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 |  | korso 
            Wissenschaft & Forschung | Das 
              Informationsmagazin der Steiermark
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              dez. 
              2002 |   
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          |  |  | Wissen(schafft) Erfolg Der langfristige 
            wirtschaftliche Erfolg von Unternehmen hängt stark von der Zusammenarbeit 
            zwischen Wirtschaft und Wissenschaft ab. Joanneum Research, das Kompetenzzentrum 
            evolaris und das Know-Center der Wirtschaftskammer zeigen in der Steiermark 
            vor, wie die Vernetzung zwischen den beiden Bereichen Realität werden 
            kann. (Foto) Know-Center-Chef Tochtermann: 
            Unternehmen benötigen ganzheitliches Wissensmanagement. |   
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                 Wie kann die Wirtschaft den bestmöglichen Profit aus der Wissenschaft 
                ziehen? Dieser Frage ging ein Symposium am 13. November in Graz 
                nach. Eröffnet wurde das Programm durch Landeshauptmann Waltraud 
                Klasnic mit den Worten: „Es hilft nichts nur den Stein der 
                Weisen zu haben, man muss auch darüber reden.“ Was dann auch ausführlich 
                der Fall war.  12% Bildungsrendite  Unis als Outsourcing-Partner„Wissen lohnt sich“, betonte der Rektor der Uni Graz, Univ.-Prof. 
                Dr. Lothar Zechlin und wies auf die „Bildungsrendite“ von 
                12% hin, welche als Gewinn durch die Ausbildung im Vergleich zu 
                den Kosten des Studiums in der Regel erzielt wird. Und: „Austausch 
                mit Wirtschaft und Gesellschaft hilft den Universitäten bei ihrer 
                Entwicklung von einer Organisation des Lernens zu einer lernenden 
                Organisation.“ Prof. Dr. Elgar Fleisch, Direktor des Instituts 
                für Technologiemanagement an der Universität St. Gallen, konstatierte 
                bedauernd, dass „die Universitäten eine große Sehnsucht nach der 
                Ruhe vor der Praxis“ hätten. Er hingegen sieht die Universität 
                als Outsourcing-Partner für F- & E-Fragen. „Nur die enge Zusammenarbeit 
                mit der Wirtschaft ermöglicht der Wissenschaft ein Arbeiten an 
                relevanten Themen.“
 Musterbeispiel Joanneum ResarchDie Rolle des Joanneum Research im steirischen Innovationssystem 
                beleuchtetete LH-Stv. Leopold Schöggl. Das Flaggschiff 
                der steirischen Forschungseinrichtungen lebt die Vernetzung mit 
                der Wirtschaft erfolgreich vor – seit kurzem auch im Hinblick 
                auf die EU-Osterweiterung, damit die Steiermark Zentrum der „EU-Zukunftsregion“ 
                bleibt. So wurde z.B. das Kompetenznetzwerk „Wasser“ „zukunftsregional“ 
                konzipiert.
 Ein weiteres JR-Vorzeigebeispiel stellte Dr. Karin Grasenick 
                mit dem Sägewerk der Zukunft vor: „Die geniale Idee die Computertomographie 
                für den Holzzuschnitt einzusetzen stammt von einem Sägewerksbesitzer. 
                Das Joanneum Research entwickelte die Software dazu.“
  Unternehmerischer Erfolg durch WissenVon der Schaffung „championsreifer Strukturen“ spricht Wirtschafts-Landesrat 
                DI Herbert Paierl: „Wissen ist der entscheidende Wettbewerbsfaktor 
                des Wirtschaftslebens“, weiß Paierl.
 Univ.-Prof. Dr. Otto Petrovic, Vorstandvorsitzender der 
                evolaris-Privatstiftung, zeigt sich optimistisch: „Die international 
                anerkannten Wissensdrehscheiben evolaris, Joanneum Research und 
                Know-Center ermöglichen heimischen Unternehmen den Zugriff auf 
                internationales Spitzen-Know-how.“ Wichtig sei jetzt, auch attraktive 
                Geschäftsmodelle für das Internet-Zeitalter zu entwickeln.  Dagoberts müssen herDer Grazer Wissenschafts-Stadtrat Univ.-Doz. Dr. Gerhard Rüsch 
                sieht das zu lösende Problem in der Weiterentwicklung von Forschungsergebnissen 
                bis zur Anwendungsreife – dafür fehle oft das Geld: „Österreich 
                hat hier Aufholbedarf: Es reicht nicht, viele Daniel Düsentriebs 
                zu haben, wir brauchen auch Dagoberts, welche das Wissen zu Geld 
                machen.“
 Ganzheitliches WissensmanagementDr. Klaus Tochtermann, Geschäftsführer des Know-Centers, 
                konstatiert eine ständig steigende Nachfrage nach Wissen, um den 
                immer kürzeren Innovationszyklen zu entsprechen. Das Know-Center 
                verfolgt die Aufgabe Wissensmanagement ganzheitlich umzusetzen, 
                d.h. strategische Ziele werden mit operativen Möglichkeiten innerhalb 
                eines Unternehmens in Einklang gebracht. Als Negativ-Beispiel 
                bringt Tochtermann den 40- bis 60-%igen Zeitverlust der täglichen 
                Arbeit von Büroangestellten durch falsche Dokumentenverwaltung. 
                „Das bedeutet eine 12- bis 15-%ige Einbuße der Firmeneinkünfte“, 
                so Tochtermann, „und stellt somit einen Fall für unser Wissensmanagement 
                dar.“
 InnovationsturboDie Teilnehmer der Podiumsdiskussion, Dr. Frank Kappe, 
                (Hyperwave AG), DI Michael Ksela, (AVL), Dr. Stefan 
                Pilz, (innoregio), Univ.-Prof. Dr. Ursula Schneider und 
                Waltraud Wiedermann (APA DeFacto Datenbank & Contentmanagement 
                GmbH) waren sich in einem Punkt einig: Eine intelligente Vernetzung 
                von Wirtschaft und Wissenschaft wirke wie ein „Innovationsturbo“.
 Claudia Windisch       |   
          |  |  | Stress 
            am Bau JOANNEUM 
            RESEARCH macht Belastungen am Herzschlag sichtbar |   
          |   Bauarbeiter gehören zu der am stärksten von Arbeitsunfällen 
              betroffenen Bevölkerungsgruppe. Forscher vom Institut für nichtinvasive 
              Diagnostik der steirischen Forschungsgesellschaft JOANNEUM RESEARCH 
              haben im BAUfit-Projekt ein komplexes Interventions- und Messprogramm 
              zur Senkung der Stressbelastung und der Unfallzahlen für Bauarbeiter 
              entwickelt und direkt am Arbeitsplatz durchgeführt. Dabei steht 
              Technologie aus dem Weltraum zur Verfügung: Der sogenannte „heartman“ 
              wurde für das Austromirprogramm entwickelt. Das robuste kleine Kästchen 
              liefert auch unter rauen Umweltbedingungen sichere Daten über den 
              Belastungszustand des Organismus. Arbeiten 
              am Bau: Hohe Gefahren durch Baustoffe und Geräte, starke Belastung 
              des Kreislaufs durch Sonne und Hitze. Doch am schlimmsten stresst 
              der Zeitdruck, der auf modernen Baustellen herrscht. Das Ziel der 
              Forscher von JOANNEUM RESEARCH: die Langzeitfolgen dieser Stressbelastung 
              auf die Gesundheit festzustellen.  Das interdisziplinäre Projektteam bestehend aus 
              Sport- und Kunsttherapeuten, Betriebsberatern, Arbeitsmedizinern, 
              Psychologen, Elektronikern, Statistikern und Physiologen hatte die 
              Aufgabe, ein Programm auszuarbeiten und wissenschaftlich abzusichern, 
              welches die Unfallhäufigkeit und das Auftreten von Über- und Fehlbeanspruchung 
              bei Bauarbeitern vermindert. Als Methoden wurden Führungs- und Kommunikationstraining, 
              Bewegungstraining, Herz-Kreislauf-Koordinationsübungen (Eurythmie), 
              physiologische und psychologische Begleitforschung und Evaluation 
              eingesetzt.  Zudem sollte im Projekt eine Verbesserung der zwischenmenschlichen 
              Kommunikation und erhöhte Arbeitszufriedenheit, eine Verringerung 
              von Arbeitsunfällen und Krankenständen, ein erhöhtes Wohlbefinden, 
              Prävention von Burnout, ein Abbau von psychischen Belastungen und 
              eine Motivation der Arbeitnehmer zum Ziel gesetzt werden.  Das überaus erfolgreiche Projekt, in welchem beispielsweise 
              die Unfallzahlen auf Null gesenkt werden konnten, wurde von der 
              AUVA finanziert und stellt einen weltweit einzigartigen Versuch 
              dar, ein komplexes Interventionsprogramm durch wissenschaftliche 
              Messungen zu untermauern und zu begleiten. Dazu wurden miniaturisierte 
              Messgeräte und modernste Elektronik direkt an einer Baustelle eingesetzt, 
              wodurch die teilnehmenden Versuchspersonen jederzeit in die Studie 
              eingebunden werden konnten. Basierend auf diesem Projekt wurde das 
              entworfene Interventionsprogramm auf weitere Berufsgruppen ausgedehnt 
              und in Nachfolgestudien angewandt.       |   
          |  |  | Steirische Forschung: Nur mehr Naturwissenschaften?
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          |   Neue Bedingungen wie EU-Osterweiterung, neue technologie- und innovationspolitische 
              Ansätze und neue forschungspolitische Instrumente wie die Kompetenzzentren 
              erfordern neue Wege in der Organisation der außeruniversitären Forschung. 
              Diese Erkenntnis hat das Land Steiermark und dne zuständigen Landesrat 
              DI Leopold Schöggl dazu bewogen, ein Projekt unter der Federführung 
              von Univ.-Prof. Dr. Michael Steiner – dem Leiter des Instituts 
              für Technologie- und Regionalpolitik des Joanneum Research – zu 
              starten, das eine steirische Forschungsstrategie formulieren soll. 
              JR-Geschäftsführer Dr. Bernhard Pelzl nennt drei Punkte, 
              die dabei zu erfüllen sind: „Vernetzung, Konzentration der Themen, 
              Beachtung der europäischen Dimension und Zusammenarbeit“. Die bis 
              jetzt vorliegende Liste der Schwerpunkte beschränkt sich allerdings 
              auf naturwissenschaftliche und IT-Forschungsgebiete, geistes- und 
              gesellschaftswissenschaftliche Themen sind darin nicht enthalten. 
              cs     |   
          |  |  | JobOskar 2002 |   
          |   Wenn Arbeitsplätze rar werden, fallen all jene aus dem Arbeitsmarkt, 
              die nicht zu den Schnellen, Jungen und Ultraflexiblen zählen. Menschen 
              mit Behinderung haben in Zeiten der Konjunkturflaute noch mehr Probleme, 
              einen adäquaten Job zu finden. Umso mehr müssen die Verdienste von 
              Unternehmen und Institutionen hervorgehoben werden, welche sich 
              dennoch um die berufliche Integration von Menschen mit Behinderung 
              bemühen. An drei davon wurde kürzlich der JobOskar 2002 im Landesstudio 
              des ORF verliehen. Neben dem Prozentanteil der beschäftigten Mitarbeiter 
              mit Behinderung und der Neueinstellungen waren für die Jury bauliche 
              und organisatorische Adaptierungen der Betriebe und besonderes Engagement 
              bei der Vorbereitung des sozialen Umfelds und die Zusammenarbeit 
              mit Behinderteneinrichtungen für die Oskar-Vergabe entscheidend. 
             Oskarreifes Pflegeheim    Als alljährlicher Höhepunkt des Projekts JobAllianz, einer Initiative 
              des Bundessozialamtes Steiermark, wurde der JobOskar dieses Jahr 
              in insgesamt sieben steirischen Regionen verliehen, einerseits als 
              Anerkennung für die berufliche Integration von Menschen mit Behinderung 
              und andererseits mit dem Ziel die beruflichen Chancen von Menschen 
              mit Behinderung zu verbessern. Die Jury setzte sich aus Vertretern 
              aus Behinderteneinrichtungen und den Allianzpartnern, Land Steiermark, 
              Wirtschaftskammer Steiermark und steirisches Arbeitsmarktservice, 
              zusammen und entschied sich in der Kategorie Großbetriebe für das 
              Johannes-von-Gott-Pflegeheim der Barmherzigen Brüder in Kainbach 
              als diesjährigen Oskarpreisträger. Das Pflegeheim beschäftigt seit 
              vielen Jahren nicht nur behinderte Menschen mit Erkrankungen des 
              Bewegungsapparates, sondern auch geistig behinderte Mitarbeiter 
              und lebt damit den Grundsatz von HR Dr. Margareta Steiner, 
              Bundessozialamt Steiermark: „Wirtschaft und Sozialengagement schließen 
              einander nicht aus!“
 Aufklärung im VorfeldHelmut Pichler, Leiter der Grazer Geschäftsstelle des Arbeitsmarktservice, 
              wies auf die Probleme bei der Unterbringung von behinderten Menschen 
              in Unternehmen hin: „Es scheitert oft am Bewusstsein der Betriebe 
              und am Umfeld der Arbeitsplätze,“ so Pichler und appelliert an die 
              Unternehmer: „Um Verständnis von den Kollegen erwarten zu können, 
              muss durch entsprechende Aufklärung das Umfeld vorbereitet werden.“ 
              Geklappt hat dies augenscheinlich im Gasthaus Urdlwirt in 
              Unterpremstätten, welches den JobOskar in der Kategorie Klein- und 
              Mittelbetriebe errang. Jahrelange intensive Bemühungen in der Beschäftigung 
              geistiger und psychisch behinderter MitarbeiterInnen, welche hohes 
              betriebliches Engagement erfordern, da die Arbeit nur unter Aufsicht 
              erledigt werden kann, waren ausschlaggebend für die Entscheidung 
              der Jury.
 Großartige Leistungen trotz BehinderungEinen wichtigen Aspekt griff Gesundheitslandesrat Günter Dörflinger 
              in seiner Ansprache anlässlich der Oskar-Verleihung auf: „Meinen 
              Erfahrungen nach haben benachteiligte Menschen oft einen viel offeneren 
              Zugang zur Gesellschaft. Die Frage lautet jedoch, wie steht die 
              Gesellschaft dem Menschen gegenüber?“ Diese Frage hat die Gemeinde 
              Eisbach, Gewinnerin des JobOskar 2002 in der Kategorie Öffentliche 
              Betriebe, ganz klar positiv beantwortet, denn: Obwohl die Gemeinde 
              nur 2500 Einwohner hat und ihr demgemäß nur äußerst beschränkte 
              finanzielle Mittel zur Verfügung stehen, werden seit geraumer Zeit 
              zwei behinderte Menschen beschäftigt, die sehr gut integriert sind. 
              Damit ist auch ein wichtiges Ziel der Tätigkeit des Bundessozialamtes 
              angesprochen: Integration muss zur Selbstverständlichkeit werden, 
              auch Menschen mit Behinderung haben ein Recht auf ein selbstbestimmtes 
              Leben und eine gesicherte Existenz, betont Steiner, die sich in 
              ihrer Eigenschaft als Dienstgeberin den eigenen Zielvorstellungen 
              besonders verpflichtet fühlt: „Bei uns sind viele Menschen mit Behinderung 
              beschäftigt – und sie leisten großartige Arbeit.“
 Claudia Windisch       |   
          |  |  | Die Ein-Eltern-Familie 
            ist im Kommen Die Dominanz des herkömmlichen 
            Familienmodells schwindet, dafür steigt der Anteil der Alleinerziehenden. 
            Eine Grazer Studie stellt fest: Die Chance dieser Situation ist weit 
            größer als das behauptete Defizit. |   
          |    Gleichwertige Form des Zusammenlebens: Die Ein-Eltern-FamilieIn Österreich sind 12,5% der Familien Ein-Elternteil-Familien, davon 
              sind 10,8% allein erziehende Mütter; d. h. derzeit leben 160.700 
              allein erziehende Frauen mit Kindern unter 27 Jahren in Österreich. 
              Grund genug für die Österreichische Plattform für Alleinerziehende 
              (ÖPA) eine Studie in Auftrag zu geben, welche die Lebenswelten von 
              Alleinerziehenden untersucht und einen Einblick in ihre Arbeits-, 
              Sozial- und Bildungssituation gewährt. Initiiert durch das Institut 
              für Wissens- und Forschungsvermittlung – Wissenschaftsladen Graz 
              entstand die Diplomarbeit „Lebenswelten von Alleinerziehenden“ von 
              Magª Margit Heinz und Magª Patrizia Pobernel. „Aus 
              diesem Arbeitspapier lassen sich Faktoren herauslesen“, so Magª 
              Manuela Fritz vom Wissenschaftsladen Graz, „die dafür verantwortlich 
              sind, dass AlleinerzieherInnenfamilien nicht mehr als defizitär, 
              sondern als gleichwertige Möglichkeit des Zusammenlebens gesehen 
              werden.“
 Alleinerzieherin Helene Zenz: „Ich konnte die Kreativität meiner 
              gesamten Persönlichkeit besser entwickeln“
  Ledig: schlechte Mutter? Verwitwet: gute Mutter?Verwitwete Alleinerziehende werden in der Regel bewundert und erfahren 
              viel Anerkennung – geschiedene Alleinerziehende werden trotz steigender 
              Akzeptanz noch immer gesellschaftlich stigmatisiert. „Gerade von 
              verheirateten Frauen kommen die meisten Vorurteile“, so die Alleinerzieherin 
              Helene Zenz, „ich fühle mich inzwischen jedoch nicht mehr 
              als Opfer, sondern konzentriere mich darauf, wie ich meine Ressourcen 
              am besten nutzen kann. Rückblickend konnte ich durch die Notwendigkeit 
              immer wieder Lösungsmöglichkeiten zu finden die Kreativität meiner 
              gesamten Persönlichkeit besser entwickeln.“
 Fast 100-prozentige ErwerbsquoteVon 100 befragten Alleinerziehenden wurden als entscheidende Vorteile 
              dieser Familienform am häufigsten die Möglichkeit alleine Entscheidungen 
              zu treffen und das Kind nach eigenen Vorstellungen zu erziehen genannt, 
              weiters Selbstständigkeit und ein Ende der Probleme mit dem Ex-Partner. 
              Doch diese neue Form der Selbstständigkeit birgt für viele Frauen 
              auch große Belastungen. Alleinerziehende sind finanziell vorwiegend 
              auf ihre eigene Erwerbstätigkeit angewiesen. Die Erwerbsquote allein 
              erziehender Mütter, insbesondere in der Altersgruppe der 30- bis 
              34-Jährigen, liegt bei 90,7%. Im Vergleich dazu sind nur 71,7% der 
              Ehefrauen mit Kindern erwerbstätig. Studien belegen, dass Kinder 
              von berufstätigen Frauen in der Schule oft bessere Leistungen erbringen, 
              über bessere sprachliche Fähigkeiten verfügen und mehr praktische 
              Lebenserfahrung haben, doch sind die Arbeitsbedingungen für berufstätige 
              Mütter schlecht. Neben den generell familienunfreundlichen Arbeitsplätzen 
              gab über die Hälfte der Befragten Alleinerziehenden an, dass am 
              Arbeitsplatz kaum bis gar keine Rücksicht auf ihre Situation genommen 
              werde. „Als ich meinem Chef von meiner Schwangerschaft berichtete“, 
              so Zenz, „mutierte ich für ihn von der Perle zum faulen Nichtsnutz 
              und wurde, sobald es ihm rechtlich möglich war, sofort gekündigt.“
 Mehr Geld macht nicht glücklichHeinz und Pobernel untersuchten den Zusammenhang zwischen dem Monatseinkommen 
              von Alleinerziehenden und der Zufriedenheit mit der Lebenssituation. 
              Überraschend: Die höchste Lebenszufriedenheit weisen Alleinerziehende 
              mit einem Monatseinkommen von 900 bis 1090 Euro auf. Möglicherweise 
              hängt dies mit unterschiedlichen Maßstäben bezüglich des Verständnisses 
              von Lebenszufriedenheit zusammen, vermuten die Autorinnen.
  Kernfamilie bedroht?Der allein erziehende Vater genießt Achtung und Anerkennung. Die 
              Ein-Eltern-Familie mit der Frau als Familienoberhaupt wird aber 
              oft noch als Bedrohung für die Gesellschaft empfunden, da sie die 
              „Kernfamilie“ in Frage stellt. Da aber offenbar immer mehr Frauen 
              die positiven Seiten dieser Form des Zusammenlebens schätzen lernen, 
              wird die „normative Macht des Faktischen“ wohl auch das Rollenbild 
              des Mannes nachhaltiger verändern als dies etwa Diskurse über Feminismus 
              bis jetzt zu tun vermochten.
 Claudia Windisch  Das Arbeitspapier „Lebenswelten von Alleinerziehenden“ 
              ist beim Wissenschaftsladen Graz, Elisabethstraße 3, Tel. 
              0316/38 46 77 erhältlich.        |   
          |  |  | Menschen mit Lernschwierigkeiten: 
            Tabu Sexualität (Foto) Silke Fahrner: Das Thema „Sexualität von 
            Menschen mit Lernschwierigkeiten“ ist nach wie vor stark tabuisiert.
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          |   Welche Möglichkeiten haben Menschen mit Lernschwierigkeiten (früher: 
              mit geistigen Behinderungen), ihre Sexualität selbstbestimmt und 
              eigenverantwortlich zu leben? Mit dieser Frage befasste sich ein 
              fast einjähriges Forschungs- und Entwicklungsprojekt von alpha nova. 
              Projektleiterin Magª Silke Fahrner betonte bei der Präsentation, 
              dass es für Menschen mit Lernschwierigkeiten im Bereich Partnerschaft 
              und Sexualität noch viele ungelöste Probleme gibt. Die Auseinandersetzung 
              mit dem Thema wird zu wenig unterstützt, die Betroffenen sind über 
              ihre eigenen Bedürfnisse oft sehr unsicher, die Kontaktmöglichkeiten 
              sind sehr eingeschränkt und die Wohnformen bieten vor allem in Wohnheimen 
              zu wenig Intimsphäre. Auch Eltern neigen eher dazu, das Thema zu 
              verdrängen. Weiterführend sind daher Gesprächsgruppen, Freizeitangebote, 
              Kontaktbörsen und Infoveranstaltungen geplant.  Nähere Informationen, Beratung und Termine weiterführender Seminare 
              werden unter 03135/56 38 822-13 angebotenMail: silke.fahrner@alphanova.at
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          |  |  | Sexuelle Gewalt gegen 
            Behinderte Im Rahmen einer Experten-Enquete 
            wurde kürzlich ein tabuisiertes Thema zur Sprache gebracht: Menschen 
            mit Behinderung (nach Eigendefinition mit Lernschwierigkeiten) als 
            Opfer sexueller Gewalt. Der Handlungsbedarf ist groß, denn laut Untersuchungen 
            wird jede vierte Frau mit Behinderung Opfer einer Vergewaltigung. |   
          |   Mag. Alfred Hausegger, Geschäftsführer der Jugend am 
              Werk Steiermark GmbH, die das Projekt ARGUS durchführt, weist 
              auf die Dringlichkeit der Enttabuisierung des Themas „Sexuelle Gewalt 
              und Behinderung“ hin: „Unser Ziel ist klar: Wir wollen Menschen 
              mit Behinderung vor sexueller Gewalt zu schützen. Dazu müssen wir 
              mit ,ARGUS-Augen‘ hinschauen – wer wegschaut, macht sich zum Mittäter.“ 
              Sehr positiv über das Projekt äußerte sich Landtagsabgeordnete Michaela 
              Halper, die betonte, dass auch ,Täterarbeit‘ geleistet werden 
              müsse.  Psychotherapeutin Aiha Zemp >  „Sexuelle Gewalt ist Ausdruck eines ungleichen Machtverhältnisses“ 
 
  < 
              Alfred Hausegger, Jugend am Werk: „Wer wegschaut, macht sich zum 
              Mittäter“. Zwangssterilisationen und VergewaltigungenDie Züchricher Psychotherapeutin Dr. Aiha Zemp definiert 
              sexualisierte Gewalt folgendermaßen: „Sexuelle Ausbeutung fängt 
              da an, wo eine Person von einer anderen als Objekt zur Befriedigung 
              von Bedürfnissen gebraucht wird. Es handelt sich stets um einen 
              Ausdruck eines ungleichen Machtverhältnisses.“ In einer kürzlich 
              erstellten Studie wurde festgestellt, dass 27% der Frauen mit Behinderung 
              zwangssterilisiert und zwei Drittel der Männer mit Behinderung nicht 
              aufgeklärt sind. Jede vierte Frau mit Behinderung wurde bereits 
              mindestens einmal vergewaltigt. Die Täter finden sich laut Zemp 
              im gesamten Lebensumfeld, angefangen von Familie, Schule, im therapeutischen 
              Umfeld bis hin zu Straßenbegegnungen.
 Sexueller Missbrauch oft nicht nachweisbar„Zwischen den gynäkologischen und den medizinischen Befunden besteht 
              oft eine große Diskrepanz“, erklärt Univ.-Doz.Dr. Elfriede R. 
              Greimel, PhD, klinische Psychologin und Psychotherapeutin an 
              der Frauenklinik des LKH Graz, und weist auf die breite Palette 
              an Symptomen nach sexuellem Missbrauch hin, welche oft nicht zuordenbar 
              sind. „Häufig begegnen wir Sprachlosigkeit – und zwar sowohl bei 
              behinderten als auch bei nicht behinderten Frauen“, so die Psychologin. 
              „Die psychischen Schäden sind immer schwerwiegend.“
 Schwierige Einvernahme von „wortlosen“ MenschenDie Kriminalpolizei glaubt zwar dem Opfer grundsätzlich – doch wie 
              kann ein Mensch mit mangelhaften oder fehlenden sprachlichen Kommunikationsmöglichkeiten 
              überhaupt vernommen werden? Rosa Wartinger, Kriminalbeamtin 
              bei der KRIPO Graz, ist seit 19 Jahren im Spezialdienst und weiß 
              um die Schwierigkeiten der Einvernahme von behinderten Menschen. 
              „Wir vernehmen die Opfer oft in ihrer vertrauten und gewohnten Umgebung 
              – meist mit ihrem persönlichen Betreuer, welcher als Dolmetsch fungiert“, 
              erklärt Wartinger, „wir bieten Vergleichsmodelle an oder stellen 
              Puppen und Stofftiere zur Verfügung, damit so eine erlebte Gewaltsituation 
              zum Ausdruck gebracht werden kann.“ Die Wahrheitsfindung ist jedoch 
              immer ein Problem, das bestätigt auch Mag. Carolin List, Richterin 
              am Straflandesgericht Graz mit Schwerpunkt Sexualdelikte. Wie hoch 
              die tatsächliche Dunkelziffer von sexuell misshandelten Menschen 
              mit Beeinträchtigungen ist, bleibt im wahrsten Sinne des Wortes 
              in einen undurchdringlichen Mantel des Schweigens gehüllt.
 Claudia Windisch       |   
          |  |  | Liebenau: Zu wenig für 
            die Jugend „Das Risikoverhalten der Jugendlichen 
            ist Teil des kulturellen Auftrags dieser Gesellschaft.“ |   
          |   In Kooperation mit dem Institut für Soziologie präsentierte das 
              Sozialmedizinische Zentrum Liebenau kürzlich aktuelle Untersuchungen 
              über das Freizeit- und Suchtverhalten und die Gesundheit der 13- 
              bis 18-jährigen Liebenauer Jugendlichen, die von Grazer Soziologie-Studentinnen 
              durchgeführt worden waren. Die Fragestellung, ob der Bezirk Jugendlichen 
              ausreichende Ressourcen für ihre Lebensgestaltung bietet, hat die 
              Umfrage leider mit einem klaren „Nein“ beantwortet. Über 60% der 
              Befragten bemängeln das rar vorhandene Freizeitangebot und 55% der 
              Jugendlichen wünschen sich mehr öffentliche Plätze und Parks.  Bei der Diskussion der Studie:  SMZ-Hausherr Rainer Possert, Drogenkoordinator Ulf Zeder, Soziologe 
              Peter Gasser-Steiner, Studienautorinnen Während fast 20% die fehlenden Rad- und Spazierwege kritisieren, 
              sind sich mit 94,7% nahezu alle Jugendlichen einig: Es wird wenig 
              bis gar nichts zur Verbesserung ihrer Situation getan. Zumindest 
              der Wunsch nach einem Schwimmbad sollte nach Meinung von 57,5% der 
              Jugendlichen von der Stadt Graz erhört werden.  Auch das Suchtverhalten der jungen LiebenauerInnen war Teil der 
              Untersuchung. Befragt wurde der regelmäßige Alkoholkonsum, welcher 
              bei 50,5% der Jugendlichen bei bis zu 4 Krügerln Bier pro Lokalbesuch 
              oder –tour und bei 30,7% der Liebenauer Burschen und Mädchen sogar 
              beträchtlich höher liegt.  Einstiegsalter beim Alkohol: 12 JahreDr. Ulf Zeder, Suchtkoordinator der Stadt Graz: „Jugendliche schätzen 
              die Gefährlichkeit von Alkohol relativ gering ein.“ Laut Zeder liegt 
              das Einstiegsalter bei Alkohol bei 12 Jahren – so auch beim Nikotinkonsum. 
              „40% der 16-Jährigen rauchen täglich“, so der Suchtkoordinator.
 Gesellschaft erzeugt RisikoverhaltenAn gewollten Normverletzungen, Jugenddelinquenz, den verschiedensten 
              Ausdrucksformen sozialen Protests sind laut Dr. Peter Gasser-Steiner 
              vom Institut für Soziologie dennoch nicht vornehmlich die Jugendlichen 
              selbst schuld. „Das Risikoverhalten der Jugendlichen ist ein Teil 
              des kulturellen Auftrags dieser Gesellschaft; Risiko und Jugend 
              hängen nicht biologisch zusammen.“ Und: „Es ist unsere Aufgabe, 
              die Jugendlichen aus diesem Konflikt herauszuholen.“
 Claudia Windisch       |   
          |  |  | KISS – gelungene Integration |   
          |   Initiiert von Soziallandesrat Kurt Flecker wurde am 8. März 
              2002, dem internationalen Welt-Frauentag, das Pilotprojekt KISS 
              in Kooperation mit dem bfi Steiermark und den ÖGB-Frauen 
              ins Leben gerufen. Ziel: Migrantinnen aus Graz und Umgebung durch 
              ein kostenloses, vielfältiges Kursangebot leichter und erfolgreicher 
              zu integrieren. bfi-Chef Strassegger, Landesrat Flecker, ÖGB-Frauenvorsitzende 
              Sprachmann, Projektleiterin Nagele, KISS-Teilnehmerinnen Gesellschaft 
              hat die Pflicht, Integrationsmöglichkeiten anzubieten
 
  Flecker: Integration ist eine Pflicht der GesellschaftBessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt und Unterstützung bei der Integration 
              in die österreichische Gesellschaft sind die Hauptziele des Projekts 
              KISS (Kommunikation, Integration, soziale Kompetenz, Sprachentraining), 
              die ersten Migrantinnen multinationaler Herkunft haben bereits erfolgreich 
              die angebotenen Kurse und Seminare abgeschlossen. „Ich sehe Integration 
              als Pflicht der Gesellschaft, diese zu ermöglichen und nicht als 
              Pflicht der Migranten sich anzupassen“, so Flecker, „Gerade für 
              Migrantinnen stellt sich die Integration in den östereichischen 
              Alltag noch schwieriger dar als für Männer, sie leben meist in weitaus 
              größerer Isolation.“ Das Ingegrationsprojekt KISS soll dieser Entwicklung 
              entgegenwirken.
 Migrantinnen werden job- und sozialfitDr. Karin Sprachmann, Vorsitzende der ÖGB-Frauen, erläutert 
              Inhalt und Aufbau der einjährigen Weiterbildung: „Wir wollen die 
              Ausländerinnen ,jobfit‘ und ,sozialfit‘ machen. Graz hat einen Ausländerinnenanteil 
              von 12% – das Interesse war groß, die Seminare gut gebucht – zu 
              den Kursen nicht erschienen sind nur sehr schlecht integrierte Frauen, 
              welche den Verboten ihrer Männer folgen.“ Dass Integration als gesellschaftliches 
              Anliegen zu verstehen ist, kam im vielfältigen Kursangebot zur Geltung: 
              Neben der Verbesserung der Sprachkompetenz, welche vom Grammatiktraining 
              bis hin zur Behandlung von Sprichwörtern und deren kultureller Bedeutung 
              reichte, bekamen die Frauen auch einen guten Einblick in das Familien- 
              und Sozialrecht, wurden über den Konsumentenschutz und Verträge 
              aufgeklärt und bei Aufbau bzw. Verbesserung der eigenen Ausdrucksfähigkeit 
              unterstützt. Wichtige Punkte dabei: Selbstpräsentation, Bewerbungstraining 
              und Zielfindung. Projektleiterin Mag. Eva Nagele und Bereichsleiterin 
              Sigrid Nager ernteten von den Kursteilnehmerinnen für ihre 
              flexible Organisation viel Lob – die „KISS-Kids“, Kinder der Teilnehmerinnen 
              am Projekt, wurden zusätzlich über die gesamte Dauer der Seminare 
              und Exkursionen im Haus professionell betreut.
 Strassegger: Lernen muss Spaß machen„Lernen unter Druck kann nicht funktionieren“, so Alfred Strassegger, 
              Geschäftsführer des bfi Steiermark, „Die Grundhaltung des 
              bfi ist, dass Lernen Spaß machen muss.“ Den 30 Frauen, welche aus 
              14 verschiedenen Ländern kommen, haben die Kursinhalte sehr zugesagt 
              – und: Es hat ihnen tatsächlich Spaß gemacht. Als Hilfe für künftige 
              Jobbewerbungen wird ihnen zudem ein Zertifikat über die Absolvierung 
              der Kurse ausgestellt.
 Claudia Windisch       |   
          |  |  | Land: Ende des Beamtentums (Foto) LR Schützenhöfer hat eine Besoldungs- und 
            Pensionsreform ausverhandelt, die das Landesbudget à la longue entlasten 
            wird
 |   
          |   Die von Personallandesrat Hermann Schützenhöfer verhandelte 
              und kürzlich beschlossene Besoldungs- und Pensionsreform für Landesbedienstete 
              ist in Expertenkreisen auf äußerst positives Echo gestoßen: Bei 
              gleich bleibender Lebensverdienstsumme werden die Landesangestellten 
              (Landesbeamte im herkömmlichen Sinn wird es nicht mehr geben) zu 
              Beginn mehr als bisher verdienen, die Steigerungskurve der Gehälter 
              wird aber deutlich flacher ausfallen als bisher. KORSO-Herausgeber 
              Christian Stenner sprach mit Schützenhöfer über Eckpunkte der Reform. 
              
              Zur Verdeutlichung ein konkretes Beispiel: Wie wird sich etwa 
                das Gehalt eines Landesbediensteten entwickeln, dessen Einstufung 
                dem eines jetzigen B-Beamten entspricht?  Die Anfangsgehälter können – je nach konkreter Verwendung – um 
              bis zu 300 Euro mtl. höher sein als bisher. Der Einkommenszuwachs 
              wird in den ersten 10 bis 15 Berufsjahren ebenfalls stärker sein 
              als bisher.   
              Wie wird sich diese neue Regelung auf die Höhe der Pension 
                auswirken?   Bei Landesbeamten wurde anstelle der bisherigen Pensionsbemessung 
              mit 80% des Letztbezuges ein Durchrechnungszeitraum eingeführt. 
              Dies führt in der Zukunft zu deutlich geringeren Pensionen. Die 
              Einbußen werden aber durch bessere Aktivgehälter und die Leistungen 
              aus der Pensionskasse zum Teil ausgeglichen.   
              Wer sich privat pensionsversichert, wird in Hinkunft bis zu 
                drei Prozent mehr Gehalt bekommen. Zur Zeit werden private Pensionen 
                allerdings wegen der Baisse auf den Aktienmärkten um durchschnittlich 
                40 Euro monatlich gekürzt – macht da eine Risikofinanzierung durch 
                die öffentliche Hand überhaupt Sinn?  Natürlich braucht man ein gewisses Vertrauen in den Fortschritt, 
              das Wirtschaftswachstum und die Entwicklung auf den Kapitalmärkten. 
              Da wir für unsere Pensionskasse nach einer öffentlichen Ausschreibung 
              sehr sorgfältig einen seriösen und erfahrenen Partner gewählt haben, 
              halten wir das Risiko aber für vertretbar. Die Risikofinanzierung 
              durch die öffentliche Hand ist bei seriöser Veranlagung ebenso sinnvoll 
              wie der Aufbau einer privaten Altersvorsorge gemeinsam mit einem 
              verlässlichen Partner.  
               Bisher war die Höhe des Einkommens vom formalen Bildungsabschluss 
                abhängig, nun soll der „konkrete Wert“ der Tätigkeit zählen. Welche 
                objektiven Kriterien wurden dafür entwickelt?  Nach den von der Firma HAY-International entwickelten Grundsätzen, 
              die in vielen Großunternehmen und auch in anderen Gebietskörperschaften 
              (Bundesdienst, Land OÖ) angewandt wurden, richten sich die Gehälter 
              nach dem Wissen, der Denkleistung und der Verantwortung, die mit 
              einer bestimmten Stelle – unabhängig vom Stelleninhaber – verbunden 
              sind. Dazu gibt es ein Bepunktungssystem, das Differenzierungen 
              zulässt und transparent und nachvollziehbar ist. Weitere Kriterien 
              waren Einkommensvergleiche mit Gehaltstabellen anderer Bundesländer, 
              privater Unternehmen, Kollektivverträgen usw.       |   
          |  |  | AMS 
            stellt bei der „Denkwerkstätte“ neue Studie zur Arbeitslosigkeit in 
            der Steiermark vor: Wehe den Besiegten Die Wandlung der 
            Gesellschaft vollzieht sich in turbokapitalistischer Raserei und hat 
            auch zur Folge, dass all jene, die dabei die erforderliche Olympia-Reife 
            nicht aufbringen, an den Rand geraten: Arbeitslose, Kranke, arme Alte. 
            Gesellschaftspolitisch wird dies kaum diskutiert. Als herrschte ein 
            gespenstischer stillschweigender Konsens darüber, dass Modernisierung 
            eben Opfer fordert.
 |   
          |    Weder Solidarität noch Verständnis„Was wir vor zwölf Jahren prophezeit haben, hat sich mehr als bewahrheitet“, 
              sagt Univ.Doz. Dr. Hans-Georg Zilian: Er gab 1990 im AMS-Auftrag 
              die Studie „Die verborgenen Kosten der Arbeitslosigkeit“ heraus. 
              Dabei untersuchte er die Lage der Arbeitslosen im Bezirk Leoben 
              und blickte düster in die Zukunft. Nun erstellte er eine Re-Study 
              – und sah, dass sich der düstere Blick bewahrheitet hatte: Die Modernisierungstendenzen 
              führen dazu, alle menschlichen Bestrebungen und Unternehmungen Gewinn-Zielen 
              unterzuordnen und treiben die Spaltung der Gesellschaft voran. Es 
              gibt Sieger und Besiegte – und zwischen ihnen weder Solidarität 
              noch Verständnis. Zudem diagnostiziert Zilian eine triste Unfähigkeit, 
              sich mit diesen Entwicklungen intellektuell auseinander zu setzen. 
              Sei es, weil das Denken durch Schauen und Fühlen ersetzt wird, wodurch 
              die argumentativen Standards verkommen. Sei es, weil man unangenehme 
              Wahrheiten, die bei einer Analyse der Verhältnisse zutage träten, 
              lieber verdrängt und tabuisiert. In der tagespolitischen Debatte 
              wird gelegentlich mit Zahlen aus der Arbeitslosenstatistik jongliert 
              – diese zu durchschauen ist sogar für Experten nicht einfach.
   Die Totalisierung der Arbeitswelt macht Menschen nicht 
              nur unfrei, sondern auch unglücklich.  Totalisierung der ArbeitsweltDie Studie, im ISOP-Haus in Graz im Rahmen des Workshops zur „Denkwerkstätte“ 
              des Arbeitsmarktservice Steiermark vorgestellt, bietet auf 250 Seiten 
              umfassendes Zahlenmaterial und greift mit ihren Interviews in das 
              pralle Leben. Oder genauer: In das neue Herz der Finsternis. Nach 
              der präzisen Schilderung einer Biografie der Chancenlosigkeit am 
              Beispiel von Sylvia T. vermerkt der Forscher bitter: „Wollte jemand 
              ein kleines Lexikon des Elends der Welt schreiben, dann könnte er 
              in den zwei Tonband-Stunden alles finden, was er braucht.“ Zilian 
              stellt zudem fest, dass die Totalisierung der Arbeitswelt die Menschen 
              nicht nur unfrei, sondern auch unglücklich macht. Und: die gesellschaftliche 
              Kurzsichtigkeit im Umgang mit diesen Phänomenen sei gerade dabei, 
              „sich in völlige Blindheit zu verwandeln“. Von der Arbeitslosigkeit 
              profitieren jedoch die Unternehmen: sie bieten schlechte Jobs zu 
              schlechten Löhnen an. Die Arbeitnehmer sind zwar unglücklich, aber 
              froh, überhaupt im Lohn zu stehen – und zornig auf jene Arbeitslosen, 
              denen das Angebot, miese Jobs anzunehmen, eher als Drohung erscheint. 
              Das AMS wird in dieser Lage vor schwere Aufgaben gestellt: Schlechte 
              Jobs werden nur durch Zwang angenommen. „In Europa wird die Aufgabe, 
              diesen Zwang auszuüben, an die Instanzen des Wohlfahrtsstaats überwälzt.“
 Zweiter Referent war der Bremer Psychologe Dr. Thomas Kieselbach, 
              der das europäische Forschungsprojekt „Sozialer Geleitschutz in 
              beruflichen Umbrüchen“ vorstellte: Es geht um die Erstellung von 
              europaweiten Rahmenbedingungen für den Umgang mit Arbeit und Arbeitslosigkeit. 
              Er stellte mit Respekt fest, dass dabei Österreich mit seiner „Arbeitsstiftung“ 
              das kreativste Modell aufzuweisen hat. In der Diskussion wurde allerdings 
              auch auf die „dunkle Seite der Stiftung“ verwiesen: Wenn es einem 
              Stronach passt, entlässt er Leute, die dann mit öffentlichen Mitteln 
              zwischengeparkt und qualifiziert werden – bis er sie wieder brauchen 
              kann. Dazu AMS-Landesgeschäftsführer Dr. Helfried Faschingsbauer 
              lapidar: „Stimmt. Aber was wäre die Alternative? Noch mehr Arbeitslosigkeit, 
              wodurch die Betroffenen noch mehr ins Out gedrängt würden.“ mg       |   
          |  |  | Leukämie durch’s Handy? |   
          |   Der Massenkonsumartikel Mobiltelefon wurde auf den Markt gebracht, 
              ohne dass zuvor seine Unschädlichkeit wissenschaftlich ausreichend 
              überprüft worden wäre. Nun werden seit Jahren beunruhigende Studien 
              veröffentlicht, mahnen weltweit namhafte Wissenschaftler vor den 
              biologischen Auswirkungen der Mikrowellen, die bei Mobiltelefonen 
              zur Anwendung kommen. Diese Untersuchungen wurden zuerst mit Ungläubigkeit 
              vernommen, dann von den Vertretern der Industrie geleugnet und auch 
              bekämpft (KORSO berichtete). Doch jetzt beginnen die Ergebnisse 
              dieser Studien einige Regierungen doch zu beunruhigen: So zum Beispiel 
              war Großbritannien im Jahr 2000 das erste Land, das zur Vorsicht 
              beim Gebrauch von Mobiltelefonen mahnte.   Die wirtschaftlichen Prognosen stimmen – zumindest 
              für die Mobilfunkbetreiber: 2004 soll es eine Milliarde „Handys“ 
              auf der Erde geben. Die gesundheitlichen Prognosen dürften weniger 
              gut sein.  Verdacht: Mikrowellenstrahlung schädigt die DNSNun – nach der Veröffentlichung der Studie eines italienischen Wissenschafters 
              im renommierten Wissenschaftsjournal New Scientist – ist eine weitere 
              Bombe geplatzt: die gepulste Mikrowellenstrahlung, wie sie von Mobiltelefonen 
              zur Signalübertragung genutzt wird, steht unter dringendem Verdacht, 
              die Entstehung von Leukämie zu begünstigen. Schon vorangegangene 
              Studien hatten gezeigt, dass diese Krankheit häufiger unter Mobiltelefonbenutzern 
              auftritt; nun präsentierten der italienische Biologe Fiorenzo Marinelli 
              und seine Crew vom Nationalen Forschungskomitee in Bologna den genauen 
              Mechanismus der Einwirkungen von Mikrowellen auf Leukämiezellen.
  Der Lebenszyklus von Leukämiezellen ist gut bekannt und das macht 
              es leicht, Verhaltensänderungen zu erkennen. Die ForscherInnen setzten 
              Leukämiezellen einer Strahlung von 900 Mhz in einer Stärke von 1 
              Milliwatt aus; diese Frequenz wird in europäischen Mobilfunknetzen 
              häufig verwendet, Handys können dabei mit einer Leistung von bis 
              zu zwei Watt strahlen. Konnte zunächst die Aktivierung eines Gens 
              beobachtet werden, das die Selbstzerstörung von Zellen auslöst und 
              einen Teil der Leukämiezellen zum Absterben brachte, so kehrte sich 
              nach 48 Stunden der anfängliche Trend um: In einem großen Teil der 
              überlebenden Zellen wurden drei andere Gene aktiviert, die eine 
              starke Zellvermehrung hervorriefen. Die Bestrahlung hatte den Krebs 
              also kurzzeitig geschwächt, danach aber zu einem starken Wachstum 
              geführt. Laut Marinelli zeigen diese Forschungsresultate zwar nicht 
              die Strahlungsauswirkungen auf gesunde Zellen, sie stärken aber 
              den Verdacht, dass Mikrowellenstrahlung die DNS beschädigt. Die 
              biochemischen Signale der Zellen werden so gestört, dass in Folge 
              ein Abwehrmechanismus ausgelöst wird, der zu unkontrollierter Zellvermehrung, 
              zum Krebs führen kann.  Auswirkungen auf die Blut-Gehirn-SchrankeBesonders beunruhigend ist auch das Ergebnis einer Zellkulturstudie 
              der finnischen Strahlungs- und Atomsicherheitsbehörde: Danach sollen 
              die Wände von Blutgefäßzellen durch die elektromagnetische Strahlung 
              von Mobiltelefonen dünner geworden sein. Sollte dieser an Kulturen 
              im Labor beobachtete Effekt auch in menschlichen Organismen vorkommen, 
              so würde dies die Funktion der Blut-Gehirn-Schranke stören – Kopfschmerzen, 
              Müdigkeit, alzheimerähnliche Erkrankungen könnten die Folge sein. 
              shv
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