenlebens zeigen?, Bedeutung des Zusammenhangs von Kognition und Emotion für das Lernen, Auswirkungen der Integration von Informations- und Kommunikationstechnik (ICT) auf den Unterricht, Sinnvolle Gestaltung von E-Learning-Material, die Bedeutung der Lehrerpersönlichkeit, Prinzipien des philosophischen Dialogs mit Kindern bis hin zur Lust am Philosophieren unter dem Motto „Philosophy is not a theory but an activity“ nach Ludwig Wittgenstein.

So führte Michael Murray aus Dublin (facilitating learning) das Publikum mit Hilfe von Martin Buber zu den Voraussetzungen Neues über die Welt und sich selbst zu erfahren. Auf schnelle Ergebnisse zu drängen bringt für das Ziel „to bring together mind and heart“ gar nichts. Als Bild für den Umgang mit Informationen brachte er die Informationsflut aus dem internet („sea of data“), die mit geeigneter Herangehensweise über den „river of information“ zum „stream of knowledge“ und schlussendlich zum „pool of wisdom“ werden könnte.

Ann Margaret Sharp (Montclair, USA) versuchte das weite Gebiet emotionaler Erziehung im Rahmen der Klassengemeinschaft zu beleuchten. Da die Kinder mit sehr unterschiedlichen kognitiven und auch emotionalen Voraussetzungen in eine Klasse kommen, die Lehrer dagegen ein Klima der Lernbereitschaft, der Neugierde, die Aufmerksamkeit und Teamfähigkeit anstreben, gilt es, an diesen so genannten Schlüsselqualifikationen zu arbeiten. Dazu ist ein intensives Bemühen notwendig, die Kinder dort abzuholen, wo sie zu fragen und zu hinterfragen beginnen können. Persönlichkeitsbildung erfordert die Fähigkeit, die eigenen Gefühle wahrzunehmen und zu benennen.

„Die Erfahrungen der frühen Kindheit prägen die Grundeinstellung zum Leben. Es macht einen großen Unterschied, ob ich glaube, dass die Welt ein – mit allen Einschränkungen – guter Platz zum Leben ist und ich mit den auf mich zukommenden Problemen zurande kommen kann oder nicht.“ Das Miteinanderreden über diese grundlegenden Gefühlshaltungen könnte den Kindern Einsichten in ihre eigenen Einstellungen bringen, sie andere Haltungen erkennen und diese – als humanistisches Ziel – tolerieren lassen.

Maughn Gregory (Montclair) stellte seine Erfahrungen mit dem philosophischen Dialog als Lehrer zur Verfügung und warf die Frage auf, ob es denn wirklich erwünscht ist, Kinder und Jugendliche zu ermutigen, ihre eigenen Werthaltungen, Grundeinstellungen, die moralischen und politischen Ausrichtungen aus dem Elternhaus zu hinterfragen. Gerade die Kinder, die mit einem sehr engen Korsett an Werthaltungen erzogen wurden, sollten in der Schule die Möglichkeit bekommen, diese zu hinterfragen und zu erweitern. Aber nach Gregorys (US-amerikanischen) Erfahrungen stellen sich gerade die Eltern dieser Kinder quer, wenn es darum geht, dass ihre Kinder zumindest in der Philosophiestunde über „alles“ reden dürfen sollten. „We move towards freedom when we make opposition and escape possible and we move to equality when we open paths for social changes.” Um Kinder zu befähigen, als zukünftige kompetente, mündige Bürger Entscheidungen zu treffen, brauchen sie das Wissen über ihre Rechte und Verantwortungen, über Demokratie, Ideologien usw. und sie sollten auch die Fähigkeiten des kritischen Denkens, Formulierens und Diskutierens beherrschen. Damit sieht Gregory den philosophischen Unterricht an Schulen mehr als gerechtfertigt.

Auch Dr. Daniela Camhy, die Gründerin und Leiterin des Grazer Instituts für Kinderphilosophie, unterstrich die Notwendigkeit eines für alle Themen offenen Gesprächsklimas: „Nur wenn die Jugendlichen das Gefühl haben, dass sie über alles reden dürfen, kommen sie auch mit den Fragen, die ihnen unter der Haut brennen.“ www.kinderphilosophie.at

Gertrud Muckenhuber

 


  Archäologische Ausgrabungen am Buchkogel


Hilfe für Langzeitarbeitslose und Ausgrabungen auf einen gemeinsamen Nenner gebracht: Bei der Kirche in St. Johann und Paul am Buchkogel waren 25 Langzeitarbeitslose mit der Freilegung von Resten einer 5500 Jahre alten Siedlung beschäftigt.

Seit dem Jahr 2003 sind am Buchkogel im Rahmen des steiermarkweiten Beschäftigungsprojekts „Archäologieland Steiermark“ des Arbeitsmarktservice Graz 25 Langzeitarbeitslose mit der Ausgrabung einer kupferzeitlichen Bauernsiedlung beschäftigt. Laut Mag. Karl Heinz Snobe wurden davon 20 Personen vom AMS gefördert mit dem Ziel wieder in den Arbeitsmarkt zu finden. Einige der fleißigen Gräber fanden tatsächlich nicht nur Hausgrundrisse, Keramikfragmente von Vorratsgefäßen und jungsteinzeitlichen Schmuck, sondern gleich auch einen neuen Arbeitsplatz. Laut Dr. Diether Kramer vom Landesmuseum Joanneum waren es fünf Personen, welchen es gelang, durch dieses sinnstiftende Beschäftigungsprojekt zu einem fixen Job zu gelangen. Die Ausgrabungsarbeiten wurden vom Archäologieland Steiermark, dem AMS, dem Landesmuseum Joanneum und der Stadt Graz gefördert bzw. finanziert.

Kultur–bewandert
Es ist das erste Mal in der steirischen Geschichte, dass die Grundrisse von zwei Häusern des ausgehenden Neolithikums erfasst wurden. Besonders stolz darüber zeigte sich Arch. Dr. Karl-Friedrich Gollmann, der Obmann des Archäologielandes Steiermark, denn durch das Fundmaterial wie verzierte Keramik und unzählige Steingeräte sei nun bewiesen, dass der Buchkogel vor 5500 Jahren bevölkert war. Stadtrat Dr. Gerhard Rüsch, welcher die Ausgrabungen erst kürzlich der Öffentlichkeit präsentierte, betonte: „Dass Graz ein schöner Ort zum Wohnen ist, wusste man schon vor langer Zeit!“ Laut Kramer ist am Buchkogel die Errichtung eines Kulturwanderweges geplant, da das ganze Gelände rund um die Kirche St. Johann und Paul uralter Kulturboden sei. Der „Rückblick“ auf einen wesentlichen Teil der steirischen Bevölkerungsgeschichte soll für alle interessierten BürgerInnen offen dargelegt und zugänglich gemacht werden.

– cw –

 

 

  „Rainbows“: Selbsthilfegruppen für Kinder


Der Verein RAINBOWS – für Kinder in stürmischen Zeiten hat gemeinsam mit dem Amt für Jugend in Familie die Rainbows-Gründerin Suzy Yehl Marta nach Graz eingeladen, welche in einem interessanten Vortrag über die internationalen Entwicklungen der RAINBOWS-Selbsthilfegruppen für Kinder berichtete.

Rainbows-Gründerin Suzy Yehl Marta: „Früher gab es nur Unterstützung für Erwachsene, die eine Scheidungskrise durchmachten – mit Rainbows wird nun auch den Kindern geholfen“

Die Auswirkungen einer Scheidung/Trennung oder der Tod eines Elternteils betreffen jedes einzelne Familienmitglied. Eine solche Lebenskrise zu bewältigen kostet viel Kraft, leider geraten während dieses schwierigen Prozesses oft die mitbetroffenen Kinder aus dem Blickfeld der belasteten Erwachsenen. Der Verein RAINBOWS arbeitet seit 1991 in allen Bundesländern Österreichs insbesondere im Bereich der Prävention, um schwer wiegende Folgen für Scheidungskinder zu verhindern. Laut Mag. Dagmar Bojdunyk-Rack, Geschäftsführerin von RAINBOWS, besitzen die GruppenleiterInnen von RAINBOWS eine Grundausbildung im psychosozialen Bereich, langjährige Erfahrung in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen und eine spezifische Zusatzausbildung von RAINBOWS.

RAINBOWS für Kinder aus Krisenregionen
Gegründet wurden die ersten RAINBOWS-Gruppen in den USA bereits im Jahr 1983 von der Krankenschwester Suzy Yehl Marta, welche 1975 als Mutter von drei Söhnen selbst mit einer Scheidungskrise konfrontiert war und Hilfe für ihre Kinder suchte. Sie fand keine: „Es gab damals ausschließlich Beratungsmöglichkeiten für Erwachsene“, sagt Marta, „so gründete ich nach drei Jahren Vorbereitung schließlich die ersten Selbsthilfegruppen für Kinder.“ In nur zwei Jahren hatte Marta bereits über 800 Kinder betreut, schließlich ihren Job als Krankenschwester gekündigt und sich ausschließlich dem Aufbau der Unterstützungsgruppen gewidmet. „Geld aufzutreiben war immer das schwierigste Unterfangen,“ so Marta, doch ihr RAINBOWS-Konzept lief erfolgreich: Sie bekam Anrufe aus anderen Bundesstaaten von Menschen, die sich höchst interessiert zeigten und schließlich baute Marta das Programm soweit aus, dass selbst traumatisierten Kindern aus Krisenregionen professionell geholfen werden konnte. „Vom Hurrican waren 367.000 Kinder betroffen, sie hatten Familienangehörige verloren, standen ohne Haus da und ohne ein einziges ihrer Schmusetiere,“ so Marta, „Wir haben hier die „Silverlinings“ eingesetzt, Unterstützungsprogramme bei speziellen Traumatisierungen. Bislang konnte RAINBOWS 1,6 Millionen Kindern aus 17 verschiedenen Ländern helfen.

– cw –

Nähere Infos unter: Verein Rainbows, Theodor-Körner-Straße 182/1, 8010 Graz | 0316-68 86 70 | www.rainbows.at

 

 

  Alleine sterben müssen? Die Betreuungskultur in den Bereichen Altenpflege und Sterbebegleitung hat im privaten Bereich längst an Bedeutung verloren. Dem zum Trotz versucht die Hospizbewegung die erforderliche Betreuungsarbeit Todkranker, welche einst Aufgabe von Großfamilien oder Dorfgemeinschaften war, zu übernehmen. Unter dem Gesichtspunkt, dass Sterben ein zentrales Thema unserer Gesellschaft geworden ist, wird der Hospizverein Steiermark von der Steiermärkischen Sparkasse unterstützt.


Dass sich immer mehr Menschen von der tradierten Gesundheitspflege in Eigenverantwortung verabschiedet haben, liegt laut Univ. Prof. Dr. Karl Harnoncourt, Obmann des Hospizvereins Steiermark, an der rasanten Entwicklung der medizinischen Wissenschaft und dem Glauben, dass Ärzte auch in zunehmendem Maße Krankheiten ohne Zutun ihrer PatientInnen heilen würden. „Der Tod wird in der Lebensplanung nicht berücksichtigt“, sagt Harnoncourt und weist auf die bittere Erfahrung vieler Menschen hin, die in der letzen Phase ihres Lebens zu Würdelosigkeit verdammt sind. Daraus ergebe sich die Notwendigkeit, sich auf das eigene Schicksal vorzubereiten. So lautet auch das Credo des Hospiz-Obmanns: „Das eigene Schicksal rechtzeitig gestalten!“

Karl Harnoncourt, Gerhard Fabisch und Johann Baumgartner: Der Hospizverein bemüht sich mit Unterstützung durch die Steiermärkische darum, „dass Menschen möglichst friedlich und menschenwürdig sterben können.“

Sterbekultur zurückgewinnen
Um die verloren gegangenen Sterbekultur unserer Gesellschaft wiederzuerlangen ist auch die Steiermärkische Sparkasse seit dem Frühjahr 2004 mit dem Hospizverein Steiermark eine Partnerschaft eingegangen. „Es liegt uns am Herzen, Aktivitäten zu begleiten, die in unserer schnelllebigen Gesellschaft als wichtige Werte oft übersehen werden“, erklärt Dr. Gerhard Fabisch, Vorstands-Vorsitzender Steiermärkische Sparkasse, „Ein Teil unseres wirtschaftlichen Erfolges fließt in regionale Projekte und tragen zum Wohl aller SteierInnen bei - darauf sind wir stolz!“ so Fabisch. Gelebt wird die Partnerschaft einerseits in Form finanzieller Unterstützungen für Ausbildungen und Infrastruktur des Hospizvereins und andererseits durch die Gesundheitskoordinatoren der Steiermärkischen Sparkasse, welche die Bezirksstellen des Hospizvereins vor Ort unterstützen.

Gerechten Zugang zur Hospizarbeit schaffen!
„Was immer kommt … das wissen wir alle, aber es ist kaum Thema!“ meint Dr. Johann Baumgartner, Palliativkoordinator des Landes Steiermark. Er nennt als vorrangiges Anliegen der Hospizarbeit und Palliativmedizin, „dass die Menschen möglichst friedlich und menschenwürdig sterben können. Das große Ziel ist die Sicherstellung eines gerechten Zuganges zu den Möglichkeiten der Hospizarbeit und Palliativmedizin für alle, die es brauchen!“ Baumgartner betont, wie wichtig es sei, dass auch die Angehörigen mitbetreut werden. Derzeit arbeiten mehrere österreichische Bundesländer an Hospiz- und Palliativplänen, da das Bewusstsein um die Notwendigkeit und die Bedeutung guter Hospizarbeit und Palliativmedizin gewachsen ist. Um weitere Entwicklungen zu unterstützen und die Hospizarbeit und Palliativmedizin zu würdigen wurde der 8. Oktober als neuer weltweiter Aktionstag erkoren und auch der Europarat und die WHO haben die Verantwortlichkeit der Regierungen herausgestrichen, nationale Programme zu Schmerzbekämpfung und Hospiz- und Palliativversorgung zu erstellen. Denn wie Baumgartner richtig bemerkt: „Auch wenn nichts mehr zu machen ist, gibt es noch viel zu tun!“

Claudia Windisch

Nähere Infos unter:
www.hospiz.at und www.palliativ.at oder
Hospizverein Stmk, Albert Schweitzer-Gasse 36, 8020 Graz | 0316-39 15 70 – 0 | Fax 0316-39 15 70 | dasein@hospiz-stmk.at

 

 

  3000 neue Betriebe durch AMS-Unterstützung


Seit zehn Jahren, seit dem Jahr 1995, bietet das Arbeitsmarktservice arbeitslosen Personen, die sich mit der Idee der Gründung eines eigenen Unternehmens tragen, umfassende Hilfestellung. Die arbeitsmarktpolitische Zielsetzung dabei ist die Verringerung der Arbeitslosigkeit über Schaffung von Arbeitsplätzen durch und für den Gründer / die Gründerin selbst, die Schaffung weiterer zusätzlicher Arbeitsplätze für MitarbeiterInnen bzw. die Erhöhung der offenen Stellen: Statistisch gesehen schafft jeder übers AMS-Unternehmensgründerprogramm entstandene Betrieb nach fünf Jahren einen weiteren Arbeitsplatz! Seit sechs Jahren wird das UGP in einer neuen überarbeiteten Form angeboten. Allein im Zeitraum Juli 1999 bis zum Oktober 2005 wurden 4000 Personen über das AMS-Unternehmensgründerprogramm gecoacht, 3000 Einzelunternehmen wurden dabei gegründet.

AMS-Steiermark-Geschäftsführer Karl Heinz Snobe: Im Schnitt schafft jedes übers UGP gestartete Unternehmen nach fünf Jahren einen weiteren Arbeitsplatz

AMS-Steiermark-Geschäftsführer Karl Heinz Snobe verweist auf die vergleichsweise geringen Kosten dieser arbeitsmarktpolitische Maßnahme: „Bei durchschnittlich jährlich 650 von mit unserer Unterstützung startenden neuen UnternehmerInnen und Projekt-Gesamtkosten pro Jahr von 800.000 Euro ergibt das pro Person einen Aufwand von 1230,80 Euro pro Gründung. Rechnet man den / die nachfolgend eingestellte(n) MitarbeiterIn ein, reduzieren sich die Kosten sogar um die Hälfte.“ Interessantes spricht auch die Statistik zur Nachhaltigkeit der vom AMS Steiermark unterstützten Unternehmensgründungen. Snobe: „Nach drei Jahren existieren noch 85 Prozent der von uns lancierten steirischen Betriebe. Nur 6% der nicht erfolgreichen GründerInnen lassen sich danach wieder beim AMS arbeitsuchend vormerken, alle andern nehmen danach wieder unselbstständige Beschäftigungsverhältnisse auf bzw. wandern in Karenz oder Pension ab.“ Im einjährigen vierphasigen Betreuungs- und Beratungsprojekt des UGP erhalten Personen mit Anspruch Arbeitslosengeld oder Notstandshilfe bzw. werden Beiträge zur Deckung des Lebensunterhaltes gewährt. In der Realisierungsphase (Phase 3) kann finanzielle Gründungsbeihilfe gewährt werden. Diese Gründungsbeihilfe kann auch dann gewährt werden, wenn kein Anspruch auf Leistungen aus der Arbeitslosenversicherung besteht. Damit ist das UGP vor allem auch für WiedereinsteigerInnen interessant.

 


  Paten und Patinnen für minderjährige Flüchtlinge gesucht



Nach dem erfolgreichen Beginn des Patenschaftprojektes in Graz 2002 sucht der Verein ZEBRA wieder Erwachsene, die eine Patenschaft für einen alleinstehenden jugendlichen Flüchtling übernehmen wollen.

„In der Patenschaft geht es darum, einen jungen Menschen, der ohne erwachsene Bezugsperson, in Graz oder in der Steiermark lebt, durch emotionale Zuwendung und Hilfestellungen im Alltag zu unterstützen“, erklärt Mag. Edith Glanzer vom Verein ZEBRA.

Je nach Interessen und Möglichkeiten von Pate/Patin und Jugendlichem kann das heißen: gemeinsam die Freizeit zu verbringen (Kino, Kultur, essen, in die Natur gehen usw. ), beim Deutschlernen behilflich zu sein oder auf Amtswegen zu begleiten.

Das Ausmaß des Kontaktes wird vom Paten und Jugendlichen selbst bestimmt. Die PatInnen werden von Zebra geschult und während ihrer Patenschaft begleitet. Zur Zeit laufen zwei Patengruppen, eine dritte soll im Januar 2006 anfangen.

Nähere Informationen und Kontakt:
Verein Zebra, Pestalozzistrasse.59, 8010-Graz | T 0316 90 80 70 | Claudia Maczkiewicz (Mi 16-19 Uhr, Do 9.30- 12.30) | claudia.mac@zebra.or.at