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 April 
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    Die korso 
      – Sonderausgabe für sozial Tätige und Engagierte | 
  
   
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    [Editorial] [Schwerpunkt: 
      Armut] [Aktuelles] 
      [Veranstaltungen/Ankündigungen] [Soziallandkarte] [Links] | 
  
   
   
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       Armut 
        macht sich schleichend breit 
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      Schöne neue Wirtschaftswelt 
        Das Wirtschaftswachstum nimmt wieder Fahrt auf in Europa, viele der großen 
        und ganz großen Konzerne, auch in Österreich, schreiben nach 
        Jahren verhaltener Umsatzzuwächse wieder Rekordgewinne. Beispiel 
        Böhler-Uddeholm: Der Werkzeugstahlproduzent hat mit 2004 das stärkste 
        Jahr seiner gesamten Unternehmensgeschichte und „phantastische Zahlen“ 
        vorgelegt. Die Umsätze beliefen sich auf 1,934 Milliarden Euro (+29%), 
        die Gewinne vor Steuern erreichten 191,9 Millionen Euro, was sogar einer 
        Steigerung von über 69 Prozent gegenüber dem Vorjahr gleichkommt. 
        Emsige Bankanalysten erhöhen in ihren Börseprognosen auch die 
        Kursziele für weitere Aktiengesellschaften wie Mayr-Melnhof, Voest 
        und die Erste Bank aufgrund der insgesamt „überaus erfreulichen“ 
        Gewinnentwicklung. 
         
        Die schöne neue Welt des wirtschaftlichen Liberalismus, der mit den 
        Segnungen des „freien Marktes“ im Gepäck den „schwerfälligen 
        Staatssozialismus“ ablösen soll, hat allerdings auch eine Kehrseite 
        der Medaille, über die nicht so gerne in großen Tönen 
        gesprochen wird. Diese Entwicklung geschieht vor dem Hintergrund einer 
        Regierungspolitik, die den großen Unternehmen Steuersenkungen einräumt, 
        um ihr Abwandern in Billiglohnländer zu verhindern, während 
        die sozialen Lasten für die einkommensschwachen Schichten immer weiter 
        hinaufgeschraubt werden, mit der letztlich nur zynisch zu nennenden Begründung, 
        dass unser Sozial- und Gesundheitssystem nicht mehr finanzierbar wäre. 
        
        Wachsende Kluft zwischen arm und reich 
        Der im Februar dieses Jahres veröffentlichte Sozialbericht der Statistik 
        Austria zum Thema „Armut und Armutsgefährdung“ in Österreich 
        zeigt auf, dass nicht nur im übrigen Europa, sondern auch hierzulande 
        die Gruppe der ökonomisch schlecht gestellten und sozial benachteiligten 
        Menschen in einem sich dramatisch beschleunigenden Tempo wächst: 
        Insgesamt werden nach dem aktuellen Report für das Jahr 2003 erstmals 
        über eine Million – exakt 1.044.000 – Menschen als „armutsgefährdet“ 
        eingestuft, das sind etwa 13,2% der Gesamtbevölkerung. Das ist nicht 
        nur ein Besorgnis erregender hoher Anteil, sondern vor allem ein beschämendes 
        Armutszeugnis für eines der reichsten Länder dieser Welt, das 
        in der Europäischen Union sogar Rang drei auf der Wohlstandsskala 
        einnimmt. Aber die Kluft in der Gesellschaft wächst weiter: Generell 
        gibt es bei den Einkommen der Unselbstständigen eine Tendenz zum 
        Auseinanderdriften, das heißt, die Schere zwischen hohen und niedrigen 
        Gehältern öffnet sich immer stärker.  
      Auch die geschlechterspezifischen Unterschiede haben sich kaum verbessert: 
        Frauen verdienen nach wie vor durchschnittlich nur 67,2% des Männereinkommens, 
        was zum Teil zwar über die höhere Teilzeitrate erklärbar 
        ist, die jedoch selbst wiederum oft das Resultat geschlechtsspezifischer 
        Diskriminierung ist. 
       Eine krasse Schieflage weist inzwischen die Vermögensverteilung 
        in unserem Land auf, das lange als Musterbeispiel für soziale Ausgeglichenheit 
        gegolten hat. Die reichsten 60.000 Österreicher, also weniger als 
        1 Prozent der Bevölkerung, haben mit insgesamt 318 Milliarden Euro 
        mehr an Geldwerten angehäuft als die unteren neun Zehntel der Gesellschaft: 
        im Schnitt hat jeder dieser „Superreichen“ mit 5,3 Millionen 
        Euro also ein etwa hundertmal so großes Vermögen. Trotzdem 
        stoßen Forderungen, die für eine stärkere Besteuerung 
        von Einkünften aus Kapital und Immobilien zugunsten einer gerechteren 
        Verteilungspolitik eintreten, bei der derzeitigen Regierungskoalition 
        auf wenig Gegenliebe.  
      Sozialbericht zeigt alarmierende Entwicklung auf   
        Der diesjährige Bericht basiert erstmalig auf der neuen Erhebungsmethode 
        EU-SILC (Gemeinschaftsstatistik über Einkommen und Lebensbedingungen), 
        der die bisherige Berichtsform des „Europäischen Haushaltspanel“ 
        abgelöst hat. Trotz gewisser formaler Unterschiede sind die Ergebnisse 
        aus den beiden Befragungssystemen miteinander vergleichbar. Die neue Methode 
        fußt auf der Befragung von 4623 zufällig ausgewählten 
        Haushalten, die ein demografisch exaktes Abbild der Republik ergeben sollen, 
        nicht erfasst sind jedoch Menschen, die in Heimen leben oder ohne festen 
        Wohnsitz sind. Die primäre Definition von Armutsgefährdung funktioniert 
        über das Haushalts-Einkommen: Menschen mit weniger als 60% des Medianeinkommens 
        (das arithmetische Mittel, das die Einkommensbezieher in zwei gleich große 
        Gruppen teilt) gelten als armutsgefährdet. Das entspricht einem monatlichen 
        Einkommen von 785 Euro pro Person, weitere Haushaltsmitglieder werden 
        geringer gewichtet: So stellt für eine fünfköpfige Familie 
        ein Nettoeinkommen von 1885 Euro die Grenze zur Armutsgefährdung 
        dar. Innerhalb Europäischen Union liegt die österreichische 
        Armutgefährdungsquote zwar noch etwas unter dem EU-Schnitt – 
        zielgerichtete sozialpolitische Maßnahmen, um soziale Gegensätze 
        zu entschärfen und eine gerechtere Verteilung innerhalb einer reichen 
        Gesellschaft anzustreben, werden dennoch unumgänglich sein.  
      Verfestigte Armut bekämpfen 
        Betroffen von der „Vorstufe“ zur akuten Armut sind in überproportionalem 
        Ausmaß Frauen und ältere Menschen, bei den allein lebenden 
        Pensionistinnen beträgt die Quote sogar schockierende 26%. In Österreich 
        beziehen 200.000 Personen nur die Mindestpension, jeder sechste Pensionistenhaushalt 
        ist akut von Armut bedroht. Auch die klassische Erwerbsarbeit ist entgegen 
        der Appelle an „die Tüchtigen und Fleißigen im Lande“, 
        dass es genug Arbeit für alle gäbe, keine verlässliche 
        Sicherungsinstanz mehr im Kampf gegen den schleichenden Abstieg in die 
        Armut: In Haushalten mit maximaler Erwerbsintensität – d.h. 
        alle Personen zwischen 20 und 64 Jahren stehen in Arbeit – ist die 
        Armutsgefährdung zwar deutlich geringer als im Durchschnitt, allerdings 
        lebt in diesen Haushalten trotzdem beinahe ein Viertel aller Armutsgefährdeten, 
        das sind 235.000 Menschen. Die Arbeitslosigkeit ist auf dem höchsten 
        Stand seit 1945 angelangt, die Langzeitarbeitslosigkeit hat sich in fünf 
        Jahren schwarz-blauer Regierung verfünffacht. 
      Für die Erfassung von Armutslagen zog die Studie zusätzlich 
        auch verschiedene nichtmonetäre Indikatoren heran, die wichtige Parameter 
        für die konkrete Definition von Armutsgefährdung darstellen. 
        Erhoben wird dabei, ob sich jemand grundlegende Bedürfnisse, wie 
        Kleidung, Heizung etc., und so genannte erstrebenswerte Güter, wie 
        PKW, Geschirrspülmaschine, finanziell leisten kann. Daneben werden 
        die gesundheitliche Verfassung, die Wohnungssituation und das Wohnumfeld 
        bewertet. Bei insgesamt 5,9% der Bevölkerung ist so durch die Kombination 
        von niedrigem Einkommen und mangelnder sozialer Teilhabe eine „verfestigte 
        Armutslage“ zu konstatieren. Die trockenen Zahlen des Reports vermögen 
        die triste Situation hunderttausender Menschen in Österreich nur 
        unzureichend zu beschreiben. Zur erfolgreichen Bekämpfung von Armut 
        ist eine Ausweitung der sozialstaatlichen Leistungen für die sozial 
        schwächsten Schichten dringend erforderlich. Ein weiterer Anstieg 
        der Armutszahlen kann nur durch tief greifende strukturelle Maßnahmen, 
        die Integration und Gleichberechtigung am Arbeitsmarkt schaffen, verhindert 
        werden. 
         
        Josef Schiffer 
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 LR Kurt Flecker: 
        „Verankerung von Ansprüchen statt Almosen!“ 
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    Die Zahlen des soeben erschienenen 
      Österreichischen Sozialberichts waren alarmierend: Seit dem Jahr 2000 
      hat insbesondere die Zahl der in akuter Armut lebenden Personen in Österreich 
      von 290.000 auf 467.000 zugenommen, das ist ein Anstieg von 61 Prozent. 
      Die Zahl der armutsgefährdeten Menschen stieg im gleichen Zeitraum 
      von 930.000 auf 1.044.000 – ein neuer Rekordwert. Das Damoklesschwert 
      des sozialen Abstiegs schwebt insbesondere über Frauen und Familien 
      mit zwei oder mehr Kindern: Besonders betroffen sind allein erziehende Mütter 
      mit einer enormen Armutsgefährdungsquote von 31%, ebenfalls stark angestiegen 
      (mit einer Zunahme um 26,8% auf 95.000) ist die Zahl der NotstandshilfebezieherInnen. 
       
      Diese bedrohliche Entwicklung war Anlass für eine Dringliche Anfrage 
      der SPÖ im Steiermärkischen Landtag. Soziallandesrat Kurt Flecker 
      analysierte in seiner Stellungnahme nicht nur die Ursachen für die 
      dramatische Zunahme von Armut in den vergangenen Jahren, sondern forderte 
      insbesondere wirksame politische Maßnahmen für eine gerechtere 
      Verteilung des Wohlstands innerhalb unserer Gesellschaft ein. 
      Neoliberale Ideologie verschärft gesellschaftliche Gegensätze 
        Flecker geißelt in scharfer Form das hartnäckige Ignorieren 
        dieses Prozesses durch die Bundesregierung: „Die Aufspaltung der 
        Gesellschaft in zwei oder drei Wohlstandsklassen wird zur Realität. 
        Wer geglaubt hat, dass diese Entwicklung vor unserer Haustür halt 
        machen wird, wurde nun durch die Zahlen des Armutsberichts eines Besseren 
        belehrt.“ 
         
        Die Kluft zwischen den sozialen Schichten weitet sich zusehends: Während 
        die Erwerbseinkommen kontinuierlich sinken, wachsen die Vermögen 
        der Reichen an. Die 60.000 Österreicher an der Spitze der Vermögenspyramide 
        besitzen mehr als die unteren 90 Prozent der der Bevölkerung. Wenn 
        die politisch Verantwortlichen weiterhin die Augen vor diesen Tatsachen 
        verschließen und regulierende Eingriffe unterlassen, ist das der 
        Ausdruck eines krassen „sozialpolitischen Fehlverhaltens“, 
        verleiht Flecker seinem Unbehagen mit dem herrschenden politischen Klima 
        Ausdruck, „die Armutsstatistik ist unmissverständlicher Beweis 
        für die Auswirkungen einer neoliberalen und den Grundkonsens der 
        Zweiten Republik negierenden Politik.“  
      Belastungen treffen vor allem Einkommensschwache 
        Flecker nennt eine lange Liste von Beispielen für die zunehmende 
        Belastung der einkommensschwachen Schichten durch die in den vergangenen 
        Jahren herrschende Sozialgesetzgebung: Pensionskürzungsmaßnahmen 
        bzw. Anpassungen unter der Inflationsrate, mehrfache Erhöhungen der 
        Rezeptgebühr, die drastisch erhöhten Selbstbehalte auf Heilbehelfe, 
        Abschaffung von Mitversicherungen, Kürzungen beim Krankengeld und 
        vieles mehr. „Auch die jüngst erfolgte Steuerreform, die von 
        der Regierung als Erfolg gepriesen wurde, hat nicht der Bekämpfung 
        von Armut gedient, sondern vor allem steuerliche Entlastungen für 
        Großunternehmen gebracht“, kritisiert Flecker. 
      Mit verantwortlich für die alles andere als rosige Lage ist nicht 
        zuletzt die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt. Der Soziallandesrat rügt 
        hier insbesondere die Senkung der Mittel für die aktive Arbeitsmarktpolitik, 
        die eindeutig das neuerliche Hinaufschnellen der Arbeitslosenziffern begünstigt 
        hat: „Mit 364.000 Arbeitslosen haben wir die höchste Zahl seit 
        1945 – ein trauriges Resultat von Aderlässen wie der Entnahme 
        von AMS-Mitteln in Milliardenhöhe zur Budgetverbesserung.“ 
        Heruntergebrochen auf die Steiermark erweist sich die Lage leider um nichts 
        weniger beklagenswert als die bundesweite, wie Flecker anhand von konkreten 
        Zahlen demonstriert: „In unserem Bundesland sind zurzeit rund 160.000 
        Menschen in etwa 60.000 Haushalten von Armut gefährdet. Über 
        70.000 Menschen sind unter die Armutsgrenze gefallen, 9.000 von ihnen 
        trotz aktiver Erwerbstätigkeit. Die Situation ist eher schlimmer 
        als österreichweit gesehen, da die Steiermark im Kaufkraftvergleich 
        mittlerweile gemeinsam mit Kärnten und dem Burgenland die rote Laterne 
        trägt.“ 
      Soziale Gerechtigkeit neu definieren!  
        Flecker bemüht sich mit Hilfe einer Vielzahl von Maßnahmen 
        soziale Härten zu mildern und Reintegrationsbemühungen zu unterstützen: 
        Immer mehr einmalige Beihilfen werden genehmigt, um Menschen in schwierigen 
        Lebenslagen zu helfen. In diesem Winter wurden mehr als 18.000 Personen 
        Heizkostenzuschüsse gewährt – erstmals ohne Beteiligung 
        des Bundes oder des Ressorts von Landeshauptfrau Waltraud Klasnic. 
         
        Das Equal-Projekt IDA zur Integration von Sozialhilfebeziehern ist in 
        drei steirischen Bezirken gelaufen und wird nach seiner positiven Evaluierung 
        aus Mitteln des Sozialressorts weitergeführt. Das Projekt war in 
        der Pilotphase überaus erfolgreich, jeder vierte Teilnehmer konnte 
        mittlerweile Arbeit finden. Kurt Flecker will das Projekt hinkünftig 
        auf die ganze Steiermark ausweiten: „Damit wäre die Steiermark 
        österreichweit Vorreiter bei der Reintegration von Langzeitarbeitslosen.“ 
        Von ähnlichen Ambitionen ist das Projekt Erfa zur Beschäftigung 
        von jugendlichen Langzeitarbeitslosen getragen. Zahlreiche Vereine wie 
        PASCH (Beratung von Arbeit suchenden Jugendlichen) und die integrativen 
        Betriebe Reha-Druck und Team Styria erhalten Fördermittel, um ihre 
        Aufgaben besser erfüllen zu können. Gemeinsam mit dem AMS wurde 
        die Implacementstiftung zur Integration von Langzeitarbeitslosen in Pflegeberufe 
        ins Leben gerufen, daneben wird eine Aufschulung von Pflegehelfern zu 
        diplomierten Personal angeboten. Als weiterer Baustein wurde die Schuldnerberatung 
        in der Steiermark neu organisiert und ausgebaut, denn Verschuldung ist 
        ein entscheidender Faktor in der Armutsgefährdung. 
      Flecker will aber vor allem den Begriff sozialer Gerechtigkeit neu definiert 
        wissen: „In Zukunft sollten wir in der Gesetzgebung vom Grundsatz 
        ausgehen, den Menschen gesetzlich fundierte Ansprüche einzuräumen, 
        statt Almosen zu gewähren.“ 
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 „Keinen 
        Menschen fallen lassen“: Sozialressort und Caritas eröffnen 
        neue Chancen für Langzeitarbeitslose 
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    Wenn Effizienz (oft ohne Hinterfragung ihres 
      Sinngehaltes) zum gesellschaftlichen Fetisch wird, bleiben all jene auf 
      der Strecke, die aus verschiedenen Gründen nicht die geforderten hundertfünfzig 
      Prozent Leistung erbringen können. Wenn dann auch noch – wie 
      derzeit der Fall – die Mittel für eine offensive Arbeitsmarktpolitik 
      gekürzt werden, droht das Abgleiten in die Randbereiche sozialer Existenz 
      und in die Armut. Ein neues Betreuungsangebot der Caritas und des Landes 
      Steiermark wendet sich nun an jene Menschen, für die sich die herrschende 
      Arbeitsmarktpolitik nicht mehr zuständig fühlt. 
       Hinter dem Kürzel IDA (Integration durch Arbeit) verbirgt sich ein 
        erfolgreiches Projekt zur Reintegration so genannter „arbeitsmarktferner“ 
        Personen, das von der CARITAS im Rahmen der EU-Entwicklungs-partnerschaft 
        EQUAL betrieben wird. Mehr als 20% der ca. 300 IDA-TeilnehmerInnen – 
        Langzeitarbeitslose und SozialhilfeempfängerInnen – konnten 
        trotz schlechtester Ausgangschancen wieder in den Arbeitsmarkt integriert 
        werden. 
         
        Nach dem Willen von Soziallandesrat Dr. Kurt Flecker soll IDA nun mit 
        Unterstützung durch das Land flächendeckend in der gesamten 
        Steiermark weitergeführt werden. Flecker: „Der Armutsbericht 
        der Bundesregierung hat gezeigt, dass in Österreich ein Paradigmenwechsel 
        von der Integrations- zur Aussonderungsgesellschaft vollzogen wird, dem 
        wollen wir entgegentreten.“ Wichtig sei ein individueller Betreuungsansatz, 
        der die vielfältigen Probleme der Betroffenen berücksichtigt. 
       Die Menschen nicht allein lassen 
        Für Caritas-Präsident Franz Küberl ist klar: „Die 
        beste Existenzsicherung ist eine Arbeit, von der man leben kann.“ 
        Dennoch sei Reintegration mehr als nur die Wiederherstellung der Arbeitsfähigkeit: 
        „Wir bemühen uns, die Menschen ganzheitlich zu reintegrieren, 
        dass sie Sport betreiben, kulturelle Interessen entwickeln, lernen, sich 
        zu bewerben – ganz wichtig ist auch, ihnen zu zeigen, dass sie nicht 
        allein gelassen werden.“ Denn: Das gesellschaftliche Interesse an 
        den Ausgegrenzten sei gering, das zeige sich auch daran, dass es schwierig 
        sei in Erfahrung zu bringen wie viele Personen in der Steiermark Sozialhilfe 
        beziehen. „Wir rechnen aber mit einigen tausend TeilnehmerInnen.“ 
       Caritas-Präsident Franz Küberl: Das Ziel heißt ganzheitliche 
        Integration.   
       
        Ein flächendeckendes Angebot 
        Ebenso wie IDA wird das neue Projekt ein stundenweises Beschäftigungsangebot, 
        Qualifizierung und Beratung auf freiwilliger Basis beinhalten, erläutert 
        Mag. Albert Trattner vom Consulting-Unternehmen ÖSB, das die Initiative 
        begleitet. „Das Arbeitsangebot kommt von Kommunen, Pfarren und hoffentlich 
        auch von einer zunehmenden Zahl von Unternehmen. Diese entrichten einen 
        Betrag von 9 Euro pro Stunde, an die Beschäftigten werden 5 Euro 
        pro Stunde ausbezahlt.“ Der Differenzbetrag kommt dem Projekt zugute. 
        Insgesamt werden die Kosten für die Initiative 2,5 Mio Euro jährlich 
        betragen, 50% der Kosten sollen selbst erwirtschaftet werden, der Zuschuss 
        durch die öffentliche Hand soll ca. 1,25 Mio Euro im Jahr für 
        500 bis 700 TeilnehmerInnen betragen. Für die Durchführung sollen 
        regionale Zentren eingerichtet werden, die in Hartberg, Voitsberg, Knittelfeld, 
        Liezen und Graz eingerichtet werden; mobile Beratungsstrukturen gehören 
        ebenso zum Konzept wie der Einsatz auch von ehrenamtlichen MitarbeiterInnen. 
        Das Ziel sei, so Landesrat Flecker, bis 2008/2009 jeden und jede steirische/n 
        SozialhilfebezieherIn in die Betreuung aufzunehmen – mit dem Bestreben, 
        möglichst vielen davon den Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt zu 
        ermöglichen. 
        Landesrat 
        Kurt Flecker: „Wir dürfen keinen Menschen fallen lassen – 
        bis 2008/09 sollen alle steirischen Langzeitarbeitslosen und SozialhilfebezieherInnen 
        in das neue Betreuungsangebot aufgenommen werden.“ 
      Keinen Menschen fallen lassen 
        Nicht nur in der Schulpolitik, auch im Bereich der Integration von Langzeitarbeitslosen 
        und SozialhilfeempfängerInnen hat Finnland höchst erfolgreiche 
        Modelle vorzuweisen. Nach einer Fact-finding-Mission bei finnischen Sozialeinrichtungen 
        sieht sich Flecker in seiner „kundenzentrierten“ Einstellung 
        bestätigt: „In Finnland haben SozialhilfeempfängerInnen 
        das Recht, die Dienste eines Beratungsteams in Anspruch zu nehmen, das 
        Fachleute aus dem sozialen, dem psychosozialen und dem Gesundheitsbereich 
        umfasst und ein maßgeschneidertes, umfassendes und individuelles 
        Angebot zur Lebensplanung erarbeitet; Jugendliche unter 25 haben schon 
        nach drei Monaten Arbeitslosigkeit Anspruch auf ein solches Betreuungsangebot.“ 
       
       ÖSB-Geschäftsführer Albert Trattner: Betreuung ist 
        flächendeckend konzipiert.   
      Die vorgeschlagenen Maßnahmen seien den individuellen Bedürfnissen 
        der Betroffenen angepasst und reichten von Qualifikationsmaßnahmen 
        zur raschen Reintegration in den ersten Arbeitsmarkt über eventuell 
        nötige Entzugstherapien bis hin zur Beschäftigungstherapie für 
        Menschen mit schwersten psychosozialen Beeinträchtigungen. Flecker 
        sieht in diesem Modell seinen Leitsatz verwirklicht: „Wir dürfen 
        keinen Menschen fallen lassen. Darum möchte ich mittelfristig einen 
        Gesetzesentwurf vorlegen, der vorsieht, dass in der Steiermark alle von 
        Langzeitarbeitslosigkeit Betroffenen und alle SozialhilfeempfängerInnen 
        einen Anspruch auf dieses Betreuungsangebot haben.“ Die Beratungsteams 
        sollen bei den Sozialämtern und Bezirkshauptmannschaften angesiedelt 
        werden, Flecker will auch das Arbeitsmarktservice mit ins Boot holen und 
        dessen einschlägige Kursangebote nützen.  
       Christian Stenner 
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 Ausgegrenzte Armut 
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      Armut und soziale Deprivation haben in 
        Österreich viele Facetten, die im Bewusstsein einer reichen und am 
        persönlichen Erfolg orientierten Gesellschaft oft ausgeblendet bleiben 
        – eine davon ist die bedrückende materielle Situation der in 
        diesem Land lebenden MigrantInnen und AsylwerberInnen. Als eine von wenigen 
        Organisationen in der Steiermark bemüht sich die MigrantInnenberatungsstelle 
        des Grazer Vereins ZEBRA seit vielen Jahren mit Engagement um die ganz 
        konkreten Anliegen und Probleme dieser Menschen. ZEBRA-Geschäftsführerin 
        Mag. Edith Glanzer erklärt zur tristen sozialen Realität vieler 
        ausländischer Mitbürger: „Die Armutsgefährdung von 
        MigrantInnen wird in den Statistiken wie dem Sozialreport Österreich 
        nicht korrekt abgebildet, da sie in der Stichprobe nicht repräsentativ 
        vertreten sind.“ Ein präziseres Bild liefert da der 2003 erschienene 
        „Österreichische Migrations- und Integrationsbericht“, 
        der konstatiert, dass fast ein Drittel aller akut armen Menschen in Österreich 
        in einem Haushalt leben, dessen Vorstand eine nicht österreichische 
        Staatsbürgerschaft besitzt. Die Armutsgefährdung ist mit etwa 
        21% für Nicht-EU-Bürger ebenfalls etwa doppelt so groß 
        wie für Inländer. Abgesehen von ihrer höheren Armutsquote 
        sind NichtösterreicherInnen in vielen Fällen im Hinblick auf 
        ihre niedrigere Schulausbildung und Wohnausstattung benachteiligt. 
       Zebra-GF Edith Glanzer:   
        „Strukturen für eine bessere Integration von MigrantInnen müssen 
        endlich von Seiten der Politik geschaffen werden." 
         
        Besonders schwierig ist die Lage der Asylwerber, die oft viele Jahre lang 
        auf einen Abschluss ihres Verfahrens warten müssen. Edith Glanzer 
        bringt das Problem auf den Punkt: „Solange Asylwerber noch im Verfahren 
        sind, haben sie praktisch keine Möglichkeit legal zu arbeiten.“ 
        Aber auch die Anerkennung ihres Flüchtlingsstatus, pro Jahr werden 
        nur etwa 1.500 positive Bescheide erteilt, verbessert ihre schwierige 
        Situation oft nur marginal, denn „viele haben aufgrund ihres Alters 
        oder wegen rassistischer Ressentiments schlechte Karten auf dem derzeit 
        von Überangebot geprägten Arbeitsmarkt. An ihrer faktischen 
        Schlechterstellung kann selbst eine Einbürgerung, die den anerkannten 
        Flüchtlingen in der Regel nach wenigen Jahren gewährt wird, 
        nur wenig ändern.“  
      Mangelnde Integrationsmaßnahmen 
        Seit den sechziger Jahren sind immer wieder Wellen von ImmigrantInnen 
        als „Gastarbeiter“ nach Österreich gekommen – um 
        ihre Integration zu fördern wurde von Seiten des Staates wenig unternommen. 
        Glanzer sieht die Verantwortung bei „einer unvernünftigen Integrationspolitik, 
        die durch einen restriktiv-bürokratischen Zugang viele der MigrantInnen 
        vom Arbeitsmarkt ausschließt.“ Österreich ist eines der 
        wenigen Länder, wo an eine Aufenthaltsgenehmigung nicht die sofortige 
        Arbeitsbewilligung gekoppelt ist. Nachkommende Angehörige, in vielen 
        Fällen Frauen und Kinder, haben dadurch keine Möglichkeit im 
        Berufsleben Fuß zu fassen. „Letztlich wird damit nur eine 
        Zunahme von Schwarzarbeit erreicht und Integration erschwert, weil der 
        Spracherwerb darunter leidet. Andere europäische Länder wie 
        Holland oder Großbritannien haben hier ein viel pragmatischeren 
        Zugang, der nicht wie hierzulande von ideologischen Grabenkämpfen 
        geprägt ist.“ Dies trifft laut Glanzer auch auf die Bildungspolitik 
        zu: „In Österreich gibt es eine lange Tradition der Ignoranz, 
        dass sich Menschen aus anderen Ländern hier permanent aufhalten. 
        Es wurde daher nur wenig überlegt, wie man Migrantenkinder fördern 
        könnte.“ 
      Frau und Ausländerin: Mit der Ausgrenzung wächst das Armutsrisiko 
           
       Von den Eltern wird oft nicht erkannt, wie wichtig eine gute Schulbildung 
        für den sozialen Aufstieg ist, denn man ist bestrebt, dass die Kinder 
        schnell selbst Geld verdienen. Es gibt aber auch solche Eltern, die ein 
        ausgeprägtes Ausbildungsbewusstsein haben und über die Behandlung 
        ihrer Kinder in den Schulen zu Recht empört sind. „Die Nostrifizierung 
        von ausländischen Zeugnissen ist in Österreich äußerst 
        kompliziert und auch finanziell für viele Migranten nicht erschwinglich“, 
        bemängelt Glanzer die österreichische Bildungspolitik. Darüber 
        hinaus haben viele Einwanderer Versorgungspflichten für ihre Familien, 
        die sich noch im ihren Heimatländern aufhalten und für die sie 
        oft einen beträchtlichen Teil ihres Einkommens aufwenden müssen. 
       
      „Die Integrationsdebatte wird leider immer noch als Defizitdebatte 
        bezogen auf die Ausländer geführt und es wird kaum darauf geschaut, 
        was an strukturellen Änderungen erforderlich ist, um die Integration 
        zu fördern. Die Strukturen müssen endlich aufgebrochen werden“, 
        mahnt Glanzer, „und das ist nicht zuletzt Aufgabe der Politik.“ 
       
      Josef Schiffer 
       Infos und Kontakt:  
        Verein Zebra, Schönaugürtel 29, A-8010 Graz 
        T +43/316/83 56 30 – 0 | F +43/316/83 56 30 – 50 | M 
        zebra@zebra.or.at | www.zebra.or.at 
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 IKU – Interkulturelle 
        Arbeit mit Kindern gegen Rassismus 
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      „IKU“ ist ein Wort aus der 
        Benin-Sprache (Nigeria) und steht für „Spielend Erleben“. 
        Der Ausgangspunkt dieses ISOP-Projekts ist die Tatsache, dass rassistische 
        Vorurteile sich schon in frühester Kindheit entwickeln können. 
        Daher sollte deren Entstehung schon im frühesten Kindesalter entgegengewirkt 
        werden. Wichtig sind in diesem Zusammenhang positive Begegnungen mit Personen, 
        die Identifikationsmöglichkeiten zulassen. 
        In spielerischer 
        Form kommen sich die Kulturen näher 
         
        Der Leiter des Projektes; Fred Ohenhen, gebürtiger Nigerianer, kann 
        auf eine langjährige Erfahrung in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen 
        zurückblicken: 1998 wurde zunächst der Kontakt mit Kindergärten 
        in Graz hergestellt; seit 1998/99 sind MitarbeiterInnen des Projekts nicht 
        nur in Kindergärten, sondern auch in Volks- und Hauptschulen, allgemein 
        bildenden höheren Schulen sowie in Berufsschulen im Einsatz. 
        Mit IKU sollen die Vorurteile und rassistische Denk- sowie Verhaltensmuster 
        abgebaut beziehungsweise an ihrer Entstehung verhindert werden. Den Kindern 
        soll die Möglichkeit geboten werden, sich auf spielerische und lustbetonte 
        Art dem Fremden zu nähern und den interkulturellen Lernprozess in 
        einem angst- und vorurteilsfreien Raum zu erleben. 
         
        Ein wichtiger Aspekt von IKU ist auch, dass die in Österreich lebenden 
        AsylwerberInnen in das Projekt miteinbezogen werden sollen. Dies geschieht, 
        indem sie als Begleitpersonen in die Kindergärten und Schulen mitkommen 
        und so zu österreichischen Kindern und Jugendlichen – aber 
        auch zu Erwachsenen – einen näheren Kontakt aufbauen können. 
         
        Das Projekt IKU wird gemeinsam vom Land Steiermark und dem Arbeitsmarktservice 
        finanziert. Die Kindergärten und Schulen bezahlen für das Projekt, 
        das meist eine Woche dauert, 15 Euro pro Kind.  
      Infos: ISOP Innovative Sozialprojekte GmbH, Projekt 
        IKU, Annenstraße 27/1, 8020 Graz 
        T 0316/ 72 10 53 | M iku@isop.at | 
        www.isop.at/iku 
       
      
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    ISOP-Weltnacht 2005 GRENZENLOS  
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    Ein Signal gegen Diskriminierung, Ausgrenzung 
      und Rassismus zu setzen, das ist das Anliegen der ISOP-Weltnacht, die sich 
      als ein interkulturelles Kaleidoskop versteht, das die Entgrenzung der Gesellschaft 
      widerspiegelt, wo Literatur, Musik und Kulinarisches ineinander übergehen. 
       LIVE: DOBREK BISTRO 
      Es war Liebe auf den ersten Takt. Als sich der polnische Akkordeonist 
        Krzysztof Dobrek und der russische Violinist Aliosha Biz bei den Proben 
        zu „Anatevka“ im Theater an der Wien das erste Mal trafen, 
        schien klar, dass der folgende künstlerische Weg ein gemeinsamer 
        sein würde. Um die Jahrtausendwende war Dobrek Bistro aus der Taufe 
        gehoben, das der Berliner Jazzkontrabassist Achim Tang und der brasilianische 
        Multiperkussionist Luis Ribeiro zu einem unkonventionellen Quartett komplettierten. 
        Die Bezeichnung des französischen Lokals kommt vom russischen „bystro“ 
        (schnell). Das Quartett bezieht sich mit seinem Namen also sowohl auf 
        die virtuose Rasanz ihrer Darbietungen als auf die melancholische Eleganz, 
        die Dobrek, der für alle Kompositionen verantwortlich zeichnet, beim 
        Pariser Musette-Walzer so liebt. Musette, lateinamerikanische Formen wie 
        Salsa, Tango und Bossa Nova, Jazz, Gypsy Swing, klassische Einflüsse, 
        die Musik des Balkans und Orients, der Roma und Juden Osteuropas sowie 
        slawische Volksmusik sind die Zutaten dieser Stilmelange.  
      Weiteres Programm: 
        Die braven Buben - Balkandisco! 
        Lesung mit Birgit Doll  
        Theatergruppe DAS KUNST 
        Lesung mit Texten von Kelly Achi 
        Musik mit Pascal Lopongo und Mixed Music 
      Die Einnahmen kommen der Unterstützung von Flüchtlingen und 
        ZuwanderInnen bei der Eingliederung in den Arbeitsmarkt zugute. 
      Karten: 15.- (Vorverkauf 11.-) 
        Vorverkauf: ISOP, Dreihackengasse 2, 8020 Graz, Tel 0316/76 46 46 
        Zeit: Fr., 20.5.05, 20.00 Uhr 
        Ort: Volkshaus, Lagergasse 98a, 8020 Graz 
      Infos: 
        ISOP – INNOVATIVE SOZIALPROJEKTE, Mag. Jutta Zniva, ISOP, Dreihackengasse 
        2, 8020 Graz 
        T 0316/76 46 46-15 | www.isop.at 
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 Carla – Wiederverwenden 
        statt Wegwerfen 
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    Seit 8. April 2005 gibt es in der Petersgasse 
        in Graz einen neuen Carla-Laden, das fünfte Geschäft dieser 
        Art in Graz. Derzeit betreibt die Caritas in der Steiermark neun Läden, 
        in denen soziale Verantwortung groß geschrieben wird. Hier werden 
        gut erhaltene Sachspenden günstig an Personen weitergegeben, die 
        sich keine neuen Kleider, Haushaltsgegenstände oder Möbel leisten 
        können. Andererseits kommen zu Carla auch viele junge Leute, die 
        hier originelle Klamotten und Accessoires aufspüren. 10.000 Kunden 
        pro Jahr zeigen, dass die Nachfrage nach gut erhaltenen Second-Hand-Waren 
        riesig ist. 
        Eine 
        kleine Modenschau mit SchülerInnen überzeugte auch Caritas Präsident 
        Franz Küberl von der Vielfalt der Auswahl bei CARLA  
         
        Die Abholung, Sortierung und Reparatur der Waren erfolgt durch Menschen, 
        die es am Arbeitsmarkt schwer haben und bei Carla – mit Förderungen 
        des AMS – den „Wiedereinstieg“ ins Berufsleben schaffen 
        können.  
        Menschen, die auf Unterstützung angewiesen sind, werden mit Hilfe 
        der Sachspenden mit dem Allernötigsten versorgt. Ein großer 
        Teil der Kleiderspenden geht an bedürftige Familien in Süd-Osteuropa. 
        Gespendete Möbel und Einrichtungsgegenstände finden auch in 
        den Caritas-Einrichtungen eine Wiederverwendung (Stühle, Schreibtische, 
        Aktenschränke etc.). Somit können Kosten für die Infrastruktur 
        gespart werden. (Büros mit Geschichte).  
      Was können Sie spenden? 
        Neue und gebrauchte Sachgüter, wie Möbel, Geschirr, Kleider, 
        Bücher, Spielzeug, Fahrräder, Bilder, Elektrogeräte, etc. 
        Besonders willkommen sind auch Restposten aus der Überproduktion 
        von Betrieben.  
        Alle Waren können in den Carla Secondhandläden abgegeben werden, 
        sperrige und schwere Güter bitte zu folgenden Adressen bringen: 
      Carla Warenhalle: Lindengasse 18, 8045 Graz- Andritz 
        (Ende Grabenstraße) 
        Öffnungszeiten: Mo. bis Fr. 9.00 bis 17.30 Uhr ; Samstag 9.00 bis 
        12.30 Uhr, T 0316 / 68 62 79 
         
        Caritas Zentrale: Raimundgasse 16, nach Möglichkeit 
        nur Waren in Kleinmengen (speziell Kleider) 
      Adressen der Carla-Standorte: 
         
        Kapfenberg: 
        Beschäftigungsmosaik Leoben, Grazerstraße 12 , 8061 
        Kapfenberg, T 03862/27 079 
        Graz: 
        8010, Grabenstraße 39a, 0316/67 99 36  
        8020, Griesplatz 6, 0664/54 87 615  
        8020, Karl Morré Straße 0316/57 17 20 
        8045, Lindengasse 18a 0316/68 62 79 
        Leoben: Beschäftigungsmosaik Leoben, Franz Josefstraße 
        23, 8700 Leoben, T 03842/46147 
        Liezen: 8940, Grimminggasse 18 
        Trieben: Paltentaler Beschäftigungs Mosaik, Schoberpassbundesstrasse 
        53, 8784 Trieben, T 03615/28 0 62 
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 Prekäre Beschäftigungsverhältnisse: 
        Arm durch Arbeit 
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    Der eben erschienene „Bericht über 
        die soziale Lage“ des Sozialministeriums widmet einen eigenen Abschnitt 
        dem Zusammenhang zwischen Erwerbsarbeit und Armut. Fazit: Arbeit schützt 
        vor Armut nicht – vor allem dann, wenn es sich um ein prekäres 
        Beschäftigungsverhältnis handelt. 
        Mag. 
        Marcel Kirisits, Arbeiterkammer Steiermark: „Atypische Beschäftigung 
        muss man sich leisten können.“ 
      19 Prozent der Mitglieder von Haushalten, in denen kein Familienmitglied 
        erwerbstätig ist, sind armutsgefährdet. Ist zumindest ein Haushaltsmitglied 
        länger als 12 Monate arbeitslos, so steigt die Armutsgefährdung 
        auf 36%. Wer in einem Facharbeiter-Haushalt lebt, hat mit nur 7% ein relatives 
        geringfügiges Armutsrisiko; Teilzeitarbeit eines Haushaltsmitgliedes 
        bis 35 Stunden lässt das Armutsrisiko nur unwesentlich auf 9% ansteigen, 
        was damit zusammenhängt, dass Teilzeitarbeit zumeist von Frauen zum 
        Zwecke des „Zuverdienstes“ geleistet wird. Aber: Unregelmäßige 
        Beschäftigung, vor allem in Form von freien Dienstverträgen 
        oder Werkverträgen, lässt das Armutsrisiko steil auf 17% ansteigen. 
        Der Grund: Diese Arbeitsverhältnisse weisen zumeist eine verringerte 
        Jahresarbeitszeit auf, sie sind schlechter entlohnt als unbefristete Vollzeitstellen, 
        zudem ist der sozial- und arbeitsrechtliche Schutz reduziert. Dazu heißt 
        es im „Bericht über die soziale Lage“ wortwörtlich: 
        „In Anbetracht der strukturellen Veränderungen des Arbeitsmarktes 
        […] werden immer mehr Menschen in Zukunft von derartigen prekären 
        Arbeitsverhältnissen abhängig und dies kann das Risiko steigern, 
        zumindest zeitweilig unter die Einkommensgefährdungsschwelle zu rutschen.“ 
      Hohes Armutsgefährdungs-Risiko vor allem bei AlleinverdienerInnen 
        Allein in der Steiermark waren im Jahr 2003 – je nach Berechnungsmethode 
        – zwischen 69.900 und 83.900 Personen teilzeit- und 33.199 geringfügig 
        beschäftigt (der überwiegende Anteil davon Frauen), die Zahl 
        der „freien“ DienstvertragsnehmerInnen lag bei 3254, jene 
        der WerkvertragsnehmerInnen bei knapp 3000. 
        Mag. Marcel Kirisits von der wirtschaftspolitischen Abteilung der Arbeiterkammer 
        Steiermark und Autor der Studie „Schein und Sein der neuen Arbeitswelt“: 
        „Atypische Beschäftigung muss man sich leisten können. 
        Ein prekäres Arbeitsverhältnis kann für Mitglieder von 
        Haushalten, in welchen ein anderes Mitglied voll erwerbstätig ist, 
        ein willkommenes Zubrot bringen; für AlleinverdienerInnen birgt es 
        immer ein hohes Armutsgefährdungs-Risiko.“ Daher fordert die 
        AK, den Arbeitnehmerbegriff so zu definieren, dass die Betroffenen in 
        den Genuss der üblichen ArbeitnehmerInnenrechte kommen – von 
        der Bezahlung nach Kollektivvertrag über den Anspruch auf bezahlten 
        Urlaub, auf Weihnachtsgeld, Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall bis zum 
        Anspruch auf Arbeitslosengeld. Kirisits: „Das ist umso gerechtfertigter, 
        als die Arbeitsrechts-ExpertInnen der Kammer immer wieder feststellen 
        müssen, dass es sich vor allem bei Werkverträgen um eine bloße 
        Umgehung normaler Anstellungsverhältnisse handelt, durch die sich 
        Arbeitgeber einfach die Lohnnebenkosten sparen wollen.“ 
      Arbeiterkammer Steiermark, Hans-Resel-G. 8-14, 8020 
        Graz 
        T 05/77 99-0 | M info@akstmk.at 
        | www.akstmk.at 
       
      
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       Demokratie hat ihr Ende bei 
        den Armen 
        von Caritas-Präsident Franz Küberl 
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    Wir wissen, dass, bevor jemand um Hilfe 
        bittet, sich die betroffenen Personen lange alleine anstrengen und bemühen, 
        aus dem Schlamassel herauszukommen. Fehlen der familiäre Rückhalt, 
        der Freundeskreis oder die existentiellen Grundlagen, dreht sich die Spirale 
        manchmal jedoch zu schnell weiter, um ohne die Hilfe anderer etwas zu 
        verändern. Und diese Spirale dreht sich derzeit besonders schnell. 
        Der aktuelle Bericht zur sozialen Lage in Österreich untermauert, 
        was Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Caritas auch in unserem Bundesland 
        tagtäglich feststellen: Die alte Armut ist auch die neue Armut. Sie 
        hängt unmittelbar mit dem Grad an Sicherheit der Lebensverhältnisse 
        zusammen. Sie nimmt daher in dem Maße zu, in dem Beschäftigungsverhältnisse 
        nicht stabil, sondern labil sind und Erwerbsarbeit unerreichbar wird. 
        Überdurchschnittlich sehen wir uns mit den Folgen von materieller 
        und emotionaler Armut bei Frauen mit und ohne Kinder konfrontiert. Genau 
        hier ist dann die Caritas besonders gefordert: Probleme erkennen und benennen, 
        Menschen so annehmen können, wie sie sind, das heißt: Respekt 
        haben, auch wenn jemand ganz unten ist; zuhören, gemeinsam nachdenken 
        und dann entsprechend handeln, konkrete unbürokratische Hilfe leisten, 
        die das gesamte Umfeld mit einbezieht. 
         
        Der Schritt heraus aus der Verzweiflung ist nur dann möglich, wenn 
        finanzielle Überbrückungshilfen und professionelle Beratung 
        zusammenspielen. Dazu zählt vor allem auch die enge Kooperation mit 
        öffentlichen Stellen und Ämtern, deren MitarbeiterInnen die 
        Pflicht überantwortet bekommen haben, das soziale Netz nicht auseinander 
        reißen zu lassen. Es muss unbestritten bleiben, dass das Recht und 
        die Chance auf eine glückende Zukunft jeder und jedem in unserem 
        Land in gleicher Weise zugestanden wird. 
         
        Sätze von Seiten des Sozialamtes wie „Sie haben zwei gesunde 
        Hände, gehen Sie doch arbeiten“, sind völlig realitätsfern 
        und menschenunwürdig. Vielmehr hat die öffentliche Hand die 
        Pflicht, reale Gegebenheiten wahrzunehmen - es gibt einfach Menschen, 
        die gar nicht die Möglichkeit haben, einen bezahlten Job zu bekommen, 
        auch wenn sie das noch so gerne möchten. Ganz einfach deswegen, weil 
        der Arbeitsmarkt längst nicht mehr allen eine Anstellung bieten kann, 
        die sehr wohl dazu fähig wären, eine regelmäßige 
        Tätigkeit auszuüben. Das scheinbare Argument, „wer eine 
        Arbeit will, der findet eine“, hat in Regionen, in denen Unternehmen 
        zusperren oder Betriebe abwandern, ganz sicher keinen realistischen Boden. 
        Anderslautende Aussagen spiegeln einen Sarkasmus wider, der Frauen und 
        Männer, die eine Familie erhalten müssen, nur noch mehr vor 
        den Kopf stößt. 
         
        Wir wissen aufgrund der Quote der Nichtinanspruchnahme von Sozialhilfe, 
        dass es eine Menge von Leuten gibt, die sich gar nicht zum Amt hintrauen, 
        um ihre rechtlichen Ansprüche geltend zu machen. Ein wichtiges Ziel 
        wäre daher die Einführung von standardisierten Verfahren, wie 
        Menschen zu ihren Rechten kommen. Dazu gehört, dass sich Ämter 
        mehr als Servicestellen verstehen. 
         
        Wir haben von Seiten der Caritas durch unsere Organisationsstruktur den 
        Querblick zu anderen Bundesländern und einen internationalen Vergleich, 
        wie die Handhabung in den sozialen Hilfen verbessert werden kann. 
         
        Wir brauchen daher eine viel schärfere Wahrnehmung von den Ursachen 
        von Notlagen und den daraus resultierenden Lösungsansätzen. 
        Anstelle einer Haltung, die die Schuld bei den betroffenen Personen sucht, 
        müssen wir die Frage stellen, was zu tun ist, damit Menschen in Notlagen 
        in ihrer gesamten sozialen Situation „generalsaniert“ werden. 
        Dabei will und muss die Caritas in den sozialen Hilfen für den Einzelnen 
        ein gehöriges Maß an Erfindungsgeist an den Tag legen. Gegenüber 
        öffentlichen Stellen ist die Caritas darüber hinaus ein produktives 
        Gegenüber im Sinne der uns anvertrauten Personen. Erfahrungsgemäß 
        hat die Demokratie ihr Ende bei den Armen. Hier funktioniert nicht mehr, 
        was im Staat oberstes Prinzip sein soll: Dass der einzelne Bürger 
        der Souverän dieses Staates ist. Die Caritas versucht daher notwendige 
        Beiträge zu leisten, dass sich die Gesellschaft auf ihre Gesamtverantwortung 
        besinnt. Sie überwindet die Anonymität der Hilfe des Staates, 
        weil sie Hilfe von Gesicht zu Gesicht leistet. Sie überwindet den 
        Markt, weil sie auch jenen hilft, die eben nicht marktfähig sind. 
         
        Eine wesentliche Herausforderung ist, das, was gut läuft genauso 
        im Blick zu behalten wie die Schwachstellen, die man sich zuerst noch 
        eingestehen muss. Auf dieser Haltung aufbauend, können private Organisationen 
        und öffentliche Stellen gemeinsam Schlüsse ziehen, wie wir künftig 
        besser und Ziel führend Menschen dazu befähigen, auf ihren eigenen 
        Beinen zu stehen und ihr Leben gut zu bewältigen. 
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 Armut ist weiblich 
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    Armut ist in Österreich zu einem überproportional 
      großen Maß weiblich – das Risiko „arm zu werden“ 
      ist für Frauen um mindestens 35% größer als bei Männern. 
      Mehr als 700.000 Frauen sind armutsgefährdet bzw. akut arm. Die Hauptursache 
      ist ihre Schlechterstellung beim Einkommen! Den jüngsten Auswertungen 
      der Armutskonferenz zufolge leben in Österreich 571.000 Frauen von 
      einem monatlichen Einkommen von unter 785 Euro. Außerdem sind Frauen 
      nicht nur häufiger von Einkommensarmut betroffen als Männer, sondern 
      bleiben auch diesen Benachteiligungen viel länger ausgesetzt. 
       Armut macht krank 
        Für Brigitte Hinteregger, Frauenbeauftragte der Stadt Graz, ist Armut 
        kein Schicksal, sondern die Folge der bestehenden Eigentumsverhältnisse. 
        Sie weist auf die drastisch gestiegene Zahl von SozialhilfeempfängerInnen 
        hin: „Vor zehn Jahren waren es 31.467 – im Jahr 2002 verzeichnete 
        das Sozialamt 67.211! Inzwischen ist ihre Zahl weiter gestiegen – 
        auch aufgrund der Langzeitarbeitslosen, betroffen sind vor allem Frauen“, 
        erklärt Hinteregger und betont: „Mit zunehmender Dauer der 
        Beschäftigungslosigkeit verschlechtert sich der Gesundheitszustand 
        der Betroffenen, steigt Perspektivenlosigkeit, während das Selbstwertgefühl 
        sinkt.“ 
       Hinteregger: „Nur wenige Frauen fördernden Maßnahmen 
        greifen.“   
         
        Die eigentliche Aufgabe der Sozialhilfe, Armut zu vermeiden bzw. Menschen 
        aus ihrer Armut herauszuholen, scheint fehlgeschlagen zu sein: Einer aktuellen 
        Studie zufolge sind Arme doppelt so oft krank wie Nicht-Arme, 32% leben 
        in Wohnungen mit undichtem Dach, Schimmelbefall oder feuchten Wänden 
        und 13% in überbelegten Wohnungen. Hinteregger weist auf ein weiteres 
        Problem hin: „Die Dunkelziffer jener Frauen, die eigentlich Anspruch 
        auf Sozialhilfe hätten, diese aber aus Angst davor, dass sie sie 
        einmal zurückzahlen müssen, nicht in Anspruch nehmen, ist sehr 
        hoch. Zu 90% sind allein erziehende Mütter und sehr viele Pensionistinnen 
        betroffen – allein in Österreich leben 700.000 armutsgefährdete 
        Frauen.“  
      Arbeit schützt vor Armut nicht 
        200.000 österreichische Frauen leben in akuter Armut. Davon wird 
        dann gesprochen, wenn neben finanzieller Schlechterstellung große 
        Einschränkungen in den grundlegenden Lebensbedürfnissen spürbar 
        sind, z. B. beim Beheizen der Wohnung oder beim Kauf von Lebensmitteln. 
        Auf die Steiermark bezogen wurden bislang 29.400 Frauen erfasst. 14.170 
        Frauen sind derzeit ohne jegliche Arbeit. „In all diesen Statistiken 
        ist das so genannte ‚working poor system‘ gar nicht mitgerechnet, 
        d. h. geringfügig Beschäftigte oder Immigrantinnen kommen gar 
        nicht vor“, so Hinteregger, „Zugenommen haben vor allem komplexe 
        Problemlagen und: Laut Arbeitsmarktservice ist man mit 45 Jahren bereits 
        „zu alt“, am Arbeitsmarkt ist man das schon mit 35!“ 
        „Die Zahlen des Wirtschaftsministeriums zeigen eine Einkommensschere 
        von 33% bei gleicher Position und gleicher Tätigkeit“, empört 
        sich Hinteregger, „im Handel beläuft sich diese Einkommensschere 
        sogar auf 40%! Jene Frauen, welche in Teilzeitjobs arbeiten, leisten tatsächlich 
        viele zusätzliche Arbeitsstunden, nur aus Angst, den Job zu verlieren 
        und so ist es leider oft der Fall, dass ein 20-Stunden-Halbtagsjob plötzlich 
        zu einem 30 Stunden Job mutiert.“  
      Ankunft an der „gläsernen Decke“ 
        Als einen Grund, warum Frauen soviel weniger verdienen als Männer, 
        nennt Hinteregger die Berufsunterbrechung wegen Kinderbetreuung: „Der 
        Einkommensknick nach der Karenz kann im gesamten Erwerbsleben nicht mehr 
        aufgeholt werden. Karenzierte Arbeitnehmerinnen verlieren durchschnittlich 
        10% ihres Ausgangsbezuges.“ Hinzu kommen Schwierigkeiten beim Wiedereinstieg, 
        oft auf einen schlechter bezahlten Job. „Frauen starten meist grundsätzlich 
        schon mit einem niedrigeren Einstiegsgehalt“, berichtet die Frauenbeauftragte, 
        „das beruht jedoch vor allem auf Vorurteilen seitens der Arbeitgeber 
        und auf fehlenden informellen Netzwerken bei Lohnbildungsprozessen.“ 
        Dies bestätigt auch Lisa Rücker vom Café Palaver, einer 
        Initiative des Grazer Frauenservice, und betont: „Frauen haben weitaus 
        geringere Aufstiegschancen als Männer und stoßen sehr rasch 
        an die so genannte gläserne Decke – das trifft auch Frauen 
        ohne Kinder.“ Laut Rücker herrschen immer noch die Klischeebilder: 
        „Mutter = gute Frau, Karrierefrau = böse Frau …dabei 
        heißt Karriere nichts anderes als Entwicklung“, so Rücker, 
        „das Kindergeld war ein Schuss nach hinten. Der Trend zur Teilzeitarbeit 
        steigt stark an, viele Frauen bekommen nicht einmal die Chance auf eine 
        Vollzeitarbeit.“  
       Rücker: „Viele Frauen bekommen nicht einmal die Chance 
        auf eine Vollzeitarbeit.“   
      Ohne Pensionsanspruch in die Pension … 
        „Nur wenige der Frauen fördernden Maßnahmen greifen“, 
        so Hinteregger, „sonst würde es nicht seit circa 10 Jahren 
        die gleichen Zahlen geben. Das AMS fördert zwar Qualifizierung, bietet 
        aber zugleich keine Kursprogramme, die mit einer Grundsicherung verknüpft 
        sind. Auf Präventivmaßnahmen gegen Frauenarmut wird kaum gesetzt!“ 
        Rücker bekrittelt, dass die Qualifizierungsmaßnahmen nur eine 
        kleine Zielgruppe ansprechen: „Es muss dringend ein situationsbezogenes 
        Grundsicherungsmodell entwickelt werden und auch Männer müssen 
        künftig verpflichtet werden, so wie z.B. in Schweden das Modell erfolgreich 
        läuft. Hier müssen auch Männer einige Monate, verbunden 
        mit einem Lohnausgleich, in Karenz gehen.“ Auch steuerpolitisch 
        sieht Rücker einigen großen Änderungsbedarf, zudem plädierte 
        sie für ein solidarisches Kranken- und Pensionsversicherungssystem. 
        „Derzeit (über-)leben rund 150.000 Frauen in Österreich 
        ohne Pension oder Fremdpension – sie haben Null Anspruch!“ 
        so Rücker, „Davon sind viele Betroffene nicht einmal Sozialhilfeempfänger.“ 
        Auch Hinteregger sieht hier dringenden Handlungsbedarf: „Aufgrund 
        der Pensionsharmonisierung sind die Durchrechnungszeiträume mit 40 
        Jahren jetzt noch höher – die Tendenz zu Frauenarmut steigt 
        dadurch immens, schließlich fallen z.B. Geringfügigkeit oder 
        Teilzeitarbeit in die Berechnung und drücken den letztendlichen Pensionsanspruch 
        extrem nach unten, auch wenn die Frau in den letzen 15 Jahren sehr gut 
        verdient hat.“ 
         
        Hinteregger fordert konkrete Maßnahmen für die Gleichstellung 
        von Frauen in allen Bereichen, „… wobei hier an ihren tatsächlichen 
        Lebensbedingungen angeknüpft werden muss!“ Im derzeitigen Tempo 
        würde es noch bis Mitte dieses Jahrtausends dauern, bis Frauen in 
        Führungspositionen endlich gleichberechtigt vertreten sein werden 
        ... 
       Claudia Windisch  
      Infos 
        Die Frauenbeauftragte der Stadt Graz und ihr Team bietet kostenlose und 
        anonyme Beratung in allen Fragen an: T 0316/872-4660, Fax 0316/872-4669 
        und im Internet www.frauenbeauftragte.at 
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    „Sucht führt zur Verarmung“  
      < Geishofer: 
      „Das Ziel der Suchtberatung und -therapie ist die Herstellung der 
      Fähigkeit zur Lebensbewältigung“   | 
  
   
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    Als Geschäftsführer der steirischen 
        Gesellschaft für Suchtfragen b.a.s. (betrifft abhängigkeit und 
        sucht), die ihre Beratungs- und Therapiestellen steiermarkweit betreibt, 
        verfügt Manfred H. Geishofer über eine Menge Datenmaterial zu 
        den Hintergründen von Sucht und Abhängigkeit. „Wenn in 
        unserer Klientel Arbeitlose mit 20% überproportional repräsentiert 
        sind, so hängt dies eher damit zusammen, dass wir einschlägige 
        Projekte mit dem AMS durchgeführt haben, um Menschen wieder jobfit 
        zu machen, als dass Armut und Arbeitslosigkeit die Gründe für 
        Alkoholismus und andere Suchterkrankungen darstellten.“ Gerade Alkoholkranke 
        kämen, so Geishofer, aus allen sozialen Schichten – „vom 
        Arzt über den Hochschulassistenten bis zum Arbeitslosen“. Daher 
        sei auch ein Ansatz, der davon ausgehe, dass die Beseitigung materieller 
        Sorgen zu einem Ende der Suchterkrankung führe, wenig Erfolg versprechend. 
        Aber: „Alle unsere Erfahrungen zeigen, dass umgekehrt Sucht in vielen 
        Fällen auf dem Weg über den Jobverlust zur Verarmung führt 
        – wie etwa das Beispiel eines Lehrers zeigt, dessen Alkoholikerkarriere 
        ihn bis zur Caritas-Schlafstelle führte.“  
         
         
        Darum sei auch die Arbeit der Suchtberatung und -therapie nicht primär 
        von dem Ziel geleitet, der Sucht ein Ende zu setzen: Geishofer: „Die 
        Intervention muss ganzheitlich sein, es geht darum, Lebensziele zu formulieren. 
        Den meisten ist natürlich wichtig, dass sie ihren Job behalten – 
        dann arbeiten wir genau darauf hin. Das Ziel ist immer die Fähigkeit 
        zur Lebensbewältigung. Neben der persönlichen Wertschätzung 
        für den betroffenen Menschen, die sich in dieser Zielsetzung ausdrückt, 
        wird damit auch die Gesellschaft entlastet, die sich Geld für Sozialhilfe 
        und Behandlungskosten spart.“  
        C.S. 
       b.a.s.-Beratungsstellen 
        Graz: Dreihackengasse 1, 8020 Graz, T (0316) 821199 | M office@bas.at 
         
        Die Adressen der b.a.s.-Beratungsstellen in Deutschlandsberg, Feldbach, 
        Hartberg, Kapfenberg, Leibnitz, Liezen, Mürzzuschlag, Schladming, 
        Voitsberg und Weiz finden Sie unter www.bas.at! 
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    Alte Menschen: Über 16% sind 
      armutsgefährdet  oder „Der Neoliberalismus 
      als basisdemokratische Verarmungsveranstaltung“ (Nikolaus Dimmel) 
       < Prof. Nikolaus Dimmel: „Das Drei-Säulen-Modell 
      der Pensionen geht an den Bedürfnissen der tatsächlich schlecht 
      Versorgten vorbei.“ | 
  
   
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      Die Referate des vierten Workshops 
        der diesjährigen vom Arbeitsmarktservice Steiermark veranstalteten 
        Denkwerkstätte am 13. April 2005 beschäftigten sich mit „Bastelbiographien 
        und sozialen Risiken im Alter“ (Nikolaus Dimmel) und „der 
        Matrix der sozialen Frage im Cyberkapitalismus“ (Klaus Firlei). 
        Der folgende Artikel stützt sich in erster Linie auf das Referat 
        von Prof. DDr. Nikolaus Dimmel vom Institut für Grundlagenwissenschaften 
        der juridischen Fakultät der Universität Salzburg.  
         Das 
        Bild einer alten Luxus- und Fun-Generation hält einem Vergleich mit 
        der Wirklichkeit nicht stand. 
      Acht Prozent von akuter Armut betroffen 
        Unterschiedlichste sozialstrukturelle Variablen haben Einfluss auf die 
        Armutsgefährdung. Das Alter ist einer dieser Einflussfaktoren. Alte 
        Menschen und Kinder sind besonders stark betroffen, wobei die Armutsgefährdungsquote 
        der über 65-Jährigen mit 16,4% im Vergleich der Altersgruppen 
        die höchste ist. Ein großer Teil der übrigen bekannten 
        Einflüsse wirkt im Alter weiter. Um Altersarmut analysieren zu können, 
        ist es nötig auch innerhalb der alten Menschen zu differenzieren. 
        Besonders alte Frauen leiden unter Armut. 8% der Menschen dieser Gruppe 
        sind von akuter Armut betroffen. Das bedeutet, dass sie im Winter nicht 
        genug Geld für die Heizung haben, abgetragene Kleider nicht austauschen 
        können, nicht einmal einmal pro Monat jemand zum Essen zu sich nach 
        Hause einladen können. Die Verteilung der Einkommen der Alten spiegelt 
        die Erwerbsbiografie. Nur ein Teil der PensionistInnen bekommt existenzsichernde 
        Eigenpensionen. Der Rest ist von Ausgleichszulagen und bedarfsgeprüften 
        Renten abhängig, um auf die Mindestpension zu kommen. Diese sichert 
        mit 663 Euro für Alleinstehende bzw. 1.030 Euro für Ehepaaregerade 
        das Überleben. 
      Armut in der Pension beginnt im Erwerbsleben 
        Stellt man die Frage, wie Altersarmut zustande kommt, lassen sich vier 
        Hauptfaktoren erkennen, die bereits lange vor der Pensionierung wirksam 
        werden: 1.) Fehlender oder eingeschränkter Arbeitsmarktzugang bzw. 
        Zugang zu Vollzeitbeschäftigung, 2.) Zu kurze Beitragszeiten in der 
        Pensionsversicherung, bedingt durch Unterbrechungen in der Erwerbsbiografie, 
        3.) Niedrige Eigenpensionen aufgrund niedriger Aktivbezüge, 4.) Scheidungsfolgen 
        nach Beendigung von Versorgungsehen. Diese erklären auch, warum Frauen 
        besonders stark von Altersarmut betroffen sind. So sind es im Normalfall 
        gerade sie, die Teilzeitjobs ausüben, einige Jahre bei den Kindern 
        zu Hause bleiben und im Falle von Scheidungen, selbst wenn sie wieder 
        Zugang zum Arbeitsmarkt finden, meist nur schlecht bezahlte Arbeit finden. 
        Doch mit der Ausbreitung von prekären und atypischen Arbeitsverhältnissen 
        und den immer größeren Pensionskürzungen im Falle von 
        Frühpensionierungen hat sich der Trend insofern verändert, als 
        auch immer mehr Männer von Altersarmut betroffen sind. Das Alter 
        ist also eine Phase der Vertiefung sozialer Ungleichheit als Folge kumulativer 
        Ungleichheit im Erwerbsleben. 
      Das Drei-Säulen-Modell geht an den Bedürfnissen der 
        tatsächlich schlecht Versorgten vorbei.  
        Anstatt Maßnahmen zur Reduzierung der Altersarmut zu ergreifen, 
        agieren Arbeitsmarkt- und Pensionspolitik in prozyklischer Weise. Etwa 
        ein Drittel der unselbstständig Erwerbstätigen arbeitet atypisch. 
        Von diesen atypisch Beschäftigten arbeiten ca. 20% Teilzeit, 7,2% 
        geringfügig. Atypische Arbeit steigert nicht nur das aktuelle Armutsrisiko, 
        sondern auch das Risiko im Alter arm zu sein. Der Bedarf nach Sozialhilfe 
        steigt bereits im Erwerbsalter. Doch während immer mehr ältere 
        Menschen immer früher aus dem Erwerbsprozess ausgeschlossen werden, 
        wird ihnen auch die Möglichkeit genommen, alternative Betätigungen 
        auszuüben oder in die Pension auszuweichen. 
         
        Besonders klar erkennbar wird die armutsproduzierende Politik angesichts 
        der Pensionsreform. Während in Deutschland schon darüber nachgedacht 
        wird, 2006 reale Pensionskürzungen durchzuführen, sind die Maßnahmen 
        in Österreich zurzeit noch subtiler. Die Pensionsreform 2003 war 
        der vorläufige Gipfelpunkt dieser Entwicklung. Sie brachte folgende 
        Maßnamen: 
      
        - Erhöhung der Abschläge bei vorzeitigem Pensionsantritt
 
        - „Hackler“ müssen mit 12% Pensionsverlust (3% pro 
          Jahr) bei Pensionsantritt mit 55/60 Jahren rechnen
 
        - Senkung des Steigerungsbetrages von 2% (Anspruch auf 80% der Bemessungsgrundlage 
          nach 40 Arbeitsjahren) auf 1,78% (80% nach 45 Versicherungsjahren)
 
        - Verlängerung des Durchrechnungszeitraumes von den 15 bzw. 18 
          besten Jahren auf 40 Jahre
 
        - Verschiebung der Pensionsanhebung
 
        - Erhöhung der pensionsbegründenden Kindererziehungszeiten 
          von 18 auf 24 Monate
 
        - Reduktion des Durchrechungszeitraumes pro Kind um 3 Jahre
 
        - Deckelung der Verluste auf 10% bis zum Pensionsantritt 2028
 
       
       Außer den letzten drei führen all diese Maßnahmen zu 
        Prekarisierung der Lebensverhältnisse alter Menschen, die schon in 
        jüngeren Jahren zur Mittel- und Unterschicht gehört haben. Das 
        stark propagierte Drei-Säulen Modell der Pensionssicherung mit staatlicher, 
        betrieblicher und privater Pensionsvorsorge geht an den Bedürfnissen 
        der tatsächlich schlecht Versorgten vorbei. Wer wenig verdient, wird 
        kaum Geld übrig haben, um in eine private Pensionsvorsorge einzuzahlen. 
        Dazu kommt, dass sowohl private als auch betriebliche Pensionen zwar stark 
        von Staat subventioniert sind, jedoch keine Sicherheit bieten. Bei beiden 
        Arten der Vorsorge kann die Pension tausender Menschen innerhalb eines 
        Tages Aktienkursverlusten zum Opfer fallen, sodass die Betroffenen vor 
        dem Nichts stehen. 
      Multiplikation der Belastungen 
        Ein großes Problem liegt in der Einführung von Selbstbehalten 
        und der regelmäßigen Erhöhung der Rezeptgebühr. Beides 
        führt zu einer Multiplikation der Belastungen. Sowohl Armut als auch 
        Alter erhöhen das Krankheitsrisiko. Selbstbehalte führen dazu, 
        dass immer weniger medizinische Hilfe in Anspruch genommen wird, was wiederum 
        dazu führt, dass bei rechtzeitiger Behandlung ungefährliche 
        Krankheiten schlimme Folgen haben können. In dem Ausmaß, in 
        dem sich der Staat aus seiner sozialen Verantwortung zurückzieht, 
        geht der Rechtsanspruch auf Hilfeleistungen verloren. Die Inanspruchnahme 
        von Sozialhilfe auf der einen und Hilfe durch private Charity-Organisationen 
        auf der anderen Seite lindert zwar akute materielle Not, verstärkt 
        aber die psychosozialen Auswirkungen von Armut. Hilfe im Sinne von Almosen 
        ist daran geknüpft, dass die Hilfsbedürftigen zu Bittstellern 
        werden, die beweisen müssen, dass sie tatsächlich gar nichts 
        mehr haben. Es entsteht eine Dynamik nach unten. Es gibt eine sehr hohe 
        Non-take-up-Rate: Personen, die Sozialhilfeleistungen in Anspruch nehmen 
        könnten, tun dies aus Scham nicht. Zusätzlich führen Scham 
        und eingeschränkte Bewegungsmöglichkeiten zu immer weniger Sozialkontakten 
        und schließlich zur Vereinsamung. 
      Rhetorik um den Generationenkonflikt und Empirie 
        Immer wieder wird in den Medien, aber auch in der interessierten Fachwelt 
        der Generationenkonflikt beschworen. Immer mehr alte Menschen würden 
        die jüngere Generation ausbluten. Aber: Beitragsleistungen und Konsum 
        teilen sich tatsächlich sozialstrukturell differenziert auf. Auf 
        der einen Seite stehen zum Beispiel manuell Beschäftigte, die auf 
        Grund der durchgehaltenen Arbeitsbelastungen im Schnitt mit knapp über 
        60 Jahren sterben, also nur wenige Jahre Pensionen konsumieren. Auf der 
        anderen Seite stehen gut verdienende Kopfarbeiter, die viele Jahre lang 
        hohe Pensionen konsumieren. Das Bild einer alten Luxus- und Fun-Generation 
        hält einem Vergleich mit der Wirklichkeit nicht stand. Dazu kommt, 
        dass MigrantInnen, die Pensionsbeiträge zahlen, meist nicht in die 
        Berechnungen einbezogen werden. Realistische Berechnungen zeigen, dass 
        der Bundesbeitrag zum Pensionssystem bis 2010 kontinuierlich sinken wird, 
        um dann bis 2015 auf das Niveau von 2004 anzusteigen. Das heißt, 
        dass wir tatsächlich weit entfernt von einem Pensionschaos sind. 
       
      Johanna Muckenhuber 
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 Steirische Schuldnerberatung 
        – professionelle Begleitung aus der Schuldenfalle  
        < Christoph Lösch von der Schuldnerberatung Steiermark: „Vor 
        allem auf dem Land wird das Problem Schulden oft noch tabuisiert.“ 
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    Es müssen nicht immer die 
        klassischen Statussymbole unserer modernen Konsumgesellschaft sein, wie 
        teure Autos, trendige Handys oder schicke Designerklamotten – oft 
        führen ganz „banale“ Umstände wie der Verlust des 
        Arbeitsplatzes, längere Krankheit oder einfach nur unerwartete Ausgaben 
        (etwa für Reparaturen) direkt in die Schuldenfalle. Das Konto ist 
        schnell einmal überzogen und einen weiteren Kredit zu bekommen, durch 
        den die Finanzierung der heiß begehrten oder der bitter benötigten 
        Güter wieder „problemlos“ machbar ist, scheint heutzutage 
        geradezu ein Kinderspiel zu sein – allerdings oft mit bösen 
        Folgen. Einmal in der Schuldenfalle gefangen, gelingt es den Betroffenen 
        und ihren Angehörigen oft nur mit größter Mühe, erfolgreich 
        einen Weg heraus aus dem finanziellen Debakel zu finden und ihr Leben 
        von Grund auf neu zu organisieren. 
         
          Seit 
        1995 gibt es für unselbstständig Beschäftigte (Nicht-UnternehmerInnen 
        bzw. ehemalige UnternehmerInnen) die Möglichkeit, den so genannten 
        Privatkonkurs anzumelden. Das Ziel dieses speziell auf Privatpersonen 
        zugeschnittenen Verfahrens ist es, dem grundsätzlich zahlungswilligen 
        Schuldner die Chance auf einen wirtschaftlichen Neubeginn zu geben. Dieser 
        soll durch die Festsetzung einer bestimmten Rückzahlungsquote der 
        Schuldensumme, die den Einkommensverhältnissen des Schuldners entspricht 
        und mit Hilfe eines Zahlungsplanes die realistische Chance bekommen, sich 
        mit eigener Kraft aus seiner finanziellen Notlage zu befreien. Seit dieser 
        Zeit gibt es in allen Bundesländern bevorrechtete Schuldnerberatungen, 
        die als gemeinnützige Institutionen nicht nur das Recht haben, den 
        Schuldner vor Gericht zu vertreten, sondern die auch bei der Erstellung 
        eines außergerichtlichen Ausgleichs kostenlos Unterstützung 
        geben. 
      Die steirische Schuldnerberatung, bis dahin vom Verein „Rettet 
        das Kind“ getragen, wurde mit Jänner 2002 auf Initiative von 
        Soziallandesrat Kurt Flecker völlig neu aufgezogen. In Zusammenarbeit 
        von Sozialressort des Landes Steiermark, AMS, Caritas und BFI wurde ein 
        landesweit flächendeckendes Angebot an Beratungsstellen geschaffen, 
        durch das im Bedarfsfall eine schnelle und kompetente Beratung zur Verfügung 
        gestellt wird. Von den beiden Zentralen Graz und Kapfenberg aus werden 
        Sprechtage in weiteren 13 Bezirksstädten angeboten und durch die 
        rasche telefonische Erstabklärung werden die oft langen Wartezeiten 
        der Vergangenheit vermieden. Die Finanzierung der Organisation, die rund 
        20 Mitarbeiter beschäftigt, erfolgt zu knapp drei Viertel von Seiten 
        des Landes, das restliche Viertel wird vom AMS getragen; die Gesellschafter 
        der Schuldnerberatung GmbH sind je zur Hälfte die Caritas und das 
        BFI.  
      Mit Christof Lösch, dem Geschäftsführer 
        der Schuldnerberatung Steiermark GmbH, sprach Korso Sozialforum über 
        die vielfältigen Aufgaben der Schuldnerberatung und die Entwicklungen, 
        die sich in den vergangenen Jahren im Schuldnerbereich abgezeichnet haben: 
      Was kann man als Betroffener zunächst einmal tun, wenn man bemerkt, 
        dass man sich in einer kritischen Überschuldungssituation befindet? 
       Es ist in einer solchen Situation sicher sinnvoll, auf jeden Fall zunächst 
        einmal die Steirische Schuldnerberatung zu kontaktieren, bevor man sich 
        in die Hände oft recht dubioser kommerzieller „Schuldenberater“ 
        begibt oder gar in schicksalsergebener Untätigkeit verharrt. Am besten 
        meldet man sich bei uns zu einer telefonischen Erstabklärung an. 
        Nach sehr kurzer Wartezeit – im Durchschnitt sind es zwei Arbeitstage 
        – werden die Betroffenen dann von unseren BeraterInnen zurückgerufen. 
        Ein beträchtlicher Teil der Fälle kann so bereits im Vorfeld 
        erfolgreich abgeklärt werden. Das hatte in den vergangenen Jahren 
        u.a. zur Folge, dass die Anzahl der betreuten KundInnen zwar eine weiterhin 
        steigende Tendenz aufweist, aber die Zahl der Erstabklärungen sich 
        im selben Zeitraum (2001 bis 2003) nahezu verdoppelt hat. Der Anstieg 
        ist jedoch nicht in erster Linie Ausdruck einer sich drastisch verschlechternden 
        Situation, sondern auch darauf zurückzuführen, dass wir seit 
        der Neuorganisation unserer Strukturen wesentlich effizienter agieren. 
       
      Wie sieht nach dieser Erstberatung Ihre Hilfe im Weiteren aus? 
       Zunächst muss vorausgeschickt werden, dass die gesamte Beratung 
        im Rahmen unserer Institution kostenfrei ist. Den ersten Schritt setzt 
        der Kunde durch die Kontaktaufnahme zu uns aktiv, das dokumentiert mithin 
        auch seinen ernsthaften Willen, sein Leben selbstverantwortlich zu ändern. 
        Die Schuldnerberatung, die wir den von Überschuldung betroffenen 
        Menschen anbieten, ist Teil einer umfassenden Lebensberatung, Wir betrachten 
        Schulden nicht isoliert von der sozialen und psychischen Situation der 
        Betroffenen, unsere Lösungen bauen auf diesen ganzheitlichen Sichtweise 
        auf. 
         
        Zunächst, als ersten Schritt, gilt es aber sich einen Überblick 
        über die Ist-Situation zu verschaffen, d.h. sämtliche Schulden 
        und Außenstände unserer KundInnen sowie ihre derzeitige Einkommenssituation 
        müssen möglichst genau abgeklärt und erfasst werden. Danach 
        gilt es den Ursachen der Verschuldung an die Wurzeln zu gehen: Schulden 
        sind meist Ausdruck von Problemen in anderen Lebensbereichen, etwa in 
        der Familie, am Arbeitsplatz oder die Folge eines Suchtverhaltens, z.B. 
        Alkohol, Glücksspiel oder Kaufsucht. Wir bieten mit unserem Team 
        von Fachleuten – und darüber hinaus in Zusammenarbeit mit den 
        anderen steirischen Sozialeinrichtungen - Hilfe an, damit die Betroffenen 
        ihre Probleme in den Griff bekommen können. Daran schließt 
        sich die härteste Phase: Mit viel Ausdauer und Beständigkeit 
        müssen unsere KundInnen den Rückzahlungsplan erfüllen, 
        um wieder den Weg in ein normales Leben zu finden.  
      Was sind Ihrer Erfahrung nach die häufigsten Ursachen für 
        eine Verschuldung? 
       Das Problem der Privatverschuldung ist von dem der Armut gewissermaßen 
        entkoppelt zu sehen, auch Personen mit hohem Einkommen und sehr guter 
        Ausbildung können in eine Überschuldungssituation geraten. Die 
        Möglichkeiten für Schuldenanhäufung (Handy, Internetversandhandel 
        ...) sind auf jeden Fall vielfältiger geworden und der gesellschaftliche 
        wie auch von der Werbung ausgehende Druck ist riesengroß. Eine leicht 
        verfügbare „Einstiegsdroge“ bildet oft das Gehaltskonto, 
        über das heute generell ein großzügiger Überziehungsrahmen 
        angeboten wird. 
         
        Statistisch gesehen kommen in den letzten Jahren mehr junge Menschen zu 
        uns, die Ursachen für Schulden sind dort oft im Konsumverhalten zu 
        suchen. Daneben zählen in allen Altersgruppen missglückte Selbstständigkeit 
        oder Jobverlust zu den häufigsten Ursachen. Ein geringerer Anteil 
        entsteht aus Scheidungen bzw. Trennungen, dafür sind die Summen, 
        um die es geht, weitaus höher. In diesen Fällen kommt es auch 
        oft dazu, dass insbesondere Frauen infolge Bürgschaft oder Haftung 
        die Schulden des Partners übernehmen müssen. 
         
        Hat sich die Mentalität der Menschen in der Auseinandersetzung 
        mit dem Problem Überschuldung verändert? 
       Es lässt sich feststellen, dass es in manchen Regionen wesentlich 
        leichter ist mit den Betroffenen zu sprechen, etwa in den Industrieregionen 
        der Obersteiermark, als in den ländlichen Bezirken der östlichen 
        und südlichen Steiermark. Dort besteht oft noch eine sehr große 
        Zurückhaltung, das Problem „Schulden“ offen zu thematisieren. 
        Hier beginnt sich nur langsam ein gewisser Wandel in der Einstellung abzuzeichnen, 
        aber ich hoffe, dass wir es zustande bringen, in der Zukunft auch in diesen 
        Regionen vor allem mit den Jugendlichen einen offenen Dialog zu führen 
        und so zur Enttabuisierung der vermeintlichen Schande beizutragen. 
       Josef Schiffer 
       Kontakt: Schuldnerberatung Steiermark GmbH, T (0316) 
        37 25 07 | M office@schuldnerInnenberatung.at 
        Öffnungszeiten: Mo bis Do 8.00 bis 17.00 | Freitag 8.00 bis 14.00 
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